1.Benennen Sie Fragen, die sich bei Ihnen durch den Vortrag zu Rassismus und Antisemitismus ergeben haben.
Welche Strategien kann ich als zukünftige Lehrkraft anwenden, um kontinuierlich einen Unterricht zu gestalten, der Sensibilität für Diskriminierung fördert, anstatt das Thema nur gelegentlich zu behandeln?
Mit welchen Methoden kann ich rassistische oder antisemitische Bemerkungen im Schulkontext entkräften, ohne dass sich die Schülerinnen und Schüler bloßgestellt oder ausgegrenzt fühlen?
Wie gehe ich mit weniger offensichtlichen, aber dennoch tief verwurzelten Diskriminierungsformen um, die sich in Lehrmaterialien oder Bewertungssystemen manifestieren können?
Inwiefern beeinflussen aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten, die Sichtweise der Schülerinnen und Schüler, und wie kann ich diese Themen nuanciert im Unterricht behandeln?
2.Was würden Sie bei der Auswahl von Unterrichtsmaterialien hinsichtlich Rassismus und Antisemitismus beachten?
Bei der Auswahl von Unterrichtsmaterialien ist für mich entscheidend, dass diese vielfältige Perspektiven eröffnen und keine einseitigen Narrative reproduzieren. Wenn Inhalte einfach reproduziert werden, ohne sie kritisch zu hinterfragen, können bestehende Vorurteile möglicherweise verstärkt statt abgebaut werden (Attia 2018, S. 3; Rommelspacher 2009).
Materialien müssen Schüler:innen ermöglichen, sich ein eigenes, begründetes Urteil zu bilden, indem sie unterschiedliche Perspektiven und die Kontroversität des Themas sichtbar machen (Marc Grimm, 2021).
Ein weiterer entscheidender Aspekt bei der Auswahl von Unterrichtsmaterialien ist, dass Schülerinnen und Schüler nicht ausschließlich aufgrund ihrer Herkunft beurteilt werden sollten. Es ist essenziell, dass Lehrmaterialien sprachliche und kulturelle Vielfalt als Bereicherung darstellen. So könnten beispielsweise Sprachen wie Türkisch, die im Schulalltag oft weniger präsent sind, als wertvolle und gleichberechtigte Ressource anerkannt werden. Dies hilft dabei, die individuellen Kompetenzen und Stärken der Schülerinnen und Schüler besser zu erkennen und wertzuschätzen (Karakaşoğlu und Vogel, 2021).
Insbesondere bei sensiblen Themen ist es entscheidend, dass Lehrkräfte im Voraus über mögliche Unterstützungsmaßnahmen nachdenken. Dies ermöglicht es, auf unterschiedliche Reaktionen der Schülerinnen und Schüler angemessen zu reagieren und trägt dazu bei, ein harmonisches Klassenklima zu bewahren und zu stärken.
3.Bearbeiten Sie den untenstehenden Fall hinsichtlich der beiliegenden Fragestellungen. Der Fall wurde auch separat als PDF-Dokument auf Stud.IP hochgeladen.
Fallbeispiel: Planspiel
Eine Schülerin spricht Sie in der Pause an: Eine Kolleg:in plant in der kommenden Woche ein Planspiel zum Nahostkonflikt. Die Lehrerin hat schon mehrfach Expert:innenrollen Schüler:innen zugewiesen, die von ihr als jüdisch bzw. als arabisch gelesen werden. Die Schülerin ist von solchen Zuschreibungen betroffen und fühlt sich stark unter Druck gesetzt. Wie können Sie in der Situation handeln?
Wenn Rollen aufgrund äußerer Merkmale oder angenommener Herkunft, wie „jüdisch“ oder „arabisch“, zugewiesen werden, wird eine Gruppenzugehörigkeit unterstellt, die nicht unbedingt mit der tatsächlichen Identität der Schülerinnen und Schüler übereinstimmt. Dies suggeriert fälschlicherweise, dass Herkunft oder Aussehen automatisch mit bestimmten politischen Positionen verbunden sind.
Die Schule als Institution muss hier rassismuskritisch handeln. Es ist wichtig, mit der betreffenden Lehrkraft ein Gespräch zu führen. Zudem müssen Gesprächsangebote und Unterstützung für betroffene Schülerinnen und Schüler sichergestellt werden.
Lehrkräfte, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie die Schule als Institution spielen eine zentrale Rolle. Die Schule trägt eine besondere Verantwortung, Diskriminierung zu verhindern und ein respektvolles Miteinander zu fördern.
Kurzfristig sollten Lehrkräfte das Gespräch mit der betroffenen Schülerin suchen, das Kollegium für das Thema sensibilisieren und Rollen im Unterricht zufällig verteilen, um Stereotype zu vermeiden.
Langfristig sind Fortbildungen zu Antisemitismus und Rassismus notwendig, sowie die Entwicklung von Unterrichtskonzepten, die sensibel für Diskriminierung sind. Zudem sollte eine Schulkultur etabliert werden, die Vielfalt wertschätzt.
Quellen:
Attia, Iman (2018): Antimuslimischer Rassismus. Diskurse und Funktionsweisen. In: Überblick. (4), Antimuslimischer Rassismus– Diskurse und Funktionsweisen, S. 3-11.
Grimm, Marc (2021): Qualitätskriterien von Unterrichtsmaterialien für die Bildung gegen Antisemitismus. In: Grimm & Müller (Hrsg.): Bildung gegen Antisemitismus. Frankfurt/M.: Wochenschau, S. 198–213.
Karakaşoğlu, Yasemin; Vogel, Dita (2021): Alle Sprachen zählen! Kompetenznachweis statt Belegverpflichtung bei der Anrechnung von Sprachen für das Abitur. Policy Brief des Projekts Transnationale Mobilität in Schulen. Bremen: Universität Bremen.
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