Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

In der sechsten Vorlesung haben wir einen Einblick in die Mehrsprachigkeit in Deutschland erhalten. Hierbei wurde der Fokus vorallem auf den Erwerb von Zweitsprachen und allgemeiner Mehrsprachigkeit und deren Einfluss auf die Schule gelegt. Auf die sprachliche Entwicklung in der Schule soll in diesem Beitrag genauer eingegangen werden.

Im Bezug auf die schulische Entwicklung von Kindern hat die Sprache einen sehr großen Einfluss. Obwohl eine Bildungsgerechtigkeit für alle Schülerinnen und Schüler geschaffen werden soll, werden Kinder oft durch schlechtere Sprachkenntnisse in der Landessprache benachteiligt. Aus diesem Grund wurde bereits in mehreren Bundesländern die Sprachbildung und der Umgang mit Mehrsprachigkeit als ein fester Bestandteil des Lehramtstudiums etabliert.

Wenn ein Kind zu Beginn der Schulzeit einen Rückstand in der sprachlichen Entwicklung der Unterrichtssprache vorweist, so kann dies einen großen Einfluss auf die weitere schulische Laufbahn des Kindes haben. Wenn etwa am Ende der vierten Klasse entschieden werden soll, ob das Kind eine Empfehlung für das Gymnasium bekommt oder aber auf die Oberschule kommt, hat die Sprachbildung oft einen nicht unbedeutenden Einfluss. Daher ist es sehr wichtig, das Kind schon zu Beginn der Schulzeit zu fördern, um diesem eine bestmögliche Sprachbildung zu ermöglichen. Hierbei muss auch festgestellt werden, an welchen Punkten das Kind Probleme aufweist. Das Erlernen von Deutsch als Alltagssprache fällt vielen Kindern etwa schon sehr leicht und kann oft innerhalb von 6 Monaten erlernt werden. Die komplexere Bildungssprache, die einen Großteil der Sprache in der Schule ausmacht ist jedoch deutlich schwieriger zu erlernen. Daher ist es sehr wichtig herauszufinden, welche Kinder an welchen Stellen Probleme im sprachlichen Verständnis oder der Kommunikation aufweisen. Eine Förderung der muttersprachlichen Kenntnisse kann entgegen der allgemeinen Annahme auch einen positiven Einfluss auf die sprachliche Entwicklung in der Zweitsprache bewirken, etwa im Umgang mit mathematischen Kontexten. Somit ist es sehr wichtig zu untersuchen, an welcher Stelle wie gefördert werden kann.

In meiner eigenen Schulzeit habe ich kaum Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit gemacht. Das Erlernen meiner Zweitsprache Englisch begann im dritten Schuljahr und ab der 6. Klassenstufe habe ich Latein gelernt. Jedoch habe ich im Lateinunterricht nicht wirklich viel gelernt, das ich nach wie vor abrufen kann, außer einiger weniger einfacher Vokabeln. Auch meine Klassenkameraden haben meines Wissens nach in der Grundschule keine weiteren Muttersprachen neben Deutsch gehabt. Ich bin in einem kleinen Dorf zur Grundschule gegangen, in welchem es kaum Einwohner mit Migrationshintergrund gab und somit auch niemanden in meiner Klasse.

Während meiner Praktika war dies jedoch sehr anders. Der Großteil der Schüler*innen in der Klasse hatten einen Migrationshintergrund und es gab viele Kinder, die neben Deutsch eine andere Muttersprache hatten, wie etwa Polnisch, Türkisch, Arabisch, Griechisch, Kurdisch und viele weitere. Für einige Kinder, die noch sehr große Probleme mit der deutschen Sprache hatten, weil sie nicht ihre Erstsprache war, wurde einmal täglich ein Sprachlernkurs angeboten, in welchem die Kinder ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern konnten. Ich denke, dass in größeren Städten der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund deutlich höher ist und daher ist es für und Studierende in Bremen besonders wichtig, um diesen Umstand zu wissen. Die Sprachbildung und der Umgang mit Mehrsprachigkeit sollte daher meiner Meinung nach bundesweit ein fester Bestandteil des Lehramtstudiums werden.

Ich denke, dass es besonders wichtig ist, bei der Unterrichtsgestaltung darauf zu achten, welches Sprachniveau die Kinder in der deutschen Sprache haben. Hierbei ist es auch Sicht der Lehrkraft wichtig, sich bei der Gestaltung der Aufgaben verständlich auszudrücken, damit die Kinder etwa im Mathematikunterricht keine Probleme bekommen, nur weil sie die Aufgabe sprachlich nicht verstehen. Als Praktikant ist es aber ebenso wichtig, um schwierige Satzbausteine zu wissen, diese erkennen zu können und Kindern, die noch Probleme beim Verständnis haben, an diesen Stellen helfen zu können. Aus dem Seminar zum Spracherwerb wurden hier schon einige Grundlagen gelegt.

Für den Unterricht an deutschen Schulen ist es sehr wichtig, die Mehrsprachigkeit der Schülerinnen und Schüler anzuerkennen und auch zu thematisieren. Die Kinder sollten hierbei motiviert sein, ihre Individualität zum Ausdruck zu bringen und sowohl von ihren eigenen Sprachen berichten, als auch Interesse an den Sprachen der anderen Kinder zu zeigen. Eine Förderung im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften für z.B. Türkisch ist hierbei auch eine Form, die Mehrsprachigkeit der Kinder außerhalb des Elternhauses zu fördern.

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