Meiner Meinung nach ist der Unterschied in mathematischen Leistungen der SuS ein Grund zur Sorge. Gerade im mathematischen Bereich können Wissenslücken verheerend sein, wenn es darum geht, dass SuS versuchen einen neuen Themenbereich zu erarbeiten. So kann eine bereits vorhandene Wissenslücke zu starker Demotivation führen und die gesamte Zukunft des Lernenden im Matheunterricht gefährden, wenn eine Wissenslücke zur nächsten führt und die Bereitschaft zur Ausbesserung besagter Lücken auf Seiten der SuS sich immer weiter gegen Null bewegt.

Spiele im Matheunterricht können sehr motivierend für SuS sein. Jedoch muss man aus Lehrenden Sicht stetig die Ziele des Lehrplans im Auge behalten, wenn die Spiele nur zur Ausbesserung bekannter Wissenslücken der SuS dienen. So sollte stets abgewogen werden ob Spiele im zeitlichen Rahmen angebracht sind oder ob den Wissenslücken durch andere Ansätze entgegengewirkt werden kann. Spiele zur Vermittlung mathematischer Inhalte die über Grundwissen des Matheunterrichts hinausgehen halte ich für problematisch und unpraktisch. Wenn das benötigte Grundwissen vorhanden ist sollten alle SuS in der Lage sein sich die neuen Inhalte verständlich zu machen.

Beim kommenden Praktikum zur Untersuchung der Tiefenstrukturen im Unterricht könnte man genauer in den Blick nehmen wie sehr Spiele, Gruppenarbeiten oder andere Aktivitäten, die starke Interaktion der SuS unter sich beinhaltet, die Motivation zur Beteiligung einzelner SuS fördert. Zudem könnte man auch genauer Beobachten wie sehr eintöniger Frontalunterricht einzelne SuS demotiviert und so ein komplexeres Fazit aus beiden Beobachtungen ziehen.

Bei der adaptiven Planung von Unterricht ist eine Herausforderung das Gleichgewicht aus Unterrichtsinhalten herzustellen, die die SuS stark mit einbeziehen und aus solchen die die Lehrkraft in den Vordergund stellen. Ebenfalls sollten, unabhängig vom Fokus der Unterrichtsinhalte, stets alle Leistungsniveaus der SuS abgedeckt werden.

 

Bàrbara Roviró veranschaulichte in vergangener Vorlesung die Vorurteile, die vorwiegend im Fremdsprachenunterricht herrschen: Im Fremdsprachenerwerb seien Schülerinnen talentierter und interessierter als der männliche Teil der Schülerschaft. Bei der vorteilbehafteten Einteilung in Jungs- und Mädchenfächern sei Fremdsprachenunterricht ein klares Mädchenfach. Aus eigener Erfahrung kann ich kaum solch eine Beobachtung nachvollziehen. Lediglich aus Zeiten der Grundschule kann ich mich an eine solche Situation im Englischunterricht erinnern mit Unterrichtsinhalten, die ansprechender waren für Mädchen und einer bevorzugenden Behandlung von Mädchen. In meiner restlichen Schullaufbahn bis zum Abitur wirkten die Beurteilung und die Unterrichtsinhalte im Englischunterricht sehr gut abgewägt. Im Lateinunterricht schien ebenfalls keine bevorzugte Behandlung eines Geschlechts stattzufinden. Da die Begleitlektüre des Englischunterrichts während der Mittelstufe recht neu war könnte man daraus schließen, dass die Problematik des Englischunterrichts als Mädchenfach bereits bekannt war und diese so bereits gendersensibel konzipiert wurde sowie die Lehrkraft bereits im Bezug auf Gendersensibilität fortgebildet wurde. Bei meinem jetzigen Englischstudium kann ich ebenfalls keinen Trend von vorwiegend weiblicher Belegschaft entdecken.

Das in der Vorlesung angesprochene Rubikonmodell von Heckhausen und Gollwitzer ist hierbei ein guter Ansatz, der das Fremdsprachenlernen im schulischen Kontext genderunabhängig fördert. Das Modell besteht hauptsächlich aus vier Phasen,

  1. des Abwägens,
  2. des Planens der Umsetzung,
  3. des Handelns und
  4. des Bewertens und folgenden Erfolgserlebnisses.

Durch diesen klaren strukturierten Ablauf soll gewährleistet werden, dass alle SuS gleichermaßen, also gendersensibel, motiviert werden.

Das Fremdsprachenlehrwerk des Englischunterrichts aus meiner Grundschulzeit hat klar gezeigt, dass es einen gewissen Grad von bevorzugt an Mädchen orientierten Inhalten gibt.  So sollte man sich bei der Betrachtung solcher Fremdsprachenlehrwerke genderbezogene Vorurteile stets vor Augen halten. Wiederkehrende Traits, die nur einem Geschlecht zugeschrieben werden, müssen kritisch betrachtet werden. Jungen sollten nicht die einzigen sein, die als sportlich beschrieben werden und auch folglich nicht das einzige Beispiel sein um sportbezogenes Vokabular zu erlernen. Genauso sollten weiblichen Charakteren ebenfalls keine Verhaltensnorm unterstellt werden. Eine solche Einteilung führt zu Demotivation der Schüllerschaft bezogen auf den Fremdspracherwerb, denn viele SuS könnten sich so nicht von dem Unterrichtsmaterial angesprochen fühlen.

 

Genderperspektiven

6. Juni 2018

Im Schulalltag gibt es viele Aspekte in denen ein Spannungsfeld im Bezug auf Gender auftritt. So werden Schülern und Schülerinnen bezogen auf ihr Gender verschiedene Traits zugeschrieben, die der Wahrheit entsprechen können, jedoch zu Verallgemeinerungen und Stereotypisierung jedes SuS führen. Diese Verallgemeinerungen oder Stereotype sind äußerst kritisch zu betrachten, da sie jegliche individuellen Eigenschaften ignorieren und somit wiederum zu einer ungerechten Behandlung und Bewertung betroffener SuS führen können. Die Relevanz solcher genderbezogenen Vorurteile in der Vergangenheit, aber auch zu heutiger Zeit, wird deutlich, wenn man Fallbeispiele betrachtet in denen Jungs oftmals als den Mädchen im Sportunterricht überlegen angesehen werden, den Mädchen bessere Fähigkeiten im Kunstunterricht zugeschrieben werden oder auch Jungs generell als Störenfriede und Mädchen als schüchtern kategorisiert werden, obwohl es keine Beobachtungen gegeben hat, die zu einem solchen Ergebnis führen würden.

Aus meiner eigenen Schullaufbahn kann ich mich an viele Situationen erinnern, in denen ähnlich Stereotypisierung der SuS stattgefunden hat. Eines der interessantesten Beispiele ist meiner Meinung nach die Bevorzugung von Jungen im Sportunterricht. Dies war unter manchen älteren Sportlehrern wie im Paradebeispiel der Verallgemeinerung von Jungs als sportbegabt auch der Fall. Jedoch gerade jüngere Sportlehrer aus meiner Vergangenheit, die sich dem bekannten Vorurteil der besseren Bewertung von Jungs im Sportunterricht bewusst waren, bevorzugten sehr stark die weibliche Schülerschaft im Bezug auf Bewertung und Mitentscheidungsrechten der SuS im Sportunterricht. Meiner Meinung nach sollte die Gleichbehandlung aller SuS angestrebt werden und nicht die Umverlagerung eines genderbezogenen Stereotyps von einem auf das andere Gender, nur um „gerecht“ jeweilige Gender zeitweise zu bevorzugen.

Gerade im kommenden Orientierungspraktikum könnte man spannende Beobachtungen zum Thema der gendersensiblen Pädagogik machen. Wenn man nun die Leistungsüberprüfungen der Lehrkraft untersuchen möchte, ob die Lehrkraft im Hinblick auf Gender alle SuS gleich viel prüft, könnte man die Leitfrage stellen: „Werden die Meldungen aller SuS als gleichwertig betrachtet unabhängig von Gender?“ In die Beobachtung muss natürlich auch die allgemeine Beteiligung jedes SuS miteinbezogen werden sowie das Verhältnis in der Anzahl an SuS mit unterschiedlichen Gendern.