‚Othering‘ in der Begegnungspädagogik

‚Othering‘ bezeichnet Personengruppen, die mehrheitlich
„als von der Norm“ abweichend empfunden bzw. als solche konstruiert und dann mit „Anderssein“ tituliert werden. Fraglich ist, was eigentlich diese Norm ist, die die „Anderen“ zu anderen macht und was sie von der (gefühlt angemessen) Norm abweichen lässt. Wie Frau Dr. Kenngott in der heutigen Vorlesung veranschaulicht hat, ist das ‚Othering‘ in der Begegnungspädagogik eine mögliche Gefahr, da die Einladung eines Vertreters (sagen wir z.B. des jüdischen Glaubens) in einer Schulklasse zur Folge haben kann, dass individuelle Eigenschaften dieser Person (die überhaupt nichts mit seinem jüdischen Glauben zu tun haben müssen) von den SchülerInnen als „typische Eigenschaften aller Juden“ generalisiert werden kann (dies ist insbesondere dann problematisch, wenn die SchülerInnen außerhalb der Schule keinerlei Kontaktmöglichkeiten mit Menschen jüdischen Glaubens haben). Wurde der Vertreter des jüdischen Glaubens als „sympathisch“ empfunden, mag das nicht ganz so schwerwiegend sein, sollte dies aber nicht der Fall sein, kann eine negative Einstellung zu allen Juden die Folge eines solchen Unterrichtsbesuchs sein (und das wie bereits angemerkt, möglicherweise auf Basis von Eigenschaften, die rein gar nichts mit dem jüdischen Glauben zu tun haben). Hier wird deutlich, dass man dem Mensch als Ganzen begegnen und wahrnehmen muss, anstatt ihn auf einzelne Eigenschaften („er ist Anhänger des jüdischen Glaubens“) zu reduzieren, da nur so ein differenziertes Bild von einem Menschen möglich ist.
Problematisch ist weiterhin, dass Menschen anderen Glaubens, als den noch in Deutschland vorherrschenden christlichen Glauben bzw. mit gar keinem Glauben, quasi als „exotisch“ und „andersartig“ dargestellt werden, was wiederum eine „wir“ und die „anderen“ Konstruktion zur Folge hat: „wir sind die Norm und ihr seid die anderen, die davon abweichen und deswegen müsst ihr euch jetzt bei uns im Unterricht erklären.“ Aus meiner eigenen Schulerfahrung kann ich kein Beispiel beitragen, da wir nie jemanden bei uns als „Stellvertreter einer Religion“ im Unterricht hatten. Allerdings habe ich in dem vergangenen ¾ Jahr viel Kontakt mit einigen Flüchtlingen muslimischen Glaubens und wage zu behaupten, dass
die Zuschreibung von Eigenschaften einzelner Personen auf Gruppen auch entgegengesetzt wirken kann: nämlich rassistische Tendenzen bzw. dumme, weil unreflektierte Generalisierungen über bestimme Personengruppen, abzubauen. Denn begegnet ein Mensch einem ihm zunächst fremden Menschen, sei es durch die Sprache, eine andere Peer Group, unterschiedliche Religionen, eine andere Herkunftskultur etc., und findet man aber trotzdem menschlich Zugang zueinander, so wird dieser eine konkrete Mensch ein lebendiges Beispiel dafür, dass „die Muslime“, „die Deutschen“ nicht im Allgemeinen so oder so sind (wie auch immer das „so sein“ im öffentlichen, vorherrschenden Diskurs gerade beschrieben wird), denn ich kenne ja jemanden der Muslim, der Deutscher ist, und dieser ist nicht so wie allgemein behauptet wird, sondern er selbst, und gut.

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