1. Wie kann der pädagogische Dreischritt aus Dramatisierung, Differenzierung und Entdramatisierung im Kontext der Geschlechterkompetenzlosigkeitskompetenz konkret gestaltet werden?
In der Vorlesung wurde deutlich, dass sich viele Lehrkräfte im Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt unsicher fühlen. Ein dreistufiger pädagogischer Ansatz kann dazu beitragen, diese Unsicherheit zu bewältigen. Die drei Strategien ergänzen sich zusammen, die zielgerichtet verwendet werden können, um sowohl persönliche Vielfalt zu unterstützen als auch systematische Ungleichheiten zu verringern ( Debus, 2012 S:151). Zunächst ist festzuhalten, dass es um die Hervorhebung von Themen geht, bei denen Aspekte wie Geschlecht nicht bagatellisiert, sondern bewusst in den Vordergrund gerückt werden. Im darauffolgenden Schritt erfolgt eine Unterscheidung, bei der zwar Unterschiede benannt, aber nicht bewertet werden sollen. Schließlich zielt die Normalisierung darauf ab, Vielfalt als integralen Bestandteil des Schulalltags zu vermitteln, ohne dabei eine Einordnung zu erzwingen. Dies impliziert, dass es nicht erforderlich ist, sämtliche Informationen zu besitzen oder fehlerfrei zu agieren, sondern vielmehr, eine aufgeschlossene, lernbereite und respektvolle Haltung zu bewahren (vgl. Busche et al., 2019, S. 181).
2. Welchen Rahmen können cis-/endogeschlechtliche und heterosexuell lebende Lehrkräfte ihren queer lebenden Kolleg*innen bieten, um auch für diese einen sicheren Arbeitsort zu schaffen, in dem sie möglichst keine Diskriminierung erfahren?
Lehrkräfte sollten sowohl ihren Kolleginnen und Kollegen als auch den Schülerinnen und Schülern gegenüber dieselbe Offenheit zeigen. Es ist wichtig, sich über Themen wie Diskriminierungsformen zu informieren und sich bewusst zu sein, wie man diese unbewusst reproduzieren könnte. Ein respektvoller Umgang mit Kolleginnen und Kollegen ist essenziell, insbesondere durch die Achtung von Namen und Pronomen. Unterstützung sollte bei Diskriminierungsvorfällen angeboten und Vertraulichkeit gewahrt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, aktiv an sexualpädagogischen Weiterbildungen teilzunehmen, um die eigene Expertise kontinuierlich zu erweitern. Die Bereitstellung von Schulungen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt hilft ebenfalls, das Verständnis zu fördern und Bedenken zu verringern (Antidiskriminerungsstelle des Bundes, 2024). Ein Raum sollte geschaffen werden, in dem offen über Sexualität und Geschlecht gesprochen werden kann. Dabei darf das Thema nicht als private Angelegenheit queerer Kolleginnen und Kollegen betrachtet werden.
3. Welche Aspekte von geschlechtlicher und sexueller Bildung verunsichern Sie gegenwärtig am meisten? Welche Informationen und Kenntnisse benötigen Sie, um sich sicherer zu fühlen?
Ich mache mir Sorgen, dass ich durch meine Wortwahl unbeabsichtigt andere verletzen oder ausschließen könnte. Deshalb bemühe ich mich stets, direkt bei den Betroffenen nachzufragen, welche Begriffe angemessen sind oder ob mein Verhalten möglicherweise unbewusst diskriminierend wirkt. Im Unterricht beschäftigt mich der Gedanke, dass sich queere Schülerinnen und Schüler unwohl fühlen könnten und ich das Thema nicht richtig angehe. Noch schlimmer wäre es, wenn ich die Klasse nicht erreichen würde und sich dadurch eine ablehnende Stimmung entwickelt.
Quellen:
Debus K./ 2012 / Dramatisierung, Entdramatisierung und nicht-dramatisierung in der Geschlechterreflektierten Bildung / S. 151-154
Busche, M. et al./2019/: Pädagogik. Heteronormativitätskritische Jugendbildung. Transcript Verlag, S. 180–192.
Antidiskriminierungstelle des Bundes / 2024 / Abgerufen am 13.06.25 um 12:30Uhr:
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/diskriminierungsmerkmale/sexuelle-identitaet/vielfalt_bildungsbereich/02_Schule/schule-node.html