Als offizieller Blog der Uni Bremen, der von Studierenden für Studierende recherchiert und schreibt, haben wir euch vor einiger Zeit gefragt, wozu ihr gerne mehr lesen würdet. Hierbei wurden wir von Studierenden auf die Petition „Studierende brauchen mehr Transparenz und Planbarkeit“ aufmerksam gemacht, welche dies im Pandemie-Studienalltag einfordert. Angesprochene Themen sind hierbei sowohl der gesundheitliche Zustand Studierender als auch Situationen aus dem momentan vorherrschenden Studienchaos, wie beispielsweise Prüfungsvorbereitung und -durchführung.

Aktuell kommt es ja zu vermehrten Lockerungen und vieles hat sich seit Beginn der Petition sicherlich schon etwas weiterentwickelt. Nichtsdestotrotz sind auch viele Themen dabei, die noch immer von großer Wichtigkeit sind oder dies früher oder später wieder werden könnten – je nachdem, wie wir den Sommer und den kommenden Herbst überstehen.

Um ein genaueres und breiteres Bild von dem zu vermitteln, was in dieser Petition kritisiert und gefordert wird, wurden thematisch passende Fragen an Studierende verschiedener Studiengänge gestellt. Die ersten Antworten von drei Studierenden könnt ihr in den folgenden Slides nachlesen, die vor allem gesundheitliche und finanzielle Aspekte ansprechen, aber auch die noch recht neuen Lockerungen der Gastronomie. Weitere Fragen und Antworten folgen in der Fortsetzung in etwa zwei Wochen, welche sich vermehrt mit Prüfungssituationen und diesbezüglichen Vorschlägen und Wünschen befassen.

Ihr habt auch ein Thema, das euch aktuell beschäftigt und würdet gerne mehr dazu bei uns lesen? Schreibt und eure Wünsche / Vorschläge an eule@uni-bremen.de!

Anmerkung der Redaktion: Folgende Slides beinhalten die persönliche Meinung unterschiedlicher Studierender. Diese ist als solche zu werten und dient lediglich zur Veranschaulichung einzelner Schicksale.

In welchem Fachbereich studierst du und in welchem Semester?

Jasmin (Name geändert)

Fachbereich 11, im 4.FS Psychologie

Thea (Name geändert)

FB 11: Human und Gesundheitswissenschaften, 8. Semester

Daniel

FB 07 Wirtschaftswissenschaften, 6. FS

Wie lange studierst du bereits von Zuhause aus? Wie viele Tage warst du in etwa seit dem in Präsenz an der Uni oder gab es sogar regelmäßige Präsenzveranstaltungen?

Jasmin (Name geändert)

Seit ca. April letzten Jahres studiere ich von Zuhause aus.

Ich hatte eine Präsenzprüfung Anfang 2021, daher war ich einen Tag in der Uni für diese Prüfung.

 

Thea (Name geändert)

Seit März/April 2020.

2020 März/April bis Oktober hatte ich überhaupt keine Präsenzveranstaltungen mehr, nur E-Klausuren wurden in Präsenz geschrieben, mit Maske, verschiedenen Zeitslots und Gruppen.

Ab Oktober 2020 gab es dann Hybridlehre in einem Modul und Präsenzlehre in einem anderen. (Hybridlehre bedeutet, dass man sich quasi aussuchen darf, ob man sich dem Risiko aussetzen will oder die Vorlesung lieber online besucht.) In dem zweiten Modul hatten wir diese Wahl nicht, bis es dann den ersten Lockdown gab und auch dieser Professor seine Veranstaltungen gezwungenermaßen online anbieten musste. Dies führte bei den Modulverantwortlichen zu enormen Problemen… Sie haben teils komplett den Überblick verloren, welcher Gruppe sie jetzt was erzählt hatten und welcher nicht. Am Ende hatten wir unterschiedliche Wissensstände.

 

Daniel

Ich studiere seit dem Sommersemester 2020 von Zuhause aus, mit diesem Semester also 1,5 Jahre.

An der Uni war ich in der Zeit Juli/August 2020 für drei Prüfungen, ansonsten gar nicht.

Letztens (April/Mai) war ich an der Uni, um Zettel für das ZPA in den Briefkasten zu werfen und bin im Nieselregen über das Universitätsgelände gelaufen und war überwältigt. Ich dachte, mein Studienleben war ja eigentlich schon lange vorbei, so wie wenn man zu seiner alten Grundschule geht und sich diese anschaut. Als wäre ich schon lange gar kein Student mehr. Diese Situation war überwältigend.

 

Hast du seit dem Sommersemester 2020 gesundheitliche Schäden erfahren, die deiner Meinung nach auf dem Arbeiten von Zuhause aus basieren? Wenn ja, wie äußern sich diese?

Jasmin (Name geändert)

Zwischenzeitlich völlig überanstrengte Augen. Ich kann die Texte auf dem Bildschirm nicht mehr fokussieren und war zwischendurch nicht in der Lage zu arbeiten für 1-2 Tage (in der Prüfungsphase).

Oft Antriebslosigkeit, Schwierigkeiten sich aufzuraffen und mal raus zu gehen.

Manchmal Schlafschwierigkeiten (vermehrt Alpträume, Schwierigkeiten ein- und durchzuschlafen).

Durchgängiger Stress: Ich kann an freigeschaufelten Tagen nicht mehr runterkommen, das Schlafzimmer ist gleichzeitig der Arbeitsplatz, ich kann nicht abschalten, habe ein andauerndes Stressgefühl und komme davon auch mit einer Woche „freinehmen“ nicht raus (auch weil ich in der Zeit ja wieder Inhalte verpasse und weiß, ich muss sie nacharbeiten) und auch nicht wenn ich mir Wochenenden freihalte.

Vorher bestehende Ernährungsprobleme sind schlimmer geworden.

 

Thea (Name geändert)

Ich konnte immer sehr gut sehen, aber im Sommer musste ich mir dann eine Brille besorgen, weil ich durch das ständige auf kurze Distanz sehen (in der kleinen Wohnung) und auf Bildschirme starren, kurzsichtig geworden bin. Das ärgert mich immer noch sehr, da ich nie eine Brille brauchte und mich noch nicht daran gewöhnt habe, das nun alles verschwommen ist. Aus eigener Tasche bezahlen muss man sowas auch und Brillen sind echt teuer… (Brille und Maske, Brille und Regen… I hate it)

Ich habe außerdem, obwohl ich ein relativ gesunder junger Mensch bin, irgendwann sehr starke Knieschmerzen bekommen vom dauernden Sitzen. Ich habe mir dann einen Gymnastikball gekauft um meine Kniegelenke etwas zu entlasten und zu „entsteifen“. Trotzdem fühle ich mich jetzt älter als ich mich fühlen sollte.

 

Daniel

Ja, mit Sicherheit haben sich meine psychischen Probleme sehr stark verstärkt.

Ich bin schon immer anfällig für Erschöpfungsdepressionen (Burn Out) gewesen; weil ich aber einfach nichts anderes außer arbeiten machen konnte, hat sich das verschlimmert und ich musste mich in psychische Beratung begeben. Corona bzw. die Uni Schließungen waren da eher ein Katalysator.

Auch wenn ich noch ein verhältnismäßig ausgeprägtes soziales Netzwerk für Corona habe, machen mir die vielen Emotionen, die ich nicht haben konnte, zu schaffen und werden sich noch langfristig auswirken. Die fehlende Lockerheit und das weniger ausgeprägte soziale Leben machen mich erschöpft und traurig.

 

Hast in diesem Zeitraum auch finanzielle Einschränkungen erfahren, die auf der Schließung der Uni basieren?

Jasmin (Name geändert)

Nachzahlungen in Höhe von 300€ im letzten Jahr für Strom und Gas, durch das Studieren von Zuhause (erhöht durch Stromzufuhr für den Laptop (8-10 Stunden/ Tag, vermehrte Nutzung von Herdplatten und Backofen, mehr geheizt und mehr Licht).

Gestiegene Ausgaben für Essen (Lebensmittel wurden teurer und Mensaessen fällt weg).

Mehrausgaben durch eigenen Drucker, Drucken für Kommilitonen und Familie, mehr Papier und Tintenverbrauch.

Kein Kindergeldbonus um diese Kosten auszugleichen, weil dieser an die Eltern geht, die gar keine Mehrkosten für mich hatten, weil ich allein lebe.

 

Thea (Name geändert)

Natürlich, allein das ganze Essen und Klopapier, das die Uni nun einspart und ich nun mehr verbrauche und mehr zahlen muss, weil ich nur Zuhause bin. Aber auch besonders Strom und Heizkosten sind gestiegen!

Und mein Vermieter hat Anfang 2021 auch noch die Miete um 15% erhöht, das war super.

 

Daniel

Tatsächlich nicht, da ich aber auch sehr viel arbeite und mir schon vor Corona ein gutes und sicheres Arbeitsumfeld geschaffen habe, das auch krisensicher ist.

Ich bin heilfroh, dass ich nicht auf Bafög angewiesen bin…

 

Was denkst du, wenn du auf die mittlerweile wieder extrem volle Schlachte schaust und selbst noch immer nicht in den Hörsaal darfst?

Jasmin (Name geändert)

Allein das Gefühl, mal rauszukommen aus dieser häuslichen Isolation, in der wir über ein Jahr verbringen, wäre so wichtig!

Warum dürfen wir nicht? Was läuft da schief? Warum setzt sich die Uni da nicht für ihre Student:innen ein?

Ich fühle mich allein gelassen und mit Füßen getreten, wenn ich an vollen Cafés vorbeilaufe oder sich die Leute aufregen, wenn sie mal ab und zu Homeoffice machen sollen. Über ein Jahr! Das kann sich auch sonst keiner vorstellen.

Die Chance auf Lernräume, um mal aus dem Schlafzimmer rauszukommen und wieder eine Trennung von Arbeit und Erholung zu haben, ist unabdingbar und hat auch was mit psychischer Gesundheitserhaltung zu tun.

Auch für das ein oder andere Mensaessen wäre ich unendlich dankbar.

 

Thea (Name geändert)

Ja unfair. Habe mich irgendwie daran gewöhnt.

Allein als ich gelesen habe, dass sich jetzt Menschen, die in Regierungsgebäuden arbeiten, vor anderen Menschen impfen lassen dürfen, habe ich vor Enttäuschung geweint. Und die Vorstellung, dass sich Politiker*innen das Recht rausnehmen, sich vor anderen, die es wirklich brauchen, impfen zu lassen, uns keine Möglichkeit bieten uns zu schützen, weil sie zu wenig Impfstoff haben und dann direkt im nächsten Atemzug diskutieren, welche Vorteile es jetzt für Geimpfte geben soll… einfach krank, sowas kann man sich nicht ausdenken.

Und Genesene… natürlich ist man nicht genesen, wenn man sich so wie ich an die Maßnahmen gehalten hat, wieso sollten diese Menschen Vorteile bekommen? Du hast dich während der Pandemie unsolidarisch verhalten? Komm, wir belohnen dich dafür! Ich bin weder genesen noch bekomme ich einen Impftermin, stehe auf zwei Wartelisten und ohne Zugang für alle finde ich eine Bevorteilung absolut ungerecht. (Stand 30.05.2021).

 

Daniel

Unverhältnismäßig. Dass Bremen „das dümmste Bundesland“ ist und bleibt, ist für mich kein Wunder mehr, wenn alles andere als Bildung mal wieder wichtiger ist. Und Geld für die Uni gibt es scheinbar auch nicht, aber Mercedes braucht das natürlich, wenn Sie einmal mit der Wimper zucken.