Kognitive Heterogenität

  1. Welche Rolle spielen Intelligenz und Vorwissen für erfolgreiches Lernen? In welchem Verhältnis stehen diese beiden Heterogenitätsdimensionen zueinander? Wie hat man ihren jeweiligen Einfluss auf Lernerfolg empirisch untersucht? Und was bedeuten die Befunde für Schule und Unterricht?

Intelligenz und Vorwissen sind beide notwendig für ein erfolgreiches Lerne, da Intelligenz alleine nicht reicht zum lernen.

Intelligenz nützt nichts, wenn man nicht das nötige Wissen für dessen Anwendung hat und Wissen allein nützt nichts wenn man nicht die Intelligenz besitzt sie nützlich einzusetzen (vgl Gruber; Stamouli 2009, S.35). In einem Diagramm wurde die Leistung anhand einer Nacherzählung einer Fussballgeschichte in Abhängigkeit von Vorwissen und Klassenstufe ausgewertet (Schneider, Körkel & Weinert, 1989).

Es wurden die Klassenstufen 3, 5 und 7 in betracht gezogen und es wird deutlich, dass hohe Intelligenz und ein hohes Maß and Vorwissen vor allem bei den Drittklässlern eine gute Leistung erzielt. Bei den Fünft- und Siebtklässler sieht man jedoch, dass die meisten gute Leistung erzielen, dessen Vorwissen höher ist als ihre Intelligenz. Aus dem Diagramm lässt sich also schließen, dass beides, Intelligenz und Vorwissen, benötigt werden um gute Leistungen in der schule zu erbringen. In manchen Klassenstufen ist es leistungstragender eine hohe Intelligenz und ein hohes Vorwissen zu haben, zum Beispiel wie im Diagramm in der dritten Klasse, da man am Anfang der Schulzeit die Grundsteine für den späteren Lernstoff legt und die Kinder die Intelligenz brauchen ihr Vorwissen richtig zu nutzen.

Für die Schule bedeutet die Befunde, dass Kinder aufgrund ihrer allgemeinen Begabung und Intelligenz nicht bewertet werden können. Wenn man davon ausgeht, dass alle Kinder dasselbe Vorwissen besitzen und sie deshalb alle gleich unterrichtet, komme es zur Leistungsheterogenität. Hier unterscheidet man zwischen drei Effekten. Zum einen gibt es den Matthäus-Effekt, der besagt, dass wenn das Vorwissen die wichtigste Voraussetzung für den Lernerfolg ist, vergrößert der Unterricht diese unterschiede. Was also für alle „gut“ ist hilft letztendlich den „Besseren“ mehr, also denjenigen, die ein besseres Vorwissen haben. Eine anderer Effekt ist die Wechselwirkungen von Fähigkeiten zwischen Personeneigenschaften und Behandlung und Unterricht. Hier können durch „offene“ Aufgaben diejenigen gefördert werden, die aufgrund vom ausreichenden Vorwissen, gut zurecht kommen. Dadurch kommt es aber dazu, dass es mehr Unterstützungsbedarf bei Schülerinnen und Schülern mit ungünstigen Vorraussetzungen.

Der dritte Effekt ist die Homogene vs heterogene Lerngruppen zu bilden wo „stärkere“ Schülerinnen und Schüler mit „schwächeren“ zusammenarbeiten, ohne aber dabei zu leiden. Meistens bevorzugen aber nur die „schwächeren“ Schülerinnen und Schüler die heterogenen Gruppen.

  1. Einige Befunde zur Rolle von Intelligenz und Vorwissen beim Lernen waren für Sie möglicherweise überraschend. Oder Sie sehen einige der Forschungsergebnisse kritisch in Bezug auf Schule und Unterricht. Welche (Forschungs-)Fragen ergeben sich daraus (z.B. für Ihr Orientierungspraktikum)? Und wie könnten Sie diese Fragen beantworten?

Für mich persönlich überraschend war die Tatsache, dass das Vorwissen einflussreicher auf die Leistungen sind als die Intelligenz.

Fragen die sich mir gestellt haben sind zum einen:

 

  1. Am Ende des Vortrags wurden zwei verschiedene Adaptionsmodelle dargestellt. Finden Sie Praxisbeispiele zu jeder der in den Modellen genannten Reaktionsformen (Weinert, 1997) bzw. Adaptionsmöglichkeiten (Leutner, 1992).

Man unterscheidet bei dem Modell der Reaktionsformen von Weinert ( 1997) zwischen den vier Reaktionsformen: passiv, substitutiv, aktiv und proaktiv.

Bei der passiven Reaktionsform wird der Leistungsunterschied ignoriert und es wird sich am Durchschnittsschüler orientiert. Ein Beispiel wäre hier der Klassenarbeitsschnitt. Wenn der Schnitt bei 1,5 liegt, gehen Lehrkräfte davon aus, dass das Thema von allen verstanden wurde und fängt das neue Thema an, wodurch die zwei oder drei Schüler die eine fünf oder sechs geschrieben haben, ignoriert werden. Bei der substitutiven Form werden die Schülerinnen und Schüler nach Leistungen aufgeteilt zum Beispiel in eine lernstarke und eine lernschwache Gruppe. Bei der aktive Unterrichtsform kann der Unterricht an die lernrelevanten unterschieden angepasst werden und es entsteht ein adaptiver Unterricht. Hier wäre ein Beispiel, wenn die Klasse einen wochenlangen mit aufgaben bekommt, wo alle Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Arbeitstempo entscheiden kann. DurchWahl Aufgaben kann auch der Leistungsvorsprung der Leistungsstärkeren kompensiert werden. Die letzte from ist die proaktive Form, wo die gezielte Förderung der einzelnen, Lernschwächen  Schülerinnen und Schüler stattfindet. Hier bestimmt der Lehrende das Lerntempo (Helmke,2009).

Bei dem Modell von Leutner (1992) „Zweck vs. Umsetzung“ werden drei Reaktionsformen vorgeschlagen. Zum einen man, durch entsprechende Anpassung des Lernziels, die Lernschwachen Schülerinnen und Schüler fördern und an den jeweiligen Leistungsstand angepasst werden. Außerdem können Schülerinnen und Schüler, durch Anpassung der Lernmethode, sich gegenseitig helfen, zum Beispiel in gemeinsamen Lerngruppen. Zu letzt kann man noch die Lernzeit nach der jeweiligen Präferenz der Schülerinnen und Schüler anpassen, damit jeder sein eigenes Arbeitstempo hat durch, wie vorhin schon angesprochen, Wochenpläne.

Quellenverzeichnis

 

  1. Gruber, Hans: Stamouli, E. (2020). Intelligenz und Vorwissen. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (s.25-44). Heidelberg: Springer.
  2. Helmke, A. (2009). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber: Klett- Kallmeyer. (Kapitel 4.9)
  3. Schmidt-Borcherding, Florian: Umgang mit Heterogenität in der Schule. Die kognitiven Dimensionen von Lernerfolg: Intelligenz vs. Vorwissen, Vorlesung am 09.05.2023, Folie 23- 31.

11. Mai 2023. Schlagwörter: . Allgemein.



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