RV09 – Herkunft, Gender und soziale Lage

In der Vorlesung am 11.06.17 ging es um die Literalität der SuS, die von der Herkunft, Gender und der sozialen Lage abhängt. Literalität lässt sich im Allgemeinen als Lese- und Sprachfähigkeit definieren. Es ist die Fähigkeit schriftliche Texte produktiv und reflexiv zu nutzen. Wer Literalität nicht erwirbt, wird Schwierigkeiten haben, in der Gesellschaft teilzuhaben. Es kennzeichnet sich aber auch durch eine deutliche Einschränkung in der eigenen persönlichen Entwicklung. Die SuS, die neu in einer Grundschule eingeschult werden, kommen mit unterschiedlichsten sprachlichen Fähigkeiten sowie literarischen Vorerfahrungen in die Schule. Die Eltern der SuS dienen bei der Entwicklung der Literalität schon in den frühesten Lebensjahren der Kinder als einer der wichtigsten unterstützenden Kraft. Kinder, die mit der Zweitsprache Deutsch aufwachsen, sollten viele Leseerfahrungen sammeln.

In meinem Orientierungspraktikum hatten die SuS jeden Morgen 20 Minuten Zeit ein Buch auszuwählen und es zu lesen. Sie konnten Bücher aus dem Klassenraum oder ihre Fibeln lesen. Die Mehrheit der Klasse hatte Probleme beim Lesen und Konzentrieren. Daher war es sehr wichtig sich mit einigen zusammen an ein Buch zu setzten und gemeinsam zu lesen, bei einer einzelnen Lehrkraft gestaltet es sich jedoch sehr schwer jedem Kind zu helfen und gerecht zu werden. Das Heranführen an Bücher in dieser Art ist meiner Meinung nach ein guter Anfang, da es so scheint, dass viele kaum außerhalb der Schulzeit lesen. Die dritte Klasse, in der ich mein Praktikum vollbrachte, hatte überwiegen Kinder, die deutsch als Zweitsprache lernten. Es fiel einzelnen Schülern sehr schwer zu lesen und zu schreiben, deshalb musste man im Unterricht darauf achten, ihnen Aufgaben noch mal zu erklären und abzufragen, ob das Erklärte auch verstanden wurde. Aus meiner eigenen Schulzeit erinnere ich mich noch, dass die meisten Kinder viele Bücher gelesen haben und ihnen das Lesen im Unterricht auch viel leichter fiel. 

Im kommenden Praktikum wäre es interessant zu beobachten, wie mit Sprachbarrieren zwischen den Schulen und Kindern aber auch den Eltern und Schulen umgegangen werden, da die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule sehr wichtig ist. Was kann die Schule leisten, um diese Sprachbarrieren abzubauen. Zudem fände ich es auch noch spannend, sich mit zweisprachigen Büchern für Kinder auseinanderzusetzen. Wäre es eine gute Alternative für Eltern, die die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen, ihren Kindern beim Lesen und Verstehen trotzdem helfen zu können?

RV08 – Genderperspektiven

In der letzten Vorlesung befassten wir uns mit dem Thema Genderperspektiven und dem Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf die Genderpädagogik in der Schule.

Die Koedukation wurde im Ende der 1960er Jahre flächendeckend in Deutschland eingeführt. Koedukation ist eine gemeinschaftliche Erziehung von Mädchen und Jungen. Durch eine Wirtschaftskrise kam die Einführung von Koedukation zustande. Den Mädchen wurde vor der Zeit der Koedukation höhere Bildung verwehrt. Die Koedukation wurde jedoch stark kritisiert, da die Kritiker es als sexuelle Überreizung ansahen und behaupteten, dass zu viel Ablenkung im Unterricht stattfinden würde. Kritiker sahen homogene Lerngruppen als positiver an, da keine „Ablenkungen“ entstehen würden. Außerdem wurde auch behauptet, dass die männlichen Schulen nicht für die Mädchen geeignet wären, da den beiden Geschlechtern verschiedene Interessen unterstellt wurden, beispielsweise Mädchen lernten Nähen und Jungen Werken. Diesen Vorurteilen begegnet man heutzutage auch noch. Es entstanden im Laufe der Zeit auch weiter geschlechtstypische Vorurteile, wie zum Beispiel die Aussage, dass Mädchen ruhiger, disziplinierter und aufmerksamer sind als die Jungen.

In meiner eigenen Schulzeit wurden die Mädchen, wenn der Unterricht beispielsweise von einigen Jungen gestört wurde, zwischen die Jungen gesetzt. Grundsätzlich arbeiteten die Mädchen ruhiger und man hoffte, dass die Jungen weniger stören und aufmerksamer dem Unterricht gegenüber werden. Dies traf aber auch nicht auf alle Mädchen zu und ist somit keine typische Verhaltensweise für ein Geschlecht, wichtiger wäre es, die Kinder individuell zu betrachten und sie nicht nach seinem/ihrem Geschlecht zuzuordnen. In meinem Orientierungspraktikum wurden die SuS nicht nach ihrem Geschlecht in eine bestimmte Sitzordnung zugeordnet. Die LehrerIn schaute sich jedes Kind individuell an, da man dort typische Geschlechtervorurteile nicht beobachten konnte, beispielsweise gab es einige „rebellische“ Mädchen und auch mehrere Jungen, die sehr ruhig und aufmerksam waren.

Ich würde es sehr interessant finden, ob es aufgrund der verschiedenen kulturellen Herkünfte (Migrationshintergrund, Kultur, Gesellschaft), Unterschiede in dem Verhalten und der Ansicht bezüglich des Themas Genderperspektiven zwischen SuS in der Klasse zu beobachten sind.