Kognitive Dimensionen von Heterogenität

In der vergangen Vorlesung zum Thema „Kognitive Dimensionen von Heterogenität” wurden die Einflüsse von Intelligenz und Vorwissen auf den Lernerfolg von Schüler*innen vorgestellt. Diese Aspekte sollen im Folgenden genauer beleuchtet werden.

Die Korrelation zwischen Vorwissen und kristalliner Intelligenz besteht in jedem Fall. Jedoch kann man von dieser wechselseitigen Beziehung nicht immer in gleichem Maße auf den jeweils anderen Faktor schließen. So hat die kristalline Intelligenz zwar im Kindergarten und der ersten Klassenstufe einen Einfluss auf die mathematischen Kompetenzen von Schüler*innen, jedoch nimmt der Einfluss derselben im Verlauf der Schulzeit ab. So sinkt er zwischen der ersten und dritten Klassenstufe um etwa die Hälfte. Ein viel besserer Indikator um den Lernerfolg im Fach Mathematik etwa in der vierten Klasse festzustellen, ist hierbei die mathematischen Kompetenzen aus früheren Schuljahren heranzuziehen. So ist der Einfluss der mathematischen Leistungen in der zweiten Klassenstufe auf diese Kompetenzen der vierten Klasse etwa viermal höher als der Einfluss der kristallinen Intelligenz in der dritten Klasse.

Eine mögliche Art den Einfluss von Vorwissen und Intelligenz in einem bestimmten Wissensfeld zu bestimmen ist etwa diejenige, die Schneider, Körkel und Wienert 1989 nutzen. Hierbei wird den Probanden ein Text über ein bestimmtes Thema vorgelesen. Die Aufgabe der Probanden ist es danach den Inhalt des Textes möglichst genau wiederzugeben. Die untersuchten Personen werden in vier Kategorien unterteilt:

– Hohes Vorwissen und hohe Intelligenz

– Hohes Vorwissen und niedrige Intelligenz

– Niedriges Vorwissen und hohe Intelligenz

– Niedriges Vorwissen und niedrige Intelligenz

Unterschiedliches Vorwissen begegnet einem als Lehrkraft natürlich vorallem zu Beginn der Schulzeit. Während meines Orientierungspraktikums wurde mir beispielsweise von der Lehrkraft mitgeteilt, dass eins der Kinder zuhause zweisprachig mit Deutsch und Englisch aufgewachsen ist. Dies wird dem Schüler natürlich zu Beginn des Englischunterrichts in der dritten Klasse von Vorteil sein.

Doch auch ein weiterer Schüler der Klasse neigte dazu hin und wieder Phrasen oder Fragen auf Englisch zu äußern. Hierbei habe ich ihm oft auf Englisch geantwortet. Dies freute ihn, da er das Gefühl hatte sich teilweise in einer anderen Sprache verständigen.

Vorwissen im Bereich der Mathematik wurde während des Durchzählens im Morgenkreis sehr deutlich, Einige der SchülerInnen hatten keine Probleme damit bis 20 durchzuzählen, einige andere haben jedoch schon Probleme dabei im Zahlenraum bis 5 fehlerfrei mitzuzählen. Tatsächliche falsche Annahmen über das Vorwissen von SchülerInnen sind mir meines Wissens nach jedoch nicht begegnet.

Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig zu Schulanfang einen starken Bezug zwischen dem Vorwissen und dem kommenden Lernerfolg herstellen zu wollen. Sicherlich wird es einige SchülerInnen geben, die durch Einflüsse aus ihrem familiären Umfeld vielleicht schon Vorwissen im Bereich der Mathematik oder des Lesens und Schreiben haben. Diese werden jenes Vorwissen auch nutzen können, um im Schulalltag besser zurechtzukommen. Der Umkehrschluss ist hierbei für mich aber nicht zwingend gegeben. Nur weil ein Kind kein herausragendes Vorwissen zu Beginn des Schulunterrichts vorweist bedeutet das meiner Meinung nach nicht, dass dieses Kind auch langfristig in den betroffenen Fächern hinter seinen Klassenkameraden zurückhängen wird. Eine interessante Studie wäre meiner Meinung nach, zu untersuchen, inwiefern das Vorwissen zu Anfang der ersten Klasse einen Einfluss auf die Entwicklung im Verlauf des ersten Schuljahres (oder noch weiteren) hat. Dies wäre jedoch ein sehr umfassendes Projekt und nicht während eines normalen Praktikums durchführbar.

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