homogenität für heterogene Willkommen im Kopf eines Lehramtsstudenten

3. Juni 2019

Von doppelter Heterogenität, unterschiedlichen Sprachwirklichkeiten und der „Kompensation“ dieser.

Filed under: Allgemein — Schlagwörter: — Thore @ 8:38

1.

Die sogenannte „doppelte Heterogenität“ ist ein Phänomen, welches sich so ziemlich in jedem Unterrichtsfach, welches mit abstrakten / unstrukturierten Begriffen arbeitet, finden lässt. Besonders zu Tage tritt dieses in meinem meiner beiden Fächer, der Geschichte. Und das sogar in gesteigerter Hinsicht, weil in der historischen Betrachtung nicht nur unstrukturierte Begriffe genutzt werden, sondern weil sich diese auch je nach betrachteter Epoche und Region drastisch in ihrem Inhalt unterscheiden können.

Ein Beispiel: der Begriff der „Herrschaft“ zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte menschliche Geschichte. Alle SuS werden mit ihm ein mehr oder weniger deutliches Sammelsurium an Assoziationen verbinden, welche während ihrer (immer noch fortlaufenden) Sozialisation internalisiert wurden. Diese höchst heterogene Auswahl an Deutungsmustern nun mit den verschiedenen Herrschaftskonzeptionen verschiedener historischer Episoden in Beziehung zu setzen ist eine große Aufgabe. Herrschaft lässt sich sowohl im früh-römischen System der Padres finden als auch im feudalen Lehnssystem des Mittelalters, in verschiedensten Schattierungen von Despotismus, Monarchie, oder den modernen und postmodernen Variationen von Demokratie.

 

2.

Grundsätzlich würden mir spontan die folgenden drei methodischen Herangehensweisen einfallen, um im Unterricht (vorzugsweise vor der eigentlichen thematischen Arbeit) einen Einblick in Vorstellungen von Schüler*Innen zu gewinnen. Als Beispiel würde ich den oben bereits benutzen Begriff „Herrschaft“ verwenden.

Grundsätzlich bietet es sich an als Einstieg mit der ganzen Klasse eine Gruppendiskussion über den Begriff zu starten. Um dem Ganzen eine Struktur zu verpassen wäre es möglich, den Schülern vorab den Auftrag zu geben, anhand einiger Kriterien einen kleinen Steckbrief zu einer frei wählbaren Herrschaftsform zu erstellen. Diese könnte man dann im Plenum mit Blick auf Unterschiede oder Gemeinsamkeiten besprechen.

Da in einer größeren Runde innerhalb eines begrenzten Zeitraumes nicht alle SuS zu Wort kommen können (oder wollen), wäre es auch möglich, die Erhebung auf die individuellen Vorstellungen der SuS zu zuschneiden.

Eine qualitative Strategie dies zu tun wäre beispielsweise mit einzelnen Schülern kurze qualitative Interviews zu führen, in welchen sie gebeten werden einfach alle Assoziationen zu unserem Begriff zu formulieren. Diese kann man dann im Nachhinein strukturieren, wie es auch im qualitativen Design, welches in der Vorlesung besprochen wurde, geschah.

Natürlich ist auch eine quantitative Herangehensweise möglich: im Zuge dieser könnte man versuchen, einen standardisierten Fragebogen zu entwickeln, welcher Wissensbestände zu verschiedenen Herrschaftsformen abfragt.

 

3.

Unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von Schülern und Lehrern würde ich frei nach Foucault sowohl an benutzen Vokabular und Formulierungen als auch an impliziten Konnotationen, expliziten Bewertungen und assoziativen Querverbindungen festmachen. Dementsprechend lassen sich folgende Beobachtungs-Fragen formulieren:

Welche Begrifflichkeit wird im Unterricht behandelt?

Wie wird diese von der Lehrkraft in Worte gefasst (Vokabular? Wiederkehrende Formulierungen?)?

Wie wird dies von den SuS rezipiert? Benutzen sie ähnliches oder sogar gleiches Vokabular & Formulierungen? Falls sie abweichend artikulieren, welche anderen Begriffe werden benutzt?

Lassen sich aus den Formulierungen von Lehrkraft und SuS Konnotationen, Bewertungen oder Assoziationen herauslesen? Welche? Wie werden diese vom jeweiligen Gegenüber aufgegriffen?

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