Episode 04 – Bildung in der digitalen Welt

Aufgabe 1: Auf welchem Kompetenzniveau bzgl. der sechs Bereiche erleben sie die SuS in der von ihnen besuchten Unterrichtspraxis? Wo sehen sie deutliche Lücken? Wo besondere Stärken? Gerne können sie die Aufgabe nutzen, um mit SuS über das Modell zu diskutieren. Welche Aspekte fehlen den SuS? Welche finden sie überflüssig? Was meinen Sie selbst dazu?

Im Rahmen des Praxissemesters habe ich E- und Q-Phase sowie eine fünfte Klasse begleitet und unterrichtet. Obwohl auch in der fünften Klasse schon digitale Kompetenzen auftauchen (wobei ich Call of Duty spielen nicht wirklich dazu zähle, und ja! das haben fast alle Jungen in der Klassenstufe schon gespielt), werde ich mich in diesem Beitrag auf die oberen Klassenstufen fokussieren.

Den Einsatz von digitalen Medien konnte ich in meinen hospitierten Stunden nur sehr selten benutzen, dass lag vor allem an der Infrastruktur. In den Klassenstufen 7 und 8 ist jeder Raum mit einem Smartboard ausgestattet, dessen Benutzung ich allerdings nicht erlebt habe. Darüber hinaus fehlt es allerdings an Vielem, so besitzt die Schule nur 2 Beamer und wenige entsprechend eingerichtete Klassenräume.

Hinsichtlich des Kompetenzmodells lässt sich sagen, dass die meisten SuS sich mittlerweile des Internets bedienen, um Hausaufgaben, Referate oder ähnliches vorzubereiten. Daher sind Suchen und Verarbeiten, Produzieren und Problemlösen durchaus adäquat vorhanden. Auch Kommunizieren und Kooperieren ist mMn in der heutigen Zeit, in der alles über Whatsapp, FB und skype organisiert wird, keine große Hürde mehr. Größere Schwierigkeiten sehe ich im Bereich Schützen und Analysieren und Reflektieren. Als Beispiel sei hier die Recherche für etwa einen Vortrag genannt. Viele SuS machen sich nicht die „Mühe“, mehrere Quellen heran zu ziehen, sondern kopieren stur von Wikipedia. Die Thematik Schützen spielt in Zeiten von FB eine große Rolle, noch nie wurden Details des Privatlebens so öffentlich dargestellt wie heutzutage. Dennoch erkennen viele SuS nicht die Gefahren, die damit verbunden sein können.

Insgesamt lässt sich sagen, dass es SuS gibt, die sich kompetent und sicher in der digitalen Welt bewegen können und in den aufgezeigten Kompetenzbereichen ein zufriedenstellendes Niveau erreichen. Allerdings muss ich aus meiner Erfahrung im Umgang mit SuS sagen, dass ich Herrn Wilfried Bos mit seiner Einschätzung über die Risikogruppe von 30% aller deutschen SuS zustimmen muss.

Aufgabe 2: Die KMK stellt sich das wie folgt vor: pro Fach werden medienbezogene Weiterentwicklungsperspektiven entwickelt. Genau das machen Sie jetzt bitte. Konkret: sie nehmen sich eines ihrer Fächer (als Differenzierungsaufgabe gerne auch beide Fächer) und formulieren, wie sie aus fachdidaktischer Sicht besonders sinnvoll Medien einsetzen können, um die sechs oben genannten Kompetenzbereiche zu fördern (Nein, sie müssen die Kompetenzbereiche nicht alle bis auf die dritte Gliederungsebene komplett abarbeiten, sondern ihnen besonders wichtige oder geeignete Teilkompetenzen auswählen). Die KMK hat das – wirklich nur angerissen – im aktuellen Entwurf zu MINT, dem (sprachlich-)fremdsprachliche Bereich, dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich und dem musisch-künstlerischen Bereich vorgelegt (ein Schelm, wer denkt, dass die Reihenfolge eine Bedeutung hätte).

Für die Einordnung der genannten Kompetenzbereiche in den Unterricht habe ich mich für das Fach Physik entschieden. Dieses bietet gegenüber der Mathematik eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Kompetenzen zu fördern.

Der Kompetenzbereich Suchen und Verarbeiten lässt sich auf vielfältige Weise in den Physikunterricht einbinden. Beispielsweise in einer Erweiterung der Methodik des Gruppenpuzzles; nehmen wir als Beispiel zur Thematik Energie und Kraftwerke: Die Expertengruppen, welche normalerweise mit ausgeteiltem Material arbeiten, werden dabei angewiesen eigene Recherche zu betreiben und so zu Experten zu werden. Dies kann entweder schulintern geschehen (Computerraum, falls vorhanden), oder als langfristige Aufgabe angedacht sein. Dabei werden sowohl die Unterpunkte „Browsen, Suchen und Filtern“ als auch „Speichern und Abrufen“ angesprochen.

Für den Kompetenzbereich Kommunizieren und Kooperieren verweise ich auf meinen letzten Blogeintrag. Google Docs kann im Physikunterricht auf verschiedene Weise eingesetzt werden, in verschiedenen Themengebieten um beispielsweise Schaubilder zu erstellen. Diese Schaubilder können von mehreren Personen gleichzeitig bearbeitet werden, wodurch die Zusammenarbeit gefördert wird.

Der Kompetenzbereich Produzieren bietet im Physikunterricht eine der größten Förderungsmöglichkeiten. Es gibt eine Vielzahl einsetzbarer Programme zur Datenerfassung, Auswertung und Simulation. Dazu gehören:

  • Excel (Datenerfassung, -auswertung und -darstellung)

  • Matlab (Datenauswertung, -darstellung,)

  • measure Dynamics (Auswertung von kinematischen Abläufen)

  • Coach 6 (Programm zur Modellierung von physikalischen Abläufen, Bsp.: Schwingungen des Federpendels)

  • . . .

Measure Dynamics bietet eine sehr gute Möglichkeit zur Anwendung als Stundenaufgabe. Ein selbst aufgenommenes Video einer Bewegung (z.B. Basketballwurf) muss in das richtige Dateiformat konvertiert werden, um dann mittels der Software ausgewertet werden zu können. Die resultierenden Datensätze müssen für eine grafische Darstellung ihrerseits in Excel übertragen werden. An der grafischen Darstellung lassen sich nun weitere Auswertungen vornehmen, etwa die Bestimmung der Gravitationskonstante über eine Ausgleichsgrade.

Der Kompetenzbereich Problemlösen kann im Physikunterricht vor allem hinsichtlich des Unterpunktes „Digitale Werkzeuge und Medien zum lernen, Arbeiten und Problemlösen nutzen“ eingesetzt werden. Verschiedene didaktische und fachspezifische Webseiten wie etwa Leifiphysik.de bieten eine umfassende Plattform zur Förderung dieser Kompetenz. Dabei können in verschiedenen Themengebieten interaktive Aufgaben, Tests, und Versuche als Lerngelegenheiten eingesetzt werden.

Der Kompetenzbereich Analysieren und Reflektieren lässt sich mMn mit der Bewertungskompetenz im Physikunterricht verbinden. Gerade in der Physik sind oft populistische Veröffentlichungen zu finden (als Beispiel sei die geschürte Angst vor schwarzen Löchern genannt, die das Cern angeblich mit dem LHC erzeugen würde…). Auch sind viele physikalische Sachverhalte in den Medien teilweise schlicht falsch dargestellt, wie die Benutzung des Wortes „Strom“ im Zusammenhang mit der Energie (Strom wird nicht verbraucht). In diesem Zusammenhang kann in verschiedenen Themengebieten innerhalb des Unterrichts eine Klassendiskussion angeregt werden, bezüglich der kritischen Einschätzung und Bewertung von Medien in der digitalen Welt.

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