Genderorientierte Schulaufgaben

Ermitteln Sie in einer Lehrbuchreihe Ihrer Wahl Aufgaben, die Ihrer Ansicht nach besonders Jungen oder besonders Mädchen ansprechen. Versuchen Sie diese Aufgabe(n) mit einer umgekehrten Gender-Orientierung umzuformulieren.

In vielen Lehrbüchern, wird versucht mit vermeintlich genderspezifischen Aufgabenstellungen die Motivation bestimmter Interessensgruppen anzusprechen. Dabei werden klischeehafte Zuschreibungen von Interessen einem bestimmten Geschlecht der SuS zugeschrieben. Die Kinder werden dadurch in stereotypen Rollenvorstellungen gedrängt. Ein Mädchen kann sich genau so gut für Drachen und Autos interessieren und empfindet die Aufgabe als ansprechend, wie sich ein Junge von in Rosa- und Lilatönen gehaltenes Aufgabenblatt angesprochen fühlen kann.

Wie bereits zahlreich von meinen KommilitonInnen bewiesen, kann eine Aufgabe die stereotype Genderinteressen eines bestimmten Geschlechts aufgreift, genauso klischeehafte auf das andere Geschlecht übertragen werden.

Versucht man mit genderbezogenen Aufgabenstellungen verschiedene Interessen einer heterogenen Gruppe aufzugreifen, sollte es den SuS freigestellt sein, für welche Aufgabe sie sich entscheiden. Lernenden Aufgaben entsprechend ihres Geschlechts zuzuordnen, klingt für mich nach einer Zuschreibungen von Stereotypen, die den Kindern vorschreiben, wie man ein Mädchen oder ein Junge ist.

Der Ansatz vielfältige Interessen innerhalb einer Lerngruppe auch in den Aufgabenstellungen aufzugreifen, kann durchaus zu einer Steigerung der Motivation zur intensiveren Auseinandersetzung mit einem Thema führen, jedoch nur, wenn den SuS keine Interessensfelder unreflektiert zugeordnet werden. Die Kinder sollten bei solchen Entscheidungen mitbestimmen oder sich das Thema vollkommen eigenständig überlegen dürfen.

Finden die SuS sich in den Themen des Unterrichts oder auch nur in den Aufgabenstellungen zu einem ihnen entfernteren oder noch fremden Thema wieder, fällt es ihnen womöglich leichter Interesse zu entwickeln. Auch sollten Lehrkräfte selbstständig agieren, wenn solche gendertypischen Aufgaben vorliegen, und diese zu geschlechterneutralen umformen können.

Genderbezogene Präsentation

Was hat die genderbezogene Präsentation der Theatergruppe bei Ihnen ausgelöst – und wie beziehen Sie diese Effekte auf Ihre Professionalisierung zu gendersensiblen Lehrkraft?

In der sechsten Ringvorlesung wurde ein Theaterstück aufgeführt, welches Denkanstöße geben sollte um möglichen Entwicklungsaufgaben für sich als angehende Lehrkraft, im Bezug auf den Umgang mit Gender, zu entwickeln.

In der Präsentation der Theatergruppe traten verschiedene, stark überspitzte Charaktere, verkörpert von Männern und Frauen, auf. Für das Publikum waren die Charakteristischen Eigenschaften klar erkennbar. Es gab den überheblichen, scheinbar sehr selbstbewussten und den ängstlichen, schüchternen und angespannten Mann. Weiter spielten drei Frauen die provozierend, ironisierende, unfreundliche Frau, die übermotivierte, arrogante und erotisierende Person und die leicht zu verunsichernde, fast zu liebe junge Frau.

Jede dieser dargestellten Figuren hätte sowohl von einem Mann, als auch von einer Frau gespielt werden können, da die Stereotypen sowohl einem Mann oder einer Frau zugeschrieben, als auch von beiden Geschlechtern inszenierte werden könnten.

Bei mir als Zuschauerin haben die Figuren verschiedene Emotionen ausgelöst. Denke ich nun im Nachhinein über meine spontanen Gefühle während des Stückes nach, fällt mir auf, dass ich den überheblichen, selbstbewussten Mann als unsympathisch und aufgesetzt empfunden habe. Im Verlauf des Stückes stellte sich jedoch heraus, dass er gar nicht so selbstsicher war wie es zuvor den Anschein hatte. An diesem Beispiel, ist zu erkennen, dass hinter bestimmten Charaktereingenschaften Genderinszenierungen stecken können, die als Strategien, bewusst oder unbewusst, verwendet werden können. Ein weiteres Beispiel könnte dazu der extrem schüchterne Mann sein. Er macht sich ganz klein und gibt sich so schwach, dass er als Konkurrent gar nicht in Frage kommt und somit nicht in Konflikte gerät.

Ich hätte nach der Präsentation genau sagen können wer mir nach einem erste Eindruck sympathisch war und wer nicht. Für eine Lehrkraft ist eine solche spontane Einschätzung sehr problematisch. Dies kann dazu führen, dass Kindern bestimmte Stereotypen zugeschrieben werden oder Genderinszenierungen von der Lehrkraft nicht erkannt und reflektiert werden. Eine gendersensiblen Lehrkraft sollte die eigenen Emotionen, verursacht durch Eigenschaften der SchülerInnen, kritisch betrachten und reflektieren! Nur so können ungerechte genderbezogenen Handlungen vermieden und die SuS dafür sensibilisiert werden.