Inklusion an Schulen
Welche Bedeutung haben Modelle von Behinderung sowohl für behinderte Menschen und ihre Teilhabemöglichkeiten allgemein, als auch im Kontext Schule?
Modelle von Behinderungen bedeuten für Menschen mit Behinderung zumal, dass sie negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl behinderter Menschen haben. Man unterscheidet zwischen medizinischen/ individuelle Modelle von Behinderung und soziale Modelle von Behinderung.
In individuellen/medizinischen Modellen werden Behinderungen als Beeinträchtigungen gesehen. Es herrscht ein traditionelles Bild von Behinderungen, da dies der Fall in vielen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bereichen ist. Hier wird die Behinderung als tragisches Schicksal angenommen und den Menschen wird ihre Menschlichkeit abgesprochen. Anstatt Menschen mit Behinderung also als normale Mitbürger wahrzunehmen, werden sie in medizinischen Modellen eher bemitleidet. Das hat zur Folge, dass behinderte Menschen als hilfsbedürftig wirken, die keinerlei eigen Bestimmung in ihrem Leben haben.
Auf der anderen Seite gibt es soziale Modelle, welche die Beeinträchtigung der Menschen nicht als bemitleidenswert sieht, sondern als das “Außergewöhnlich-Sein” der Menschen. Die Behinderung wird als Ergebnis des gesellschaftlichen Zuschreibungs- und Ausgrenzungsprozesses aufgrund der negativen Bewertung des “Außergewöhnlich-Sein” gewertet. So wird ein genauer Blick auf die gesellschaftlichen Prozesse, in denen Behinderung produziert wird ermöglicht.
Ebenfalls kann den behinderten Menschen so suggeriert werden, dass nicht sie “falsch” sind, sondern die Gesellschaft die sie ausschließt, weshalb die Gesellschaft sich zu einer Gesellschaft von Gleichberechtigung verändern muss, wo Behinderte Menschen nicht ausgeschlossen werden sondern in die Gesellschaft mit eingebunden werden sollten. Das heißt: ihnen sollen Jobs ermöglicht werden und sie sollen Teil des normalen Alltags werden. Dies Gilt auch in der Schule.
Bildung ist ein Menschenrecht, wovon auch Menschen mit Behinderung profitieren dürfen. Das kann aber nur passieren, wenn gewisse Barrieren abgebaut werden und man auch innerhalb der Schule Inklusion schafft, das bedeutet, dass sich die Schule an die Schülerinnen und Schüler anpasst und nicht andersrum (vgl. Powell, Wagner 2014, S. 177). Zum Beispiel könnten mehr Fahrstühle in Schulen installiert werden für Rollstuhlfahrer, oder gemischte Schulklassen mit behinderten Kindern. Diese und viele weitere Möglichkeiten könnten es schaffen, Inklusion möglich zu machen.
Was entgegnen Sie, wenn im Kollegium jemand behauptet, inklusive Beschulung könne ihr/ihm keine_r vorschreiben?
Wenn man inklusive Beschulung ablehnt, kann man das als Entmenschlichungen der Personen mit Behinderungen sehen. Diese Denkweise ist aber falsch. Bildung ein Menschenrecht ist und als Lehrer allen gewährt werden muss. Menschen mit Behinderungen sind immer noch Teil unserer Gesellschaft. Warum sie also nicht so behandeln? Schadet es Lehrern, Kinder mit Behinderungen zu schulen? Nicht diese Kinder oder ihre Behinderungen sind das Problem, sondern Menschen die ihnen keine Chance geben.
Welche Ausgrenzungsmechanismen lassen sich am Beispiel Nehad Mihailovic aufzeigen? Wer hätte anders Handeln müssen, um ihm und seinem Recht auf Bildung gerecht zu werden und was hat sein Fall mit Inklusion zu tun?
Am Beispiel von Nehad Mihailovic lassen sich einige Ausgrenzungsmeschanismen aufzeigen. Zum einen die Ausgrenzung und ungerechten Behandlung von Migranten. Nehad sollte mit 7 Jahren, nach seiner Migration nach Deutschland, einen IQ Test machen. Der Test mitsamt den Fragen waren alle auf deutsch, man kann sich also ausmalen, wie schlecht sein Test ausfiel. Nachdem ihm dann ein IQ von 59 diagnostiziert wurde, womöglich aufgrund seiner fehlenden Deutschkenntnissen, wurde Nehad fälschlicherweise auf eine Sonderschule geschickt.
Normalerweise sollte nach einem Jahr ein weiterer IQ Test vollzogen werden, dies jedoch geschah nicht.
Nehads Integration in das deutsche Bildungssystem ist gänzlich schiefgelaufen und leider ist Nehad nicht der einzige, dem dies wiederfahren ist (vgl. Schulz, Miklas, 2022, S.123).
Quellen:
Powell, Justin.J.W; Wagner, Sandra J. (2014): An der Schnittstelle Ethnie und Behinderung benachteiligt. Jugendliche mit Migrationshintergrund an deutschen Sonderschulen weiterhin überrepräsentiert, Springer VS
Schulz, Miklas (2022): Die Entdeckung pädagogische Individualität. Normalisierung und Ver-Anderung als Mechanismen differenzpädagogischen Denkens am Beispiel der Intersektion von Dis/ability und Migranten
in B. Konz, & A. Schröter (Hrsg.), Verlag Julius Klinkhardt