Ermitteln Sie in einer Lehrbuchreihe Ihrer Wahl Aufgaben, die Ihrer Ansicht nach besonders Jungen oder besonders Mädchen ansprechen. Versuchen Sie diese Aufgabe(n) mit einer umgekehrten Gender-Orientierung umzuformulieren.
In vielen Lehrbüchern, wird versucht mit vermeintlich genderspezifischen Aufgabenstellungen die Motivation bestimmter Interessensgruppen anzusprechen. Dabei werden klischeehafte Zuschreibungen von Interessen einem bestimmten Geschlecht der SuS zugeschrieben. Die Kinder werden dadurch in stereotypen Rollenvorstellungen gedrängt. Ein Mädchen kann sich genau so gut für Drachen und Autos interessieren und empfindet die Aufgabe als ansprechend, wie sich ein Junge von in Rosa- und Lilatönen gehaltenes Aufgabenblatt angesprochen fühlen kann.
Wie bereits zahlreich von meinen KommilitonInnen bewiesen, kann eine Aufgabe die stereotype Genderinteressen eines bestimmten Geschlechts aufgreift, genauso klischeehafte auf das andere Geschlecht übertragen werden.
Versucht man mit genderbezogenen Aufgabenstellungen verschiedene Interessen einer heterogenen Gruppe aufzugreifen, sollte es den SuS freigestellt sein, für welche Aufgabe sie sich entscheiden. Lernenden Aufgaben entsprechend ihres Geschlechts zuzuordnen, klingt für mich nach einer Zuschreibungen von Stereotypen, die den Kindern vorschreiben, wie man ein Mädchen oder ein Junge ist.
Der Ansatz vielfältige Interessen innerhalb einer Lerngruppe auch in den Aufgabenstellungen aufzugreifen, kann durchaus zu einer Steigerung der Motivation zur intensiveren Auseinandersetzung mit einem Thema führen, jedoch nur, wenn den SuS keine Interessensfelder unreflektiert zugeordnet werden. Die Kinder sollten bei solchen Entscheidungen mitbestimmen oder sich das Thema vollkommen eigenständig überlegen dürfen.
Finden die SuS sich in den Themen des Unterrichts oder auch nur in den Aufgabenstellungen zu einem ihnen entfernteren oder noch fremden Thema wieder, fällt es ihnen womöglich leichter Interesse zu entwickeln. Auch sollten Lehrkräfte selbstständig agieren, wenn solche gendertypischen Aufgaben vorliegen, und diese zu geschlechterneutralen umformen können.