homogenität für heterogene Willkommen im Kopf eines Lehramtsstudenten

14. April 2019

Migrationsland Deutschland – zwischen Pessimismus und Optimismus

Filed under: Allgemein — Schlagwörter: — Thore @ 20:53

Das deutsche Bildungssystem ist auf mehreren Ebenen am eigenen Staat orientiert:  fundamental sind die Struktur und der Ablauf einer Schullaufbahn darauf ausgerichtet, die jeweilige Person mehr oder weniger lückenlos in die bereits bestehenden sozialen, kulturellen und ökonomischen Strukturen der deutschen Gesellschaft zu integrieren. Das geht damit einher, dass die Bildung implizit an zukünftige Staatsbürger adressiert ist, welche zu „funktionierenden“ Gesellschaftsmitgliedern geformt werden sollen. Dazu gehört unteranderem, dass die obligatorische Unterrichtssprache (bis auf den Fremdsprachen Unterricht oder in Ausnahmefällen) Deutsch ist. Des Weiteren ist auch der Lehrplan an einer bestimmten Perspektive orientiert: im Geschichtsunterricht wird sich auf die deutsche Historie konzentriert, der Politik-Unterricht behandelt das eigene demokratische System, die musischen Fächer konzentrieren sich auf deutsche Kulturerzeugnisse, selbst die Naturwissenschaften unterstehen einem eurozentrischen Einfluss. Besonders deutlich war dies in meiner eigenen Schulzeit während des Geschichtsunterrichtes, welcher sich zu drei Vierteln mit deutscher Geschichte und zu nur einem Viertel mit der Geschichte des Rests der Welt beschäftigte.

 

Migration wird im öffentlichen Diskurs aus bestimmten Perspektiven als eine Herausforderung für die Schule und im speziellen für die Lehrkräfte angesehen, da diese eine der zentralen Schnittstellen bilden, welche aktiv Integration in die bereits bestehende Gesellschaft betreiben. Diese Integration ist logischerweise mit einem bestimmten zusätzlichen Aufwand verbunden, welcher für Manche überfordernd wirkt. Und nicht nur auf der Ebene des Mehraufwandes sehen sich einige Lehrer Stress ausgesetzt, sondern auch in Ihrer Aufgabe, bestimmte kulturelle, soziale und politische Grundlagen der Bundesrepublik zu vermitteln. Besonders deutlich wird dies durch eine sehr plakative, in der Vorlesung zitierte Aussage eines Lehrers, welcher darüber klagt, in seinem Klassenzimmer an der vordersten Front eines Kulturkampfes zu stehen. Jedoch ist dies nur eine Variante, dieses gesellschaftliche Phänomen zu betrachten. Während die Einen mit Migration größtenteils Arbeit und eine unspezifische Bedrohung verbinden, sehen Andere in Ihr eine Chance und laufenden Fortschritt. Eine Chance auf Vervielfältigung und Vermischung lokaler und hinzugekommener Sprache und Kultur zum Vorteil beider. Und einen Fortschritt hinzu einem offeneren, vielfältigeren und bunteren Deutschland.

 

Der Interviewausschnitt der Schülerin mit türkischem Migrationshintergrund ist insofern ein Beispiel für das sogenannte „Doing Culture“ im Handeln von Lehrkräften, als dass die Lehrerinn sie sehr verallgemeinernd und aufgrund ihrer Herkunft in einen bestimmten ethnischen/ kulturellen Kontext einordnet. Weiterhin passt die Lehrerinn sogar ihre Bewertungskriterien an diese konstruierte Vorstellung an. Und das zum Nachteil der Schülerin. Nur weil eine Person einen Migrationshintergrund hat, bedeutet dies nicht, dass sie sich mit diesem Identifiziert oder gar die von anderen Personen mit diesem Status assoziierten Zuschreibungen erfüllen muss.

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