1. Welche Konsequenzen hat die Aussonderung von Schüler:innen mit Förderbedarf?
Inklusion geht über ein pädagogisches Konzept hinaus; sie ist eine gesellschaftliche Verpflichtung. Die Separation von Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf hat tiefgreifende Auswirkungen. Nicht nur die betroffenen Kinder sind betroffen, sondern auch ihre Mitschüler*innen verlieren die Gelegenheit, den Umgang mit der Vielfalt der Gesellschaft zu erlernen. Bei den betroffenen Kindern entsteht oft ein Gefühl der Ausgrenzung. Häufig müssen sie weite Wege zu speziellen Schulen auf sich nehmen, was sie aus ihrem sozialen Umfeld entfernt. Helga Deppe-Wolfinger betont, dass die Schule ein Ort sein sollte, an dem das gesellschaftliche Miteinander geübt wird. Inklusion macht dies möglich (Deppe-Wolfinger in Müller 2018). Auch für das spätere Berufsleben ist gemeinsame Bildung entscheidend. Die Schule kann dazu beitragen, frühzeitig Verständnis und Akzeptanz zu fördern.
2. Was bedeutet die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ und nützt die Diagnose „Trisomie 21“ einer Lehrkraft mehr?
Die Diagnosen enthalten keine Hinweise darauf, wie das Lernen für diese Kinder am besten funktioniert. Stattdessen liegt der Fokus darauf, was die Kinder nicht gut können. Nützlicher wären Informationen darüber, was den Kindern hilft, wahrzunehmen und zu lernen. Die Ausprägungen dieses Syndroms sind so individuell, dass keine allgemeinen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Lehrkräfte benötigen daher spezifische Informationen darüber, wie sie mit der Diagnose eines Schülers oder einer Schülerin umgehen können. Auch besondere Interessen können berücksichtigt werden, um die Lernmotivation zu fördern. All dies ist aus dem Förderschwerpunkt allein nicht ersichtlich, genauso wenig wie bei anderen Kindern ohne Diagnose abgeleitet werden kann, wie sie am besten lernen. Lehrkräfte profitieren tatsächlich von konkreten Informationen über die Lernbiografie, Interessen, Stärken und bisherigen Fördererfahrungen des Kindes. Um diese Informationen zu erhalten, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern von Vorteil.
3. Wie lässt sich die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Materialien und Medien verbessern und wer kann dabei helfen?
Um den Unterricht effektiv zu gestalten, ist es entscheidend, klare und einfache Sprache zu verwenden und die Materialien visuell ansprechend zu gestalten. Selbsterklärende Symbole können helfen, die Materialien für möglichst viele Schüler*innen zugänglich zu machen. Differenzierte Aufgabenformate können individuelle Lernzugänge fördern. Eine gute Unterrichtsgestaltung erfordert die Zusammenarbeit mit Sonderpädagog*innen und Schulassistent*innen. Auch der Austausch mit Eltern und Kolleg*innen ist wichtig. Schließlich sollten die Schüler*innen selbst einbezogen werden, da sie die Materialien nutzen müssen.
4.Empfehlung eines Videos/Podcasts/Textes von path2in oder all-means-all.education:
Ich habe das Video von Prof. Dr. Simone zur inklusiven Begabungsförderung angesehen. Sie erörtert Methoden, um begabte Personen unabhängig von ihren schulischen Leistungen zu identifizieren, und beleuchtet die feine Linie zwischen Individualisierung und Isolation. Besonders beeindruckend finde ich die Betonung, dass Vielfalt eine Bereicherung darstellt und nicht nur eine Herausforderung, wie zuvor erwähnt. Es ist jedoch entscheidend, zunächst ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt als Bereicherung fungieren kann, was sie im Video weiter ausführt. Sie erklärt, wie begabte Menschen auch außerhalb ihrer schulischen Leistungen erkannt werden können, und diskutiert die Balance zwischen individueller Förderung und möglicher Vereinsamung. Dadurch wird deutlich, dass Vielfalt im Unterricht nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine Bereicherung sein kann.
Quellen:
– Deppe-Wolfinger, Helga: Zur gesellschaftlichen Dimension der Integrationspädagogik. In: Müller, Frank J.: Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion. S. 213 – 230
– Interview von Prof. Dr. Frank J. Müller mit Prof. Dr. Simone Seitz – Unterrichtsprinzipien für den inklusiven Unterricht (2021)
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