Die Einführungsveranstaltung der Ringvorlesung hat neben dem festen Ritus der zu klärenden Prüfungsrelevanten Strukturen und Vorgehensweisen (äußerst wichtig!) erste Einblicke auf ihre innovative Organisation und den Gegenstand gewährt.
Am Beispiel der anwesenden Großgruppe ließen sich zunächst durch den Dozenten Fantini einige Grundannahmen über Heterogenität und Homogenität im Rahmen mehrerer Fragen frei assoziieren, was eine starke Unschärfe der Begriffe innerhalb der bisher nicht sensibilisierten Studierendenschaft aufzeigte. Als Grund dafür wurde die subjektive Vermengung unterschiedlicher Wissensarten und Bereiche, bzw. Kenntnisstände offenbar. In diesem Sinne wurde auch der Terminus des Präkonzeptes angesprochen, welcher frei mit „subjektiven Theorien“ erläutert wurde. Es ist geboten, sich im Rahmen der Vorlesung mit diesen auseinanderzusetzen und sie ggf. zu korrigieren.
Für den weiteren Vorlesungsverlauf wurde daher eine allgemeine Manifestation vorgenomen, die für den theoretischen wie praktischen Umgang mit Heterogenität/Homogenität gelte: Es wird vorausgesetzt, dass Heterogenität (insbesondere im Rahmen von Schule) einem gegebenen Zustand entspricht und daher als solcher nicht zu regulieren, sondern zu achten, also in reflektierte Überlegungen einbezogen werden muss. Dafür soll die Vorlesungsreihe Einblicke gewähren.
Die gesellschaftliche Realität unterliegt offensichtlich starken Normalitätserwartungen, welche die Basis für strukturelle und individuelle Diskriminierung sind. Eine fragende Grundhaltung, welche durch die Vorlesung evoziert werden soll, erkennt Vielfalt als anspruchsvolle Realität an und setzt sich gleichsam mit den menschlichen Ordnungswünschen auseinander.
Es wurden im Anschluss einige Beispiele zu kritischen Stellen individueller und struktureller Diskriminierung im Schulalltag gegeben, welche jeweils bestimmte Heterogenitätsfaktoren nicht beachteten.
Besonders prägnant erschien mir der Umgang mit sog. „Bildungsinstitutionsdeutsch“, welcher einen angemessenen Umgang mit Sprache, sowie damit drohende Exklusionserfahrungen aufzeigte. Aus der Praxiserfahrung wurde eine Schulklasse benannt, welche vorangig aus SuS mit Migrationshintergrund bestand und bestimmte Wörter (man könnte fieserweise auch ‚Lexeme‘ schreiben) nicht auffassen konnte. Als Beispiele für dieses Bildungsinstitutionsdeutsch wurden „Option“ sowie „Aktuell“ verwandt.
Mich hat das insofern sehr irritiert, als das ich diese Wörter zumindest im allgemeinen, gesellschaftlichen Umgang voraussetze. Initiativen wie die der ‚Leichten Sprache‘ auf den Internetseiten der Stadt Bremen sprechen wohl (bedingt) gegen eine solche (selbstgerechte?) Auffassung. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, woher die SuS denn sonst eigentlich mit Bildungsinstitutionsdeutsch (und damit einer möglichen Sprachvielfalt, oder handelt es sich eben doch nur um ein Distinktionsmerkmal?) konfrontiert werden sollen, wenn nicht an der Schule? Sollen Lehrer sich in diesem Zusammenhang ausschließlich „unbildungsinstititionssprachlich“ artikulieren (oder besser: Ausdrücken?)? Geht das überhaupt noch, wenn einem die vorgebrachten Wörter als ‚leichte Sprache‘ erscheinen? Müssen Lehrkräfte nicht auch in gewisser Hinsicht Vorbildhaft und mit einem besonderen Habitus versehen sein, damit sie Bildungswachstum bei den SuS motivieren können?
Ich kann mich nicht mehr an meinen Wortschatz in der Schule erinnern. Sicher dabei waren: Hund, Katze, Maus. Unsicher dabei waren ‚Option‘ und ‚Aktuell‘. Ganz sicher nicht dabei waren ‚Lexem‘ und ‚Bildungsinstitutionsdeutsch‘.
Viele Fragen also, die aus der Vorlesung entstanden sind und hoffentlich dort, als auch im Rahmen ereignisreicher und turbulenter Praktika beantwortet werden!