- Bei der PISA Studie im Jahr 2000 stellt man im Bereich der Mathematik bei den SuS in Deutschland enorme Defizite fest, so wie in den meisten anderen Bereichen auch. Bei Mathematik sind die Unterschiede und defizite jedoch auffallend groß, jeder vierte Schüler wurde sogar in die „Risikogruppe“ eingeordnet, die wenigstens in die Kompetenzgruppe V.
Ist dieser Unterschied in den Leistungen ein Grund zur Sorge? Ich würde sagen ja, sobald wir einen Mangel an Mathematikern und Naturiwissenschaftlern in diesem Land feststellen können. Diese Fall ist wohl bereits eingetreten, wenn man sich ansieht wie viele Grundschullehr beispielsweise fachfremd Mathematik unterrichten. Die Zahlen sprechen in diesem Fall für sich, SuS die von einem solchen Lehrer unterrichtet werden erbringen in der Regel selbst auch schlechtere Leistungen als jene, die von jemandem unterrichtet wurden, der gezielt Mathe studiert hat. Ich würde also schon sagen, dass wir ein Problem haben und das dieses Problem sich mittlerweile auch selbst bedingt wie in einer Abwärtsspirale.
- Ein spielerisches Herangehen an den Mathematikunterricht könnte insofern hilfreich für die SuS sein, die nicht in der Lage sind sich komplexe Abläufe im Kopf oder auf Zahlenebene vorzustellen. Eine Verbildlichung der Abläufe und jegliche Motivation im Matheunterricht nicht wegzuhören, nachdem man abgehängt wurde ist eine deutliche Verbesserung zum bisherigen System, in dem Schüler die ihre Grenzen erreichen oft bis zum Ende ihrer Schulzeit nicht mehr aufholen können. Da ich selbst auch zu dieser Gruppe SuS gehört habe, bin ich da sicherlich auch nicht ganz unbefangen wenn ich sage, dass jegliche Veränderung um den Mathematikunterricht zugänglicher für SuS zu machen, die bisher nicht damit zurechtkamen, als positiv zu bewerten ist. Mathematik ist ein sehr abstraktes Fach, in dem vor allem in höheren Klassenstufen auch Dinge unterrichtet werden, die ein Großteil der SuS niemals in seinem Alltag brauchen wird. Gerade bei solchen Abstrakten und alltagsfernen Inhalten kann es helfen das ganze greifbarer zu machen, indem man die Unterrichtseinheiten mit praktischen Aktivitäten verknüpft.
- Ich würde in kommenden Praktika darauf achten, wie deutlich man SuS ansieht, dass sie im Mathematikunterricht bereits abgeschaltet haben und wie viel die Möglichkeit gegeben wird das leistungsstärkere SuS den schwächeren versuchen die Zusammenhänge zu erläutern. Gerade im Mathematikunterricht köntne ich mir vorstellen, dass es dadurch zu erfreulichen Ergebnissen kommen kann, wenn man es von mehreren Leuten unterschiedlich erklärt bekommt, da vielleicht eine dieser Erklärungen dann der eigenen Denkweise gerechter wird als allein die Formulierung der Lehrperson.
- Zum einen muss man sowohl den SuS gerecht werden, die im Mathematikunterricht gut mitkommen und Erfolge erzielen, als auch denen die Probleme oder sogar große Probleme haben. Hier die Balance zu halten und das Unterrichtstempo nicht stark zu verlangsamen ist sicherlich eine schwierige Ausgabe.
Zudem denke ich das gerade im Fall Mathematik eine große Auswahl an Ursachen dafür bestehen kann, warum ein SuS hinter den erwarteten Leistungen oder den Leistungen der anderen SuS zurückbleibt. Hier als Lehrkraft von außen eine Diagnose zu stellen und die richtige Methode zu finden, um dem Schüler zu helfen ist schwierig.
- Beim klassischen Frontalunterricht steht die Lehrperson dauerhaft im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Alle Inhalte werden allen Schülern im selben Maße und durch dieselben Methoden gleichzeitig vermittelt. Wer am Ende der Unterrichtseinheit die Lerninhalte nicht verstanden hat, wird Schwierigkeiten bekommen den Lernstand in Zukunft nachzuarbeiten, da die Lehrperson nicht jeden Schüler einzeln berücksichtigen kann.
Wenn man den Unterricht nun individualisiert und auf die Schwierigkeiten und Stärken jedes Schülers eingeht, so wird die Lehrperson nicht länger der Mittelpunkt des Unterrichts sein. Stattdessen steht der individuelle Lernstoff jedes Schülers im Mittelpunkt. Die Lehrperson hat dann eine eher unterstützende Funktion und hilft bei der Gestaltung der Lehrpläne und akuter, individueller Probleme.
- Der individualisierte Unterricht stellt einen deutlich höheren Aufwand für die Lehrperson dar als Frontalunterricht. Statt einer Unterrichtseinheit muss sie sich auf 25-30 individuelle Lernpläne und Lernbiografien einstellen und allen gerecht werden. Dafür braucht man genug Zeit, die man mit jedem Schüler verbringen kann, um dessen Fortschritt zu überprüfen und einzuschätzen. Hierbei würden vor allem kleinere Klassen helfen, da die Lehrer sonst schnell den Überblick verlieren könnten. Zudem müssten die Schüler auch bereit sein sich auf diese Methode verantwortungsvoll einzulassen, da Schüler die nicht daran ineressiert sind zu lernen die Aufgabe der individuellen Lernplangestaltung nicht besonders ernst nehmen würden. Hier bestände unter anderem die Gefahr, dass die SuS nur das erledigen würden was sie auch wirklich leisten müssen und nicht das was sie leisten könnten, wenn sie mehr gefordert werden würden.
- Kann die Lehrperson in einer Unterrichtsstunde allen SuS bei ihrer individualisierten Arbeit gerecht werden?
Zudem würde ich auf jeden Fall auch die Lehrperson selbst befragen, wie sie ihre Erfahrungen mit dieser Methode der Unterrichtsgestaltung einschätzen würde.
- Im Schulalltag werden Mädchen und Jungen oft unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben, einige von ihnen positiv, andere negativ. Diese Annahmen entspringen manchmal aus den Ergebnissen von Studien, welche die genderspezifischen Unterschiede von Kindern festzuhalten versuchen, andere von ihnen entstammen aus Klischees oder dem Bild welches in Funk und Fernsehen gezeichnet wird.
So sind Mädchen angeblich fleißiger als Jungen, pflegen ihre Arbeitsunterlagen besser, haben Vorlieben für Geisteswissenschaften und Musik, dafür muss man aber damit leben das Mädchen natürlich gerne lästern und im Unterricht Zettel hin- und herschieben. Jungs sind häufiger Störenfriede und am Unterrichtsgeschehen eher uninteressiert, dafür mögen sie aber Sport und Naturwissenschaften und sind auch noch begabter darin als ihre weiblichen Mitschüler.
Ob man diese Verhaltensmuster oder Begabungen nun bereits in der Praxis beobachten durfte oder nicht, ihre Existenz erzeugt Erwartungen bei Lehrkräften und auch bei den SuS und damit auch einen Druck diesen Erwartungen gerecht zu werden. Wie jede Art von Schubladendenken wird hier die Identität des Schülers oder der Schülerin nicht wirklich wahrgenommen, stattdessen wird er anhand oberflächlicher Merkmale – in diesem Fall anhand seines Geschlechts – gewissen Kategorien zugeordnet und dementsprechend behandelt und bewertet.
- Ich erinnere mich daran, dass in meiner eigenen Schulzeit die Lehrer generell den Mädchen gegenüber positiver eingestellt waren als den Jungen. Mir kam es auch so vor, als würde bei ihnen im Falle eines Fehltritts stärker durchgegriffen werden als bei Mädchen. Auch bei körperlichen Aufgaben oder Dingen die schnell erledigt werden mussten spielte das Geschlecht eine Rolle, denn da wurden dann meist die „starken Jungs“ geschickt, wohingegen verantwortungsvolle Aufgaben eher an Mädchen übertragen wurden.
Mit meinen Mitschülern hatte ich persönlich auch die Erfahrung gemacht, dass es gewisse Erwartungen an mich gab wie ich mich als Mädchen zu verhalten hatte. Da ich diesen Erwartungen nicht entsprach gehörte ich nicht dazu und hatte dementsprechend keinen besonders guten Draht zu meinen Klassenkameradinnen. Persönlich habe ich es aber schon so empfunden, dass das Geschlecht hinterher in der Oberstufe nicht mehr so eine große Rolle gespielt hat wie noch zu Grundschulzeiten oder in der Unter- bis Mittelstufe. Genau wie die Klassengemeinschaften lösten sich auf die geschlechtsgetrennten Grüppchen etwas auf und alles mischte sich etwas mehr durch. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Geschlechterrollen zwischen den Peers in einer Klasse auch an die Pubertät und der damit einhergehenden „Entdeckung“ des anderen/eigenen Geschlechtes zu tun hatte.
- Für kommende Praktika würde ich mir gerne vornehmen zu beobachten, ob es sich auch wie zu meiner Schulzeit so verhält das die überwiegende Mehrheit der leistungsschwachen Schüler männlich ist. Ich würde hierbei besonders auf die Interaktion der Schüler mit der Lehrkraft achten und ob mir auffällt ob sich vielleicht in der Kommunikation bereits ein Hinweis darauf findet, warum der Schüler im Unterricht nicht mitkommt oder nicht mitarbeiten will.
- Die bisher eher übliche Aussonderung von Schülern mit Förderbedarf ist der Nährboden für eine Vielzahl von Problemen. Die betroffenen SuS werden „aussortiert“ und von ihren Peers getrennt unterrichtet, wodurch die Beziehung zwischen Förderschülern und Regelschülern unnötig verkompliziert und auch das Selbstwertgefühl beansprucht wird. Zum bereits berstehenden Förderbedarf wird so noch künstlich eine Hemmschwelle zur eigenen Entfaltung hinzugefügt, da man den Förderbedürftigen suggeriert, dass sie grundlegend anders sind als ihre Altersgenossen.
Stattdessen sollte man die förderbedürftigen SuS inklusiv in Regelklassen mit einbinden. Dies fördert die Kommunikation zwischen den Peers und verhindert den Aufbau großer Hemmschwellen oder Vorurteile gegenüber Förderschülern und Förderunterricht. Die Thematik wird normalisiert und die Schüler können durch die Lehrperson im normalen Klassenverband eine besondere Förderung erhalten, während sie sich in anderen Aspekten ihres Schulalltags normal entfalten können.
- Die Formen in welcher sich ein Förderbedarf präsentieren kann sind vielfältig. Der Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bezieht sich auf Schüler, die im Bereich Motorik und Akustik Probleme haben und natürlich anderweitig gefördert werden müssen, als jene SuS die Probleme mit dem Lernen und Konzentration haben und daher dem Förderschwerpunkt Lernen zuzuordnen sind. Es ist wichtig darauf zu achten in welchem Feld für einen Schüler Förderbedarf besteht und in welchem nicht. Auch in der Sozialisierung kann ein Förderbedarf bestehen. Bei der Diagnose können nicht nur die Beobachtungen und Einschätzungen der Lehrperson helfen, sondern auch die Eindrücke der Eltern und Mitschüler, welche den betroffenen Schüler auf andere Weisen kennen und einschätzen können. Eine Zusammenarbeit ist bei der Diagnose von immensem Vorteil.
- Bei der Bewältigung der Vielfalt an individuellen förderbedürftigen Schülern ist es wichtig, dass man auf die Ressourcen zurückgreift die einem als Lehrperson helfen. Hier erscheint es sinnvoll mit den Eltern und Schülern zusammenzuarbeiten, um verschiedene Perspektiven über Stand und Fortschritt der Förderung zu erhalten. Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten spielt eine zentrale Rolle und sollte auch in höheren Klassenstufen nicht vernachlässigt werden. Auch die bisherige Schulbiografie oder gar psychologische Einschätzungen können dabei helfen zur optimalen Förderung beizutragen.