- Im Schulalltag werden Mädchen und Jungen oft unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben, einige von ihnen positiv, andere negativ. Diese Annahmen entspringen manchmal aus den Ergebnissen von Studien, welche die genderspezifischen Unterschiede von Kindern festzuhalten versuchen, andere von ihnen entstammen aus Klischees oder dem Bild welches in Funk und Fernsehen gezeichnet wird.
So sind Mädchen angeblich fleißiger als Jungen, pflegen ihre Arbeitsunterlagen besser, haben Vorlieben für Geisteswissenschaften und Musik, dafür muss man aber damit leben das Mädchen natürlich gerne lästern und im Unterricht Zettel hin- und herschieben. Jungs sind häufiger Störenfriede und am Unterrichtsgeschehen eher uninteressiert, dafür mögen sie aber Sport und Naturwissenschaften und sind auch noch begabter darin als ihre weiblichen Mitschüler.
Ob man diese Verhaltensmuster oder Begabungen nun bereits in der Praxis beobachten durfte oder nicht, ihre Existenz erzeugt Erwartungen bei Lehrkräften und auch bei den SuS und damit auch einen Druck diesen Erwartungen gerecht zu werden. Wie jede Art von Schubladendenken wird hier die Identität des Schülers oder der Schülerin nicht wirklich wahrgenommen, stattdessen wird er anhand oberflächlicher Merkmale – in diesem Fall anhand seines Geschlechts – gewissen Kategorien zugeordnet und dementsprechend behandelt und bewertet.
- Ich erinnere mich daran, dass in meiner eigenen Schulzeit die Lehrer generell den Mädchen gegenüber positiver eingestellt waren als den Jungen. Mir kam es auch so vor, als würde bei ihnen im Falle eines Fehltritts stärker durchgegriffen werden als bei Mädchen. Auch bei körperlichen Aufgaben oder Dingen die schnell erledigt werden mussten spielte das Geschlecht eine Rolle, denn da wurden dann meist die „starken Jungs“ geschickt, wohingegen verantwortungsvolle Aufgaben eher an Mädchen übertragen wurden.
Mit meinen Mitschülern hatte ich persönlich auch die Erfahrung gemacht, dass es gewisse Erwartungen an mich gab wie ich mich als Mädchen zu verhalten hatte. Da ich diesen Erwartungen nicht entsprach gehörte ich nicht dazu und hatte dementsprechend keinen besonders guten Draht zu meinen Klassenkameradinnen. Persönlich habe ich es aber schon so empfunden, dass das Geschlecht hinterher in der Oberstufe nicht mehr so eine große Rolle gespielt hat wie noch zu Grundschulzeiten oder in der Unter- bis Mittelstufe. Genau wie die Klassengemeinschaften lösten sich auf die geschlechtsgetrennten Grüppchen etwas auf und alles mischte sich etwas mehr durch. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Geschlechterrollen zwischen den Peers in einer Klasse auch an die Pubertät und der damit einhergehenden „Entdeckung“ des anderen/eigenen Geschlechtes zu tun hatte.
- Für kommende Praktika würde ich mir gerne vornehmen zu beobachten, ob es sich auch wie zu meiner Schulzeit so verhält das die überwiegende Mehrheit der leistungsschwachen Schüler männlich ist. Ich würde hierbei besonders auf die Interaktion der Schüler mit der Lehrkraft achten und ob mir auffällt ob sich vielleicht in der Kommunikation bereits ein Hinweis darauf findet, warum der Schüler im Unterricht nicht mitkommt oder nicht mitarbeiten will.