Als offizieller Blog der Uni Bremen, der von Studierenden für Studierende recherchiert und schreibt, haben wir euch vor einiger Zeit gefragt, wozu ihr gerne mehr lesen würdet. Hierbei wurden wir von Studierenden auf die Petition „Studierende brauchen mehr Transparenz und Planbarkeit“aufmerksam gemacht, welche dies im Pandemie-Studienalltag einfordert. Angesprochene Themen sind hierbei sowohl der gesundheitliche Zustand Studierender als auch Situationen aus dem momentan vorherrschenden Studienchaos, wie beispielsweise Prüfungsvorbereitung und -durchführung.

Aktuell kommt es ja zu vermehrten Lockerungen und vieles hat sich seit Beginn der Petition sicherlich schon etwas weiterentwickelt. Nichtsdestotrotz sind auch viele Themen dabei, die noch immer von großer Wichtigkeit sind oder dies früher oder später wieder werden könnten – je nachdem, wie wir den Sommer und den kommenden Herbst überstehen.

Um ein genaueres und breiteres Bild von dem zu vermitteln, was in dieser Petition kritisiert und gefordert wird, wurden thematisch passende Fragen an Studierende verschiedener Studiengänge gestellt. Die ersten Antworten von drei Studierenden konntet ihr bereits im ersten Teil vor zwei Wochen nachlesen, die vor allem gesundheitliche und finanzielle Aspekte ansprachen, aber auch die noch recht neuen Lockerungen der Gastronomie. Weitere Fragen und Antworten folgen in der heutigen Fortsetzung, welche sich vermehrt mit Prüfungssituationen und diesbezüglichen Vorschlägen und Wünschen befassen.

Ihr habt auch ein Thema, das euch aktuell beschäftigt und würdet gerne mehr dazu bei uns lesen? Schreibt und eure Wünsche / Vorschläge an eule@uni-bremen.de!

Anmerkung der Redaktion: Folgende Slides beinhalten die persönliche Meinung unterschiedlicher Studierender. Diese ist als solche zu werten und dient lediglich zur Veranschaulichung einzelner Schicksale.

Kam es während deiner letzten Prüfungsphase zu kurzfristigen Änderungen der Prüfungsform und / oder des Prüfungstermins? Wenn ja, wie sahen diese Änderungen aus?

Jasmin (Name geändert)

Ich hatte in der Prüfungsphase durchgängig Prüfungen (schon vor der Pandemie ein Problem, hat sich durch Corona verschärft), also nicht einen Tag Urlaub.

Eine Prüfung wurde zwei Wochen vorher verschoben. Prüfungsformate wurden beharrlich in Präsenz geplant, obwohl schon seit Sommer 2020 absehbar war, dass die Prüfungen im Winter nicht in Präsenz werden stattfinden können. Verändert wurde das Format dann auf den letzten Drücker auf viel zu späte Anweisung der Uni hin (wir hatten uns auf Präsenz eingestellt, aber waren immer unsicher, wie wir lernen sollten, weil wir alle geahnt haben, dass es nicht in Präsenz stattfinden kann). Daraufhin hatte der Prof kaum noch Zeit, sich vernünftig damit auseinander zu setzen. Die Folge war eine im Schnitt schlechte Prüfung die aufgewertet werden musste. Die Benotung hat in keinster Weise den wirklichen Wissensstand der Student:innen abgebildet, sondern die Fähigkeit, unter höchstem Zeitdruck in einer unübersichtlichen Klausur einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich weiß von ein paar, die in der Prüfung eine Panikattacke bekamen.

Meine letzte Prüfung war dann am ersten Tag des neuen Semesters. Seit Oktober (ich hatte Glück, da ein wenig frei zu haben, weil meine Prüfungen günstig lagen) arbeite ich durchgehend, und das geht den meisten anderen mindestens genauso – wenn nicht schlechter, wenn sie noch andere nachschreiben müssen. Urlaub für Student:innen!!! Darüber macht sich keiner Gedanken.

Unsere neuen Prüfungstermine für das aktuelle Semester haben wir jetzt auch erst seit Mitte Mai. Zuvor waren bis zu fünf Termine unklar als das Semester losging.

 

Thea (Name geändert)

Das klingt jetzt alles etwas chaotisch, war es auch:

Ich sollte 2020 Ende März eine Prüfung schreiben, die dann auf den Juni verlegt wurde.

Dann sollte ich Ende Januar 2021 eine Prüfung schreiben, nennen wir sie Prüfung A, die vier Tage vorher verschoben wurde auf „Termin noch unbekannt“. Allerdings hatte ich auch eine zweite Klausur (B) am 12. Februar. Dann hieß es, die erste Prüfung (A) würde nun am 11. Februar stattfinden, was natürlich echt ein Problem für mich gewesen wäre… Aber dann wurden beide Klausuren verschoben, wieder auf einen unbekannten Termin und das alles sehr kurzfristig. Ich hatte nun schon knapp zwei Monate gelernt, war erschöpft und wollte endlich die Prüfung schreiben, weil ich noch zwei weitere vor mir hatte. Im März hatte ich dann eine dritte Klausur (C), vor der uns dann gesagt wurde, die erste Klausur (A) würde nun drei Tage vor dieser stattfinden. Die Begründung für dieses ganze Verschieben war aber das echte Problem meiner Meinung nach. Denn der Professor hat sich strikt geweigert, seine Klausur so umzuändern, dass wir diese von Zuhause aus schreiben konnten. Dann hat die Uni die Profs ermahnt und eine Regel aufgestellt, dass sie uns bis zum 5. Mai die Prüfung irgendwie ablegen lassen müssen und dann erst war es plötzlich doch möglich die Prüfung von Zuhause aus zu schreiben. An anderen Universitäten wurde schon viel früher auf Onlineklausuren umgestellt, bei uns waren viele Profs überfordert.

Dass wir kämpfen mussten, überhaupt unsere Prüfungen ablegen zu dürfen, fand ich schon absurd, dabei hatten wir es ja nun auch nicht leicht durch Corona.

Meine dritte Klausur (C) war eine Präsenzprüfung; drei Tage vorher hatte ich wie gesagt die Klausur (A) Zuhause geschrieben. Dann kam im April Klausur vier (D) und Anfang Mai dann endlich der Termin für Klausur zwei (B). Das war alles sehr viel Arbeit für uns Studierende, allein das ganze organisatorische Chaos nochmal aufzuschreiben macht mich kirre, ein Glück ist das vorbei!

 

Daniel

Die Prüfungsphase im Fachbereich 07 im Wintersemester war ein riesiges Chaos!

Die Strategie des Fachbereichs war, dass die Prüfungen unbedingt in Präsenz durchgeführt werden sollten. Es wurde also immer geschaut, was die Politik sagte und dann wurde auf dieser Grundlage entschieden zu verlängern oder zu schreiben, und das dann den Studenten mitgeteilt.

Ein paar wenige Prüfungen und Hausarbeiten wurden von vornherein „online“ durchgeführt – das hat an sich auch gut funktioniert, so gut wie es halt eben geht aktuell. Ein Teil der Prüfungen sollte in Präsenz stattfinden, die wurden erst verschoben und dann gegen März auch in Präsenz durchgeführt. Die anderen Prüfungen wurden erstmal verschoben, dann nochmal verschoben, dann nochmal verschoben, dann wurden ein paar wenige online durchgeführt, ohne so richtig zu sagen, welche Prüfungsform geschrieben werden sollte, nur „Online-Open-Book“ oder so, da gab es auch nochmal Unterschiede. Informiert wurden wir erst kurz vor der Prüfung, so 1 – 2 Wochen, wann und wie und ob wir die schreiben, und dann auch nicht vollumfänglich. Bei einer Prüfung, auf die man sich mehr als drei Wochen vorbereitet, ist das natürlich sehr scheiße, um es freundlich auszudrücken.

Eine Prüfung haben wir dann bereits im neuen Semester geschrieben, kurz bevor und teilweise während das Semester losging. Auch da wollte man die Klausur in Präsenz schreiben, aber als feststand, dass es nicht gehen würde, wurde die Prüfung dann doch Online geschrieben. Als Ankündigung kam ein Zweizeiler 1 WOCHE VOR DER KLAUSUR, ohne Informationen, wie die Prüfung stattfinden sollte, nur Online über das ZMML Portal, dass sie 60 Minuten lang sei und dass alle Themen behandelt werden sollten. Es wurde ein neues Prüfungsformat angewendet, in dem man nicht zwischen den Aufgaben springen konnte. Wir wussten das nicht, viele haben die erste Aufgabe übersprungen, um sich die Klausur anzuschauen, und direkt 1/6 der Punkte liegen lassen.

Dem Großteil der Studenten ist bewusst, dass die Professoren gerade auch keine leichte Arbeit haben, aber statt gegeneinander zu arbeiten, sollten die Profs doch bitte als Vorbilder fungieren und gemeinsam mit uns versuchen, diese Zeit zu meistern. Kollektiv wurde Schummeln und Fehlverhalten aller Studenten unterstellt. Was auch interessant war, ist die Einstellung vom Fachbereich: „Es schummeln ja ohnehin alle, also machen wir die Klausur schwieriger, und verbieten das Schummeln. Die die sich an die Regeln halten, und nicht schummeln, haben dann halt eben Pech“. Warum nicht einfach Schummeln erlauben, bzw. alle „Hilfsmittel“ erlauben und die Klausur dann schwieriger machen? In einer Zeit, wo ein Großteil der Studenten eh nur den Prof sieht, wäre es wichtig, wenn der positiv für uns und nicht mit einem negativen Bild gegen uns arbeitet.

Es gab auch Gegenbeispiele, wo Profs es wirklich gut gemacht haben, sehr flexibel waren, so frühzeitig wie irgendwie möglich uns mit allen nötigen Infos versorgt haben, immer ein Ohr hatten, und auch positiv waren und uns ermutigt haben.

Meine Noten haben sehr gelitten und eine dringend nötige Semesterpause hatten wir auch nicht.

Eine Sache noch zum Land Bremen: Die Uni hatte auch viele Einschränkungen vom Land Bremen bekommen, es ist also nicht für alles der Fachbereich oder die Uni verantwortlich, auch das wissen wir. Aber warum darf ich keine Prüfung schreiben, während Kinder mit 20 Leuten Fußball spielen dürfen? Ich darf mit tausenden Leuten im Heidepark sein, aber keine Prüfungen schreiben? Sind unsere Prüfungen nicht wichtig, sind unsere Karrieren und unsere Bildung nicht wichtig? Der Staat hat 300 Milliarden für die Wirtschaft ausgegeben, aber das Land Bremen hat kein Geld, große Hallen für die Durchführung von Prüfungen zu mieten? Nur einige von vielen Fragen… Die rot-rot-grüne Bremer Landesregierung hat aus meiner Sicht mal wieder gezeigt, dass die Universitäten ihnen vollkommen egal sind. Jetzt machen in Niedersachsen die Klubs auf. Super. Es ist einfach nur unverhältnismäßig und unlogisch. Es gibt viele Anspruchsgruppen, die alle bevorzugt werden wollen, das ist mir auch klar, aber achtet doch bitte auf die Verhältnismäßigkeit.

Im Moment gibt es in Bremen einfach keine „Studenten“ mehr.

 

(Wie) Hätten diese Schäden / Einschränkungen deiner Meinung nach vermieden oder zumindest verringert werden können?

Jasmin (Name geändert)

Die Universität hätte für die Prüfungsphase 21 von Anfang an Onlineformate vorlegen sollen. Das war absehbar und keine Überraschung. Die Profs hätten sich besser auf diese Formate vorbereiten können.

Die Student:innen sollten die Prüfungstermine vor dem betreffenden Semester mitgeteilt bekommen, um Urlaub/ freie Zeit einplanen zu können.

Veränderungen am Prüfungsformat und Prüfungstermin sollten den Student:innen so früh wie möglich mitgeteilt werden, zwei Wochen vorher ist mehr als knapp, besser immer früher.

Die Universität sollte sich besser auf die absehbaren Entwicklungen vorbereiten. Sie hat aus der ersten Corona-Prüfungsphase nichts gelernt und die Student:innen mussten darunter leiden.

Transparenz!!!! Wenn die Uni bestimmte Dinge verändern muss oder etwas nicht so klappt, wie geplant, ist das logisch und meistens nachvollziehbar, aber die Student:innen müssen rechtzeitig und umfassender informiert werden! Da hängen Leben, Existenzen, Familien und Lebensplanungen dran, das muss die Uni verstehen. Eine einzige Infoveranstaltung im Dezember hätte es gebraucht, um Studis realistisch vorzuwarnen und über die Risiken zu informieren, denen sie sich da unwissentlich ausgesetzt haben.

 

Thea (Name geändert)

Einige Profs hielten einfach lange an ihren alten, so nicht umsetzbaren Prüfungsformaten fest und haben sich strikt geweigert, etwas an ihren Klausuren zu verändern. Am Ende war es dann sogar dieselbe Klausur wie die der Kohorte vor uns.

Was mich am meisten gestört hat war aber, wie sehr sie von uns Studierenden Verständnis eingefordert haben, dieses aber von ihrer Seite nicht zurückkam. Wir sollten funktionieren und alles irgendwie hinbekommen.

Daniel

Die Strategie hätte von vornerein Online sein sollen, so wie an vielen anderen Unis in Deutschland auch. Das wurde zum SoSe jetzt geändert, was ich sehr gut finde, selbst wenn Präsenzprüfungen jetzt vielleicht wieder möglich sein könnten. Der FB hat sehr gut aus den Fehlern gelernt und war da überraschend kooperativ.

Spätestens nach dem ersten Riesenchaos im Februar hätte man die Klausuren alle auf ein bis zwei Online-Formate umstellen können. Dass der 2-Wochen Lockdown vom Dezember 20 bis Mai 21 über den März hinaus verlängert wird, war spätestens nach den ersten März-Öffnungsschritten wahrscheinlich.

 

Wie ist deine Wahrnehmung bezüglich der Medienpräsenz Studierender während der Corona-Krise? Wurde angemessen über die von dir beschriebenen Probleme berichtet?

Jasmin (Name geändert)

Student:innen denken gerade an alles andere als ans Feiern und Party machen. Das Studium hat sich verändert, von uns wird heute ein extrem hohes Niveau gefordert. In den Medien und der Politik scheint ein Student eine reine Partysau zu sein. Dass wir eigentlich damit beschäftigt sind jeden Cent umzudrehen, uns Lernräume verwehrt werden, während Schulen wieder öffnen, wir Online-Prüfungen und -Veranstaltungen im Baulärm absolvieren, wir in unserem Schlafzimmer arbeiten müssen, das wird nirgends erwähnt. Dass viele Student:innen Familie haben, die Konzentration und vor allem das unrealistische Maß an Flexibilität, das von den Studis gefordert wird unmöglich macht, wird nicht gesehen.

Wir feiern nicht, wir arbeiten am Limit um einen Abschluss aufrecht zu erhalten, mit dem wir an einen Job kommen!

Ich fühle mich in den Medien vor allem in der Politik vergessen. Aber wer sagt mal was? Wo sind die Student:innen, die für ihre Rechte und für Sichtbarkeit kämpfen? Es beschwert sich ja auch keiner und es macht auch keiner was! Dann muss man sich auch wieder nicht wundern… Andererseits sind die meisten gerade auch so extrem überlastet, dass sie von Tag zu Tag leben müssen, um nicht unter zu gehen, und wie soll man sich da noch mehr aufhalsen?

 

Thea (Name geändert)

Es wurde halt gar nicht über uns berichtet. „Wir sind auch noch da!“ habe ich oft gesagt. (Ich habe sogar eine E-Mail an Frau Merkel geschrieben – keine Antwort)

Irgendwann, da war schon fast ein Jahr Corona, gab es einen 6-7-minütigen Beitrag, der uns so dargestellt hat, als würden uns nur Mensa und Partys fehlen… first world problems eben, aber so war es gar nicht.

Wir hatten gerade dafür gekämpft, überhaupt unsere Prüfungen schreiben zu dürfen, wir zahlen über 300€ Semesterbeiträge jedes halbe Jahr dafür, wir hatten fast alle Geldprobleme und sitzen da allein in unseren schäbigen kleinen Studentenwohnungen mit einer Politik, die uns völlig ignoriert, die Familien und Liebespaare Nähe zugesteht, aber Freunde durfte man fast gar nicht sehen… Das hat mir schon echt die Augen geöffnet, was wichtig ist in diesem Land und was nicht.

Irgendwann war ich echt wütend, dass es immer nur hieß, Eltern hier, Kinder da, Schule, Kitas, Büros, etc. – aber Unis waren nie Thema. Dann hat man sich irgendwann daran gewöhnt, dass man außer Acht gelassen wird und versucht sich einfach selber über Wasser zu halten, keine Energie mehr auch noch dafür zu kämpfen, gehört zu werden.

 

Daniel

Es gibt keine Studenten, nur feiernde, junge Menschen, die sauer sind, dass sie nicht mehr drei mal die Woche in den Klub gehen können.

Was anderes habe ich kaum oder gar nicht mitbekommen, nur ein Beitrag von der heute-show.