Fragen zur Vorlesung 06

1. Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und
begründen Sie die Auswahl.

Als zentralen theoretischen Aspekt aus der Vorlesung sehe ich die Folge aus Exklusion -> Separation -> Integration -> Inklusion -> Begriff „Inklusion“ überwunden. Ich selbst hatte das Präkonzept, dass das Ziel von Inklusion – auch wenn das redundant klingen mag – natürlich „Inklusion“ sein muss. Bei genauerer Betrachtung ist es aber erstaunlich schlüssig, dass „Inklusion“ erst dann erreicht sein kann, wenn der Begriff, der ja als solcher schon kategorisiert und damit trennt, überwunden ist. Für mich ist dieser Aspekt des „Normalwerdens“ der Zusammenarbeit von Kindern mit und ohne Handicap eine gute und erstrebenswerte Definition von Inklusion.

2. Betrachten Sie bitte Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen im Gemeinsamen Unterricht und reflektieren Sie kritisch folgende Fragen:

a. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (z.B. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).

Ich ging selbst in den Jahren von 1992-2006 in Hamburg zur Schule und Inklusion war dort kein Thema. Es herrschte dort bildungstechnische Segregation. Ich selber hatte einen Grundschulfreund, bei dem in der dritten Klasse eine Lernbehinderung festgestellt wurde. Während wir anderen Kinder nach der vierten klasse auf Haupt- und Realschulen oder aufs Gymnasium kamen, ging mein Freund im Anschluss auf eine Sonderschule, auf der nur Kinder mit Behinderung waren und es entsprechende „Sonderschullehrer“ gab. Ich habe diesen Vorgang weder damals noch heute groß hinterfragt. Heute arbeitet der Freund als Garten- und Landschaftsbauer und erscheint mir glücklich, trotzdem frage ich mich nun, ob er zu dieser Zeit aus seiner Lerngruppe herausgeholt und behindert werden (Modell von Behinderung) musste.

Nachdem meine eigene Schulzeit also, bis auf den beschriebenen Fall, keine Berührungspunkte mit Inklusion oder Behinderung mehr hatte, begegnete mir „die Inklusion“ erst wieder in Bremen. Im Rahmen meines Praktikums an einer Oberschule in Bremen-Vahr, besuchte ein Schüler mit Förderbedarf eine sechste Klasse, in der ich einige Male hospitierte. Es handelte sich hier aber in meinen Augen eher um „exkludierende Inklusion“. Der Schüler durfte im Unterricht mitmachen, saß aber an einem Tisch ganz außen in der Nähe des Lehrers. Er störte häufig den Unterricht durch Zwischenrufe und z.T. durch Aufstehen. Die Lehrkraft erschien mir hier eher hilflos, da sie auch noch eine ganze Klasse zu unterrichten hatte, in der auch nicht alle SuS ruhig und still waren.

b. Welchen Meinungen zur Inklusion sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen an Schulen, insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien, begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Bei meinem Praktikum im Alten Gymnasium in Bremen hatte ich keinen Kontakt zu SuS mit Förderbedarf, auch kam es hier zu keinen Gesprächen über Inklusion. An der oben erwähnten Oberschule jedoch war es unter den Lehrkräften mit denen ich sprach oder deren Gespräche ich im Lehrerzimmer mitbekam Konsens, dass Inklusion an und für sich ein gutes und erstrebenswertes Konzept sei, man sich in der Umsetzung aber allein gelassen fühle. Ich erinnere eine Lehrkraft, die die Inklusion nach einer anstrengenden Stunde mit einem Schüler mit Förderbedarf einmal als „großen Quatsch“ bezeichnete.

Ich selber bin der Meinung, dass Inklusion richtig und wichtig ist, aber auch die notwendigen Ressourcen dafür bereitgestellt werden müssen. Es kann nicht sein, dass die Politik etwas beschließt und dann – vereinfacht gesprochen – sagt: „Macht mal!“. Wir brauchen mehr Lehrkräfte, mehr Pädagogen, kleinere Klassen!

c. Was sind ihrer Meinung nach die größten Chancen und Herausforderung der schulischen Inklusion?

Eine große Chance der schulischen Inklusion besteht darin, dass sich SuS mit und ohne Handicap und/oder Förderbedarf kennen lernen, und zwar als Menschen. Man sollte nicht vergessen, dass die einen – nämlich die „normalen“ SuS – einmal über die anderen „herrschen“ werden, sei es wörtlich in der Politik oder als die Bevölkerungsgruppe, die nun einmal mehr Einfluss in der Gesellschaft haben wird als jene, die eingeschränkt sind. Insofern ist es wichtig, dass wir uns als Menschen kennen lernen, nicht als diffuse Gruppe der „Anderen“, über die man im Zweifel hinweg entscheiden kann.

Die größte Herausforderung der schulischen Inklusion ist in meinen Augen, allen SuS gerecht zu werden, den Starken und Schwachen, denen mit und ohne Förderbedarf. Um dies leisten zu können, wiederhole ich meine Forderung: Mehr Lehrkräfte! Mehr Pädagogen! Kleinere Klassen!

3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika. Entweder zur schulischen Inklusion oder zur beruflichen Inklusion bzw. zum Übergang Schule-Beruf.

Aufgabe zur schulischen Inklusion: Wie genau werden die SuS mit Förderbedarf in den Unterricht eingebunden? Passiert dies organisch oder kann man als Außenstehender sofort erkennen, wo Inklusion „angewendet wird“?

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