Beitrag zum 11. Vorlesungstermin am 13.06.17 bei Prof. Dr. Andreas Kle

15. Juni 2017 at 21:13 | In Allgemein | Ein Kommentar
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Die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ und methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von SchülerInnenvorstellungen

Die sogenannte „doppelte Heterogenität“ entsteht in erster Linie durch den Ausgangspunkt der im Unterricht genutzten „Begriffsmonster“, die überall Anknüpfungspunkte in das echte Leben haben, nicht voraussetzungslos für Schülerinnen und Schüler sind und mit individuellen Erfahrungen verbunden werden. Eine große Herausforderung der sozialwissenschaftlichen Bildung ist die Assoziationsbandbreite und die unterschiedlichen Zugänge zu individuell besetzten fachlichen Begriffen. Durch die spezifische Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsinhalt soll trotz des Ansatzes am Erfahrungswissen der Schülerinnen und Schüler und der sprachlichen Limitation, die Gefahr läuft Vorurteile weiterzugeben, vorhandenes Wissen ausdifferenziert werden. Dafür muss zunächst eine Akzeptanz für Begriffsdefinitionen geschaffen werden und gedankliche Schrankenaufstellungen, sowie utopische Potenziale von Schülerinnen und Schülern sollen verhindert werden. Im Unterrichtsfach Englisch, welches ich zukünftig an einem Gymnasium unterrichten möchte, wurden in meiner Schulzeit gezielt „unstrukturierte“ Begriffe bei der Einführung eines neuen Themas zunächst kommentarlos in den Raum gestellt, um die Schüler eigene Gedanken, Assoziationen, Ideen oder detailliertes Vorwissen und Informationen aus Medien zu dem Thema zu äußern. Insbesondere die Themen „Globalization“ und „American South“ wurden von Schülerinnen und Schülern ohne fachliches Vorwissen hauptsächlich mit positiven Ideen verknüpft. Umso größer war die Enttäuschung, als klar wurde, dass das Thema Globalisierung größtenteils mit der Armut in Entwicklungsländern und der Ausbeutung durch den Kapitalismus verbunden ist. Dass der Unterrichtsinhalt „American South“ nicht das sonnige Wetter und schöne Urlaubsziele, sondern menschliches Leid, Brutalität und Ungerechtigkeit  in Form von Sklaverei thematisiert, hatten nur wenige Schülerinnen und Schüler geahnt.

Um Wiedersprüche aufzudecken, zentrale Begriffe auszuleuchten und den Lerneffekt zu bessern, können bewusst konzipierte didaktische Methoden gewählt werden. Zur Förderung des gedanklichen Austauschs unter den Schülerinnen und Schülern, kann beispielsweise die Methode der „Mind Map“ genutzt werden. Diese kann zunächst in Stillarbeit in einer „Brainstorming-Phase“ entworfen und im Nachhinein im Plenum vorgestellt werden. Auch das Sammeln von Ideen an der Tafel kann eine Möglichkeit sein, bei der die Schülerinnen und Schüler selbst das Tafelbild erarbeiten.

Bei der Methode der Plenumsdiskussion ist die Problematik der pädagogischen Pflicht  des Hinweisens auf „richtig oder falsch“ zu beachten. Eine angemessene Diskussionskultur aufrecht zu erhalten erfordert nicht nur fachliches Detailwissen und autoritäres Auftreten, sondern rhetorische Differenziertheit und Empathie im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. Darüber hinaus bringt die Strategie zur Weiterentwicklung der Schülerkompetenzen ihre bereits vorhanden Vorstellungen zunächst an ihre Grenzen, um das daraufhin gelehrte Wissen auf einer stabilen Basis zu festigen.

Eine im pädagogischen Praktikum mögliche Beobachtungsaufgabe würde sich auf die unterschiedlichen  Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und LehrerInnen beziehen und konkret lauten:

Wie gestaltet der Lehrer/ die Lehrerin die Einführung in ein neues Unterrichtsthema? In welchem Kontext wird im Politikunterricht beispielsweise der Begriff „Staat“ von Schülerinnen und Schülern und der jeweiligen Lehrkraft verwendet?

Ein Kommentar

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  1. Ich stimme zu, dass Mindmaps eine sehr praktikable Methode sind, um Gedanken zu sammeln und strukturieren. Außerdem ist eine Gruppenarbeit denkbar. In Kleingruppen könnten Schülerinnen und Schüler Referate erarbeiten, in denen sie ihre Ergebnisse präsentieren. Dabei können die zuvor erstellen Mindmaps als Basis gelten. Die dabei ausgearbeiteten Oberbegriffe könnten als Folienüberschriften bei einer PowerPoint Präsentation genutzt werden.

    Auch bei der Plenumsdiskussion stimme ich weitestgehend zu. SuS können in Diskussionen ihre rhetorischen Fertigkeiten verbessern und Informationen austauschen. Man sollte meiner Ansicht nach als Lehrkraft den Rahmen der Diskussion festlegen, SuS jedoch weitestgehend die Diskussion überlassen. Dies stärkt ihre Selbstständigkeit und gestaltet den Unterricht für sie weitaus interessanter. Die Beobachtungsaufgabe könnte man ebenfalls ein wenig provokanter gestalten, um in einer experimentartigen Situation zu überprüfen, inwiefern SuS auf problematisch formulierte Wörter reagieren. Man könnte ebenfalls SuS dazu auffordern, anzugeben, ob positive oder negative Assoziationen bei bestimmten Wörtern auftreten.

       Jonas — 19. Juni 2017 #

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