Blogbeitrag Nr. 3: „Damals waren beste Noten die einzige Möglichkeit, irgendwas zu erreichen“ – wie Lernstände an Eltern rückgemeldet werden können

„Damals waren beste Noten die einzige Möglichkeit, irgendwas zu erreichen.“ Mit Bezug auf eigene Erfahrungen im Herkunftsland begründet ein Elternteil aus der ehemaligen Sowjetunion in einem Gruppeninterview im Projekt isekim, warum Eltern aus der SU die Frage nach Noten als besonders dringlich und ernst ansehen. Sie wollen wissen, was das eigene Kind tun muss, um bestmögliche Noten zu erreichen und stoßen hier nicht selten auf Unverständnis seitens der Lehrer*innen, die darin zuweilen falschen elterlichen Ehrgeiz und eine Überforderung der Kinder erkennen wollen.

Zugleich steht außer Frage, dass Zeugnisse und damit Noten relevant sind für die Kommunikation zwischen Schule und Eltern. Das wurde auch in unseren Interviews in Schulen deutlich. Eltern wollen wissen, wie ihre Kinder zurecht kommen, und Lehrkräfte ringen mit der Form, in der sie die Lernfortschritte und Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen am Besten an Eltern und andere Bezugspersonen berichten – mit individuellen Lern- und Entwicklungsplänen wie z.B. in der Offenen Schule Köln, die vierteljährlich besprochen werden, oder auch oft durch Ziffernnoten in Halbjahrszeugnissen, zu denen Gesprächsangebote bestehen. Das Thema ist so alt wie das Schulsystem und es gibt darüber eine Vielzahl pädagogischer Debatten – kurz z.B. im Deutschen Schulportal.

Für zugewanderte Eltern ist die Einschätzung des Lernstands ihrer Kinder in einem für sie fremden Schulsystem mit anderen Routinen und Regularien besonders schwierig, vor allem wenn diese zunächst vorwiegend in Vorbereitungs- oder Willkommensklassen Deutsch lernen oder in der Regelklasse anfangs keine regulären Beurteilungen bekommen. Das soll Kinder vor Überforderung schützen, macht die Lernsituation für Eltern aber schwer einschätzbar. Ist das Kind auf einem guten Weg? Darum erzählte eine Lehrerin am Couven Gymnasium in Aachen, dass sie Lernstandsberichte für die Schüler und Schülerinnen der internationalen Klassen persönlich übergibt, um mit Eltern ins Gespräch zu kommen. So kann sie unmittelbar offene Fragen klären und eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit legen. Die Elterninterviews lassen eine solche Herangehensweise sinnvoll erscheinen – eine generalisierbare Herangehensweise, die in Schulen mit entsprechenden Zeitressourcen unterlegt werden sollte?

Dita Vogel

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