Eine Gefahr begegnungspädagogischer Konzepte ist das „Othering“. Was genau sind die Probleme, und wie werden sie didaktisch erzeugt?

Seit 1950 hat die religiöse Pluralität in Deutschland deutlich zugenommen. Aus der starken christlichen Homogenität ist eine religiöse Heterogenität entstanden, dabei ist besonders der Anteil an Personen die Religionen indifferent gegenüber stehen angestiegen (Säkularisierung). Durch Zuwanderung aus anderen Ländern wächst die Vielfalt an Religionen in Deutschland. Mit dem Konzept der Begegnungspädagogik soll aufkommende Angst vor fremden Religionen und Kulturen überwunden werden. Auch sollen Missverständnisse und Vorurteile abgebaut und Toleranz durch Verständnis aufgebaut werden.

In vielen an Schulen praktizierten begegnungspädagogischen Konzepten wird davon ausgegangen, dass aus einem Kennenlernen und Verstehen automatisch auch ein Achten entsteht. Diese problematische Einstellung kann in einigen Fällen dazu führen, dass Konflikte und Differenzen bestehen bleiben oder noch vertieft werden. Ein weiteres mögliches Problem diese Konzeptes ist das Othering, wobei auf einzelne Personen Eigenschaften ganzer Religionsgemeinschaften projiziert werden. Bei diesem Generalisierungsvorgang werden Großgruppen konstruiert, die auf wenigen Personen oder nur einen Einzelnen zurückzuführen sind.

Werden in Schulen im Rahmen des Konzeptes nur einzelne Beispiele für Religionen, die den SuS unbekannt sind angeboten, kann dies zur Entstehung von Vorurteilen beitragen. Wird nicht weiter darüber gesprochen, müssen die Kinder davon ausgehen, dass die Einstellungen der kennengelernten Person auf alle Vertreter dieser Religion zutreffen. Ein Ein ähnliches Beispiel dazu lernte ich während meines Orientierungspraktikums kennen. Am Tag des Bayram, des Zuckerfestes war die Hälfte der Klasse von ihren Eltern abgemeldet worden. Am folgenden Tag konnten die Kinder über das Fest sprechen. Die Lehrerin kam immer wieder auf das Thema zurück und sprach ein türkischstämmiges Mädchen mehrmals darauf an, obwohl die Schülerin keine Muslima war und das Fest nicht gefeiert hatte. Scheinbar hatte die Lehrerin vom Aussehen der Kinder auf ihre Religionszugehörigkeit geschlossen.