Abschlussreflexion

Im Rahmen der Baumhet-Ringvorlesung zum Thema Heterogenität in der Schule wurden verschiedene Aspekte der Heterogenität beleuchtet, hierbei wurde insbesondere auch auf deren Bezug zu einzelnen Fächern Bezug genommen. Diesbezüglich soll im Folgenden anhand von theoretischen Erkenntnisssen, fachdidaktischen Aspekten und eigenen Erfahrungen eine Reflexion dieser Vorlesung durchgeführt werden.

Der Einfluss von Heterogenität im Unterricht wurde mir durch die Vorlesung noch einmal besonders gezeigt. Heterogenität umfasst sehr viele Bereiche und wirkt sich somit auch in vielen unterschiedlichen Arten auf den Unterricht aus. Dies kann durch Lernertypen, Leistungsheterogenität. Geschwindigkeit, Lernbereitschaft, den sozio-kulturellen Hintergrund oder viele andere Aspekte geschehen. Als Lehrkraft hat man die Aufgabe all diese Aspekte zu berücksichtigen und muss dabei die Entwicklung dieser Bereiche bei allen Schüler*innen beobachten, was in vollem Ausmaß nicht immer möglich ist, da es eine enorme Herausforderung an die Lehrkraft stellt und hohe Kompetenzen und Wissen zu jedem dieser Bereiche erfordert. Diese können in dieser Form nicht in vollem Ausmaß in der Vorlesung behandelt werden. Dennoch sollte man um die Aspekte wissen und versuchen sein eigenes Handeln als Lehrkraft und ggf. auch als Schüler*in reflektieren um zu garantieren, dass die Heterogenität der Schüler*innen berücksichtigt wird und in die Unterrichtsplanung und das Unterrichtsgeschehen mit einfließt.

Meine beiden Hauptfächer sind Mathematik und Englisch, daher werden ich im Folgenden insbesondere auf diese Fächer Bezug nehmen.

Eine Erkenntnis auf Grundlage der dritten Vorlesung war hierbei beispielsweise, dass der Einfluss der mathematischen Leistungen in der zweiten Klassenstufe auf die mathematischen Kompetenzen in der vierten Klasse etwa viermal höher ist, als der Einfluss der kristallinen Intelligenz in der dritten Klasse. Somit sollte man als Lehrkraft besonders darauf achten, dass man bei der Bewertung der Schüler*innen objektiv bleibt und nicht dazu tendiert von den allgemeinen schulischen Leistungen oder der kristallinen Intelligenz auf Einzelleistungen zu schließen. Die Fähigkeiten in einzelnen Fächern unterscheiden sich von Kind zu Kind und müssen somit auch differenziert betrachtet werden. Natürlich ist es keine völlig neue Erkenntnis, dass Schüler*innen sehr unterschiedliche Leistungen von Fach zu Fach zeigen können. Dennoch ist das Ausmaß, in welchem sich der Einfluss einzelner Kompetenzen im Gegensatz zur rein kristallinen Intelligenz zeigt, sehr stark, was wiederrum erneut zeigt wie wichtig es ist, dass die Lehrkraft in ihren Bewertungen objektiv und differenziert arbeitet.

In der siebten Vorlesung wurde die Unterscheidung zwischen formalem und funktionalem Englischunterricht beleuchtet, diese Unterscheidung war mir vorher nicht bekannt und es war sehr interessant für mich diese beiden Aspekte des Fremdsprachenunterrichts kennenzulernen. Am Ende des Semesters habe ich eine Englischklausur aus dem letzten Semester wiederholt, welche ich zunächst geschoben hatte. Hierbei wurde auch auf die Unterscheidung zwischen “accuracy-” und “fluency-based activities” eingegangen. Erstere weisen hierbei sehr starke Ähnlichkeit zu den Übungsformaten des formalen Englischunterrichts auf, zweitere zu denen des funktionalen. Es ist meiner Auffassung nach sehr wichtig, um diese Unterscheidung als Englischlehrkraft zu wissen und somit war es für mich auch sehr interessant diese beiden Unterrichtskonzepte in der Vorlesung noch einmal vorgestellt zu bekommen.

Ein weiterer interessanter Aspekt der in der Vorlesung beleuchtet wurde war für mich die Untersuchung von Schneider, Körkel und Wienert von 1989. In dieser untersuchten sie den Einfluss von Vorwissen und Intelligenz in einem bestimmten Wissensfeld. Hierbei wurde den Probanden ein Text über ein bestimmtes Thema vorgelesen. Die Aufgabe der Probanden war es danach den Inhalt des Textes möglichst genau wiederzugeben. Die untersuchten Personen wurden hierbei in vier Kategorien unterteilt:

– Hohes Vorwissen und hohe Intelligenz

– Hohes Vorwissen und niedrige Intelligenz

– Niedriges Vorwissen und hohe Intelligenz

– Niedriges Vorwissen und niedrige Intelligenz

Die Kinder mit hohem Vorwissen konnte den Text hierbei genauer wiedergeben, als diejenigen ohne Vorkenntnisse. Da einem unterschiedliches Vorwissen als Lehrkraft natürlich vorallem zu Beginn der Schulzeit begegnet, ist es sehr wichtig, dass man als Lehrkraft berücksichtigt, ob auch die Schüler*innen, die vor der Einführung des Unterrichtsstoffes kein Vorwissen zum Thema hatten, während des Unterrichts eine Entwicklung mitgemacht haben. Also muss man als Lehrkraft nicht nur diejenigen Kinder als “Norm” ansehen, die bereits Vorwissen zum jeweiligen Thema mitgebracht haben, sondern muss ebenso berücksichtigen, dass Kinder ohne Vorkenntnisse nicht im Unterricht hinterherhängen, weil sie als “langsamere” Lerner angesehen werden. Die Kinder, die keine Vorkenntnisse mitbringen stellen zwar eine größere Herausforderung an die Lehrkraft, sind jedoch keineswegs “langsamer” als die Schüler*innen mit Vorkenntnissen, sie brauchen einfach eine grundlegendere Einführung in die Themenkomplexe, können aber in anderen Themen oder Fächern vielleicht einen Wissensvorsprung vorweisen.

Faktoren, durch die Schule versucht die Heterogenität einzelner Schüler*innen zu berücksichtigen zeigen sich auf viele unterschiedliche Weisen. Hierbei stellt die Schulform natürlich die deutlichste Form der Gliederung und Unterteilung dar. Schüler*innen werden aufgrund ihrer Leistungen, ihrer Lerngeschwindigkeit und sonstigen Aspekten in unterschiedliche weiterführende Schulen eingeteilt. Dies zeigt sich auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Maße. Die erste Assoziation, die man als Schüler*in und vielleicht auch danach hat ist, dass die “klugen” Kinder aufs Gymnasium gehen, während die “langsameren” oder “dümmeren” Kinder auf die Hauptschule (oder Oberschule) gehen. Aus meiner Erfahrung ist diese Assoziation auch nicht unbegründet. Die meisten Kinder, die man früher kannte und die die Hauptschule besuchten, neigten dazu rauferischer zu sein, in der Schule viel “Mist” zu bauen oder sonst negativ aufzufallen. Es gibt aber sowohl an Hauptschulen, als auch an Gymnasien Ausnahmen. Man hatte immer ein paar Schüler*innen bei denen man sich fragte, wieso sie das Gymnasium besuchen, sei es aufgrund von mangelndem Allgemeinwissen oder auch fehlender Motivation sich in jedweder Form am Unterricht zu beteiligen. Dieser Aspekt zeigt aber rückführend auch, dass die Entwicklung in den ersten vier Schuljahren nicht immer eine langfristige Einteilung einzelner Schüler*innen in spätere Schulformen bedingen kann. Für die meisten Schüler*innen mögen diese Entscheidungen auch im Bezug zu ihrer Lernbereitschaft und Motivation stehen, aber auch diese kann innerhalb weniger Jahre sinken. Der Gedanke die Schüler*innen auf Grundlage ihrer Leistungen auf unterschiedliche Schulformen aufzuteilen ist meiner Meinung nach nicht schlecht, langfristig aber vielleicht nicht für jedes Kind die beste Entscheidung. Natürlich kann dies auch im Bezug zu der Einteilung nach vier Schuljahren bewertet werden und die sechsjährige Grundschule, wie in Brandenburg und Berlin, berücksichtigt die Bedürfnisse oder Entwicklungsschritte einzelner Schüler*innen besser. Dies kann ich auf Grundlage meiner Erfahrungen jedoch nicht bewerten.

Verschiedene Unterrichtsformen berücksichtigen verschiedene Lernertypen, beispielsweise können manche Kinder besser selbstständig lernen, in Gruppen oder lehrerzentriert. Somit wird durch die Abwechslung verschiedener Unterrichtsformen versucht die Heterogenität der Schüler*innen zu berücksichtigen.

Ein Aspekt, der meiner Meinung nach für uns als Lehrkraft die wohl größte Herausforderung darstellt ist die Heterogenität im Bereich der Sprache. Hierbei nehme ich nicht Bezug zur allgemeinen Vielfalt der Muttersprachen, wie sie im Großteil der Grundschulklassen auftritt, sondern die Heterogenität im Bezug auf die Deutsche Sprache. Falls Schüler*innen eine(n) andere(n) Lerngeschwindigkeit, Lerntyp, sozio-kulturellen Hintergrund, Entwicklungstand im Bereich der Motorik aufweisen oder sich auf andere Art und Weise von ihren Mitschüler*innen unterscheiden, so kann es mit genügend Bereitschaft der Lehrkraft dennoch gelingen, diese in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus stellt es jedoch eine sehr viel größere Herausforderung an die Lehrkraft dar, falls Schüler*innen sehr schlechte Deutschkenntnisse aufweisen. Hierbei ist die Kommunikation zwischen den beiden Parteien erschwert und ohne Dolmetscher*in findet sich auch nur sehr schwer eine Lösung mit diesem Problem umzugehen. Daher denke ich, dass insbesondere der Aspekt der Heterogenität der (deutschen) Sprache während des Studiums erneut aufgegriffen werden sollte, da er an die Lehrkraft die wohl größte Herausforderung stellt, insbesondere wenn man nicht damit vertraut ist, wie man am besten mit dieser Situtation im Unterricht umgehen sollte. Ein Austausch mit anderen Student*innen oder Lehrkräften könnte hierbei natürlich helfen auf mehr Erfahrungen in diesem Bereich zurückgreifen zu können, jedoch ist auch dies nur bedingt hilfreich, da die Student*innen in diesem Bereich zumeist auf dem selben Wissensstand sind. Die Lehrkräfte haben auf Grundlage meiner persönlichen Erfahrungen auch noch große Probleme im Umgang mit rudimentären Deutschkenntnissen. Daher ist dieser Bereich der Heterogenität aus meiner Sicht sehr entscheidend und sollte im weiteren Studiumsverlauf erneut thematisiert werden.

Ein weiterer sehr interessanter Aspekt, der meiner Auffassung nach bisher nur sehr wenig beleuchtet wurde ist der Aspekt des Lernertyps. Kinder lernen auf sehr unterschiedlichen Wegen, hierbei fällt es manchen Schüler*inenn etwa leichter Dinge zu lernen, wenn sie darüber lesen, andere müssen etwas sehen oder praktisch erfahren, wieder andere lernen sehr gut mit Musik. Ich denke, dass es sehr interessant wäre mehr über diese Lernentypen zu lernen, hierbei ist meiner Meinung nach insbesondere der Bezug zur praktischen Nutzung dieses Wissens entscheidend. Es würde nur wenig helfen, wenn etwa erwähnt würde, dass es unterschiedliche Lernertypen gibt und was diese ausmacht, diesen Aspekt hat man während des Studiums schon mehrfach gehört. Doch insbesondere, wie man einen bestimmten Lernertyp feststellen kann oder wie man am besten ein möglichst breites Spektrums dieser Lernertypen bei der Unterrichtsplanung abdeckt wäre ein sehr interesssanter Aspekt. Dieser sollte meiner Meinung nach im weiteren Verlauf des Studiums aufgegriffen werden. Natürlich stellt das Berücksichtigen mehrerer Lernertypen zeitgleich auch eine große Herausforderung an die Lehrkraft dar, da die Planung des Unterrichts maßgeblich von diesen Lernertypen beeinflusst werden (sollte).

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