Nele ist 22 und Studentin an der Universität Bremen. Sie hat sich 2019 als Fotografin, neben dem Studium selbstständig gemacht und ist damit ziemlich erfolgreich. Wie es zu dieser Leidenschaft gekommen ist, was für Hürden sie zu meistern hat und wie sich ein eigenes Business mit dem Studium vereinbaren lässt, erfährst Du hier im Interview.
- Stelle dich doch bitte kurz vor und erzähle was du studierst, im wievielten Semester?
Ich bin Nele Mehrtens, bin 22 Jahre jung und studiere Kommunikations- und Medienwissenschaften zusammen mit Kunst-Medien-Ästhetische Bildung, im 6. Semester, an der Uni Bremen. Ich wohne allerdings aktuell nicht mehr in Bremen. Ich bin aufs Land gezogen zusammen mit meinem Freund, zwischen Bremen und Bremerhaven. Es ist wunderschön hier, vorallem die Natur inspiriert mich immer wieder zu neuen Ideen und Motiven. Mein Fotografie Name ist übrigens „Nele Marie Fotografie“.
- Du bist neben deinem Studium als Fotografin tätig. Erzähle uns wie ist dazu gekommen ist?
Ich habe mich schon immer für Fotografie interessiert. Sowohl die Position vor als auch hinter der Kamera fand ich super spannend. Meine erste große Kamera habe ich dann mit 13 Jahren zur Konfirmation bekommen. Damit konnte ich meine Leidenschaft so richtig ausleben. Leider wurde es dann wieder etwas ruhiger um die Fotografie, weil ich gefühlt nicht weiter kam bzw. es nicht so lief wie ich es mir vorgestellt habe. Die Kamera landete dann für einige Zeit im Schrank und erhielt eine kleine Staubschicht. Mit 18 Jahren habe ich dann einige Shootings vor der Kamera gehabt, als TFP (Time For Pictures) Model. Irgendwann habe ich auf Instagram eine Fotografin entdeckt, deren Bilder mir sehr gut gefallen habe und ich habe sie angeschrieben, um ein paar Tipps zu bekommen. Daraufhin holte ich die verstaubte Kamera aus meinem Schrank und kaufte mir ein zusätzliches Objektiv. Mit dem neuen Objektiv, zusätzlichen Hilfsmitteln und einer Ladung neuer Motivation, entstanden dann genau die Art von Bildern, die ich schon immer machen wollte. Letztes Jahr habe ich dann mein erstes „Pärchen-Shooting“ gehabt und seitdem läuft es richtig gut. Aus diesem Grund habe ich dieses Jahr ein Gewerbe angemeldet, weil ich immer mehr gewachsen bin. Inzwischen bekomme ich im Umkreis von 100 Kilometern Anfragen für Shootings.
- Wieso gerade Fotografie? Was reizt bzw. fasziniert dich an der Fotografie?
Fotografie ist so vielseitig. Man kann sich in ganz viele Richtungen ausbreiten und ausprobieren. Ich kann eher künstlerisch fotografieren oder mit der Fotografie eine Art Dokumentation erstellen, wie es bei Hochzeitsshootings zum Beispiel der Fall ist. Die Fotografie ist so vielschichtig, es ermöglicht mir, mich komplett ausleben, kreativ zu sein und nicht nur Emotionen mit der Kamera einfangen, sondern auch nachhaltig immer wieder fühlen.
- Was ist dir bei deiner Arbeit als Fotografin besonders wichtig?
Kurz und Knapp – Emotionen. Ein Bild muss Emotionen zeigen und auch welche in mir auslösen.
- Auf was hast du dich mit deiner Fotografie spezialisiert und warum?
Ich habe mich auf Paar-Shootings spezialisiert. Dort kann ich die Emotionen am meisten einfangen, denn das was zwei Menschen füreinander empfinden und zeigen, ist einfach magisch mit einem Bild darstellen zu dürfen. Die ganzen Gefühle, die das Paar miteinander spürt festzuhalten, ist so wunderschön.
- Was war dein schönster Moment den du als Fotografin je erlebt hast?
Das war bei einer standesamtlichen Trauung letztes Jahr. Die Standesbeamtin hat die Trauung so schön geleitet, dass mir Tränen gekommen sind. Es war ein absolut vollkommener Moment, den ich nie vergessen werde. Ich glaube das war der emotionalste Moment mit meiner Fotografie.
Ein weiterer Moment, war ein Style-Shooting in Cuxhaven, zusammen mit einer anderen Fotografin und in Kooperation mit einem Brautmodengeschäft. Das Shooting war im Sommer am Strand, die Sonne ging hinterm Wasser langsam unter und das Kleid wehte im Wind. Das war einfach ein perfekter Moment.
- Wie würdest du die Vereinbarkeit von Studium und der Arbeit als Fotografin beschreiben? Ist es für dich wie ein ganz normaler Studierenden Nebenjob?
Für mich ist die Fotografie nicht nur ein Nebenjob. Ich stecke mein ganzes Herzensblut und Leidenschaft in die Fotografie, es ist wie ein Baby, hinter dem man zu 100% steht. Das lässt sich mit einem „normalen“ Nebenjob nicht vergleichen.
- Dein Vollzeitstudium und die Selbstständigkeit als Fotografin verlangt dir wahrscheinlich sehr viel Organisation und Koordination ab. Wie bekommst du alles unter einen Hut? Und gibt es Momente, in denen dir alles zu viel wird?
Absolut! Seitdem ich selbstständig bin, gab es immer wieder „mental breakdowns“. Das sind Situationen, in denen ich z.B. Deadlines von der Uni habe, parallel schreibe ich meine Bachelor Arbeit in Kooperation mit Mercedes Benz, bearbeite abends die Bilder von den Shootings und am Wochenende sind dann die Shootings. On top kommen Themen wie Steuer, Büroarbeiten und Papierkram. Aber es macht mir unheimlich viel Spaß und das Positive überwiegt am Ende immer, weswegen ich gerne dieses Chaos hinnehme.
- Du studierst u.a. Kunst-Medien-Ästhetische Bildung. Hast du das Gefühl, dass du Inhalte deines Studiums in deine Arbeit miteinfließen kannst?
Der Studiengang ist sehr theoretisch, weswegen es schwierig ist Inspiration aus dem Studium mit in die Fotografie zu nehmen. Trotz dessen interessiere ich mich sehr für Kunst und Ästhetik und genau diese Punkte spiegeln sich auch in der Fotografie wieder.
- Inwiefern hat dich dein Studium allgemein geprägt in Bezug auf deine Fotografie?
Das Studium hat im Großen und Ganzen nicht viel beigetragen, weil ich die Leidenschaft für die Fotografie schon sehr früh entwickelt habe. Durch das Studium hatte ich allerdings die Möglichkeit mich weiterzuentwickeln, insbesondere in der Fotografie. Als Studierende hat man viel Zeit und diese habe ich genutzt um mich als Fotografin zu finden und zu etablieren.
- Du bist jetzt in den letzten Zügen deines Studiums, was kommt danach?
Das Studium war gut und sinnvoll für mich. Gerade in Bezug auf die persönliche Entwicklung. Aber es hat mir andererseits aufgezeigt, auf was ich mich konzentrieren möchte. Das ist vordergründig die praktische Arbeit und die Zusammenarbeit mit Menschen. Aus diesem Grund möchte ich keinen Master machen, sondern arbeiten. Meine Traumvorstellung wäre es, zu 50% als Angestellte zu arbeiten und zu 50% als Fotografin selbstständig zu sein.
- Wäre es für dich vorstellbar nach dem Studium, komplett als Fotografin zu arbeiten? Wenn ja warum, wenn nein warum?
Ich möchte aktuell ungerne zu 100% selbstständig sein. Dafür muss ich noch weiter wachsen, Erfahrungen sammeln und mich als Fotografin breiter etablieren. Die Corona Pandemie zeigt beispielweise auf, was für schwierige Zeiten es für Selbstständige geben kann. Jetzt nach gerade einmal 1 Jahr Selbstständig, wäre mir die Verantwortung und Tragweite zu groß. Aber klar, irgendwann mit mehr Erfahrung kann ich es mir vorstellen.
- Gibt es etwas, was du Studierenden die überlegen sich ebenfalls Selbstständig zu machen, mitteilen möchtest?
Man muss sich bewusst machen, dass die Selbstständigkeit wie ein Vollzeitjob oder Vollzeitstudium ist. Es gibt Situationen und Themen, die komplett neu sind, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Spätestens kommt dieser Moment bei dem Papierkram mit dem Finanzamt. Ich finde zudem wichtig, dass man realistisch bleibt. Das man sich vor Augen hält, nicht alles direkt richtig machen zu können, sondern Fehler macht und aus diesen lernt und wächst.