RV05 – Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

 

Der Fremdsprachenunterricht, der vor allem kognitive Fähigkeiten anspricht, ist durch das Ideal des native Speaker ausgezeichnet, also das Erreichen des Sprachniveaus eines Muttersprachlers. Das Erlernen der akzent- und fehlerfreien Aussprache führt bei vielen zu einem „fehlerfreien Schweigen“, da die Angst besteht Fehler zu begehen. Ein weiteres Merkmal des Fremdsprachenunterrichts ist das Erlernen der grammatischen Regeln und Vokabeln. Einige SuS werden dabei keine Probleme beim Auswendiglernen haben, da es ihren Lerntypen entsprechen könnte und sie die Regeln und Vokabeln schneller verinnerlichen und verstehen. Im Gegensatz zu den SuS, die dem Lerntyp des ersten Beispiels nicht entsprechen, beispielsweise Schwierigkeiten beim Auswendiglernen haben, besteht die Gefahr, dass sie im Unterricht nicht mehr mitkommen. Hierbei entsteht eine Selektion, indem die SuS, die dem Lerntypen entsprechen und keine Probleme beim Auswendiglernen haben dem Unterricht gut folgen können, währenddessen die SuS, die Probleme mit den Lernmethoden haben, keine Erfolgerlebnisse erleben, die sie weiterhin motiviert die neue Sprache zu erlernen.

In meiner Schulzeit bestand der Englischunterricht die meiste Zeit aus dem Auswendiglernen der Vokabeln und Erlernen der Grammatik. Ein kommunikativer Austausch fand sehr selten statt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass sehr viel Wert auf die Aussprache gelegt wurde, die Möglichkeit diese zu lernen war jedoch gering, da es im Unterricht eher nebensächlich zu den Vokabeln und der Grammatik stand und man kaum Möglichkeiten hatte im Unterricht englisch zu sprechen. Dies führte dazu das viele meiner MitschülerInnen und ich uns kaum trauten im Unterricht auf Englisch zu sprechen. Das Erlernen der Grammatik und der Vokabeln fiel mir nicht allzu schwer, geriet aber sehr schnell in Vergessenheit. Meiner Erfahrung nach erlebte ich in meiner Schulzeit eher selektierenden Unterricht und es fanden kaum differenzierte Elemente im Unterricht statt. Die Selektion führte zu Druck und Misserfolgen sowie Motivationsverlust bei den SuS, denen das Auswendiglernen schwerfiel. Auf die Bedürfnisse der SuS wurde nicht eingegangen.

Mögliche Beobachtungskriterien für einen differenzierenden Englischunterricht ist das Beobachten der verschiedenen Lerntypen in einer Klasse. Sollten alle SuS dieselben Aufgaben zur Verfügung gestellt bekommen oder sollten SuS je nach Niveau den passenden Schwierigkeitsgrad an Lernmaterialien erhalten? Außerdem wäre es auch noch interessant zu beobachten, wie die aktive und motivierende Sprachnutzung im Unterricht auf die SuS wirkt.

Ein Gedanke zu „RV05 – Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion“

  1. Hallo Ilayda,

    Ich finde, dass dein Beitrag gut gelungen ist. Das ,,fehlerfreie Schweigen“ kenne ich im Englischunterricht sehr gut. Bei uns im Englischunterricht wurde fast nie Englisch gesprochen und oft Vokabeltests geschrieben, als Leistungskontrolle für die Lehrkräfte. Diese Testes sagen natürlich nichts über die wirkliche Leistung der Schüler*innen aus, da die Schüler*innen, die gut Auswendiglernen können, einen Vorteil gegenüber den anderen haben.
    Wenn man im Unterricht selbst nie zum sprechen kommt und dies auch nicht gefördert wird, traut man sich irgendwann auch nicht mehr zu sprechen, aus Angst Fehler zu machen und sich vor den anderen zu blamieren. Ohne Übung und nur durch auswendiggelernte grammatische Regeln und Vokabeln, kann man eine Sprache nicht vernünftig lernen, weshalb viele meiner Mitschüler*innen nach dem Abitur für ein Jahr ins Ausland gegangen sind, wo sie den ganzen Tag, mit der englischen Sprache in Kontakt waren. Einerseits natürlich auch um neue Erfahrungen zu machen, aber andererseits vor allem um ihre Englischkenntnisse zu verbessern.

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