Die Tragik des Hörens

Hören ist einer der höchst angesehensten Sinne. Neben der menschlichen Verständigung ist für viele die Musik eines der schönsten Hör-Erlebnisse. So auch für mich. Ich habe allerdings das Gefühl, dass gerade jene Menschen, welche die Musik am meisten lieben häufiger die sind, welche einen Hörverlust erleiden. So erlebte ich schon bei einigen Verwandten und Musikern in meinem Bekanntenkreis wie sich Ihr Gehör drastisch verschlechterte. Da man aus reiner Wahrscheinlichkeit in diesen Fällen eher von einer Überbelastung ausgehen muss, als von einer ironischen Fügung des Schicksals, scheint diese Beobachtung nicht allzu überraschend. Dennoch ist sie nicht weniger tragisch.

Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit ein eindrückliches Erlebnis. Während eines Treffens bei dem ich einen älteren, preiswerten Verstärker kaufen wollte, stellte sich mir ein Mann vor. Er erzählte mir, warum er sich von diesem Gerät, welches er eigentlich so schätzte, trennen wollte. Ihm war ein Arbeitsunfall an einer Baustelle passiert, bei der er einem so lauten Geräusch ausgesetzt war, dass er seit dem an einer Ohren-Übersensibilität litt. Jegliche laute Geräusche entwickelten sich für ihn in ein Pfeifen, welches unerträglich laut erklang. Deshalb war an seinen ehemaligen Musikgenuss nicht mehr zu denken. Was für eine Tragik. Normalerweise können Menschen mit schlechten Ohren durchaus noch  viel Freude an allen übrigen Frequenzen empfinden, in diesem Sonderfall war es jedoch noch schlimmer.

Das prominenteste Beispiel von Taubheit ist wahrscheinlich Ludwig van Beethoven. Der deutsche Komponist und Pianist wurde im jungen Alter von 27 anfänglich taub bis hin zu einer völligen Gehörlosigkeit. Das musikalische Verständnis und Talent in ihm war jedoch so ausgeprägt, dass er trotzdem weiter komponierte. Die Musik spielte in ihm mit.

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