Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Ich denke, jeder von uns kann aus eigener Schulerfahrung darüber berichten, dass sich die Jungen häufiger als die Mädchen für die Mathematik und Naturwissenschaften interessieren. Aus diesem Interesse zum Fach entwickeln sich die besseren Fachkompetenzen bei den Jungen. Wenn es um das Interesse an Mathematik geht und um das Vertrauen in die eigenen mathematischen Fähigkeiten, ist das Geschlechtergefälle sehr größer. Das niedrige Selbstvertrauen der Mädchen an ihre mathematischen bzw. naturwissenschaftlichen Fähigkeiten könnte möglicherweise durch Einfluss des gesellschaftlichen Klischees zustandegekommen sein.
Diese Unterschiede in der Leistung sind festzuhalten trotz der Ergebnisse des internationalen Vergleiches, der zeigt, dass sowohl die Mädchen als auch die Jungen dieselben Entwicklungsmöglichkeiten in den oben genannten Fächer besitzen. An dieser Stelle könnte man behaupten, dass eigentlich nicht das Geschlecht zu den Differenzen in der Leistung führt, sondern das Selbstvertrauen, das durch das Geschlecht bedingt ist.
Nun kann man die gewonnenen Erkenntnisse unterschiedlich deuten. Einerseits ist es nicht so dramatisch, dass sich die Mädchen eher für die anderen Schulfächer als Mathematik oder Naturwissenschaften interessieren und sich in diesen Bereichen stärker als die Jungen entwickeln. Anderseits könnte es im späteren Leben zu den Problemen führen, weil die Berufe im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaft zu den bestbezahlten Karrieren führen.
Somit müssen wir, die zukünftige Lehrer/-innen, unsere Kinder dazu motivieren, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen. Die Schüler/-innen mit den schwachen Leistungen in den genannten Schulfächern sollten stärker individuell gefördert sein.

„Die Leistungsposition(ierung) des Schülers Mirko im Individualisierenden Unterricht“

„Die Leistungsposition(ierung) des Schülers Mirko im Individualisierenden Unterricht“

Die folgende Unterrichtssituation wurde von einer teilnehmenden Beobachterin im individualisierenden
Unterricht aufgezeichnet. Reflektieren Sie die Situation unter der Frage, welcher
Möglichkeitsraum des Lernens und Zeigens von Leistung für den Schüler Mirko in der Interaktion
mit der Lehrerin und der Mitschülerin Emma entsteht und nehmen Sie Stellung dazu.
Die folgenden Unterfragen dienen dazu, sie in der Interpretation zu orientieren.
• Situationsverlauf: Wie beziehen sich die Akteure in Aktion und Reaktion aufeinander?
• Positionierungen: Welche sozialen Positionen und Rollen nehmen die Beteiligten ein?
• Subjektivierung: Wie kann Mirko sich zeigen und was kann er von sich zeigen?
• Lernoptionen: Was wird ihm ermöglicht, was verwehrt?

• Situationsverlauf:
Mirko wird von seiner Lehrerin zu seinem Sitzplatz zum individualisierenden Unterricht erbracht. Nun sitzt er an einem Einzeltisch mit dem Blick zur Wand. Seine Mitschüler/-innen, die mit einer Gruppenarbeit beschäftigt sind, befinden sich hinter seinem Rücken. Blick aus dem Fenster bleibt Mirko ebenfalls verhindert. Durch diese Positionierung in dem Klassenraum bleibt Mirko ungestört, ist aber gleichzeitig vom Rest der Klasse isoliert.
Mirko bekommt von der Lehrerin eine Aufgabe, die er selbständig lösen sollte. Die selbstständige Erledigung der Aufgabe gelingt ihm nicht und er fragt nach Hilfe. Statt Hilfestellung bekommt er noch eine weitere Aufgabe mit Selbstkontrollfunktion, aber auch ein Aufräumauftrag. Die Lehrerin traut Mirko nicht zu die Aufgaben eigenständig zu lösen, um seinen Lernprozess besser überwachen zu können, beauftragt sie Emma, eine Mitschülerin, Mirko zu helfen und zu kontrollieren. Die entstandene Situation ist für die beiden Schüler sehr unangenehmen. Emma sitzt am Tisch ohne ein Wort zu sagen und beobachtet wie Mirko die gestellte Aufgabe alleine richtig löst. Als Mirko fertig wurde, musste er den Lösungsweg der Aufgabe noch einmal vor der Lehrerin vorführen. In dieser Situation misstraut die Lehrerin auch Emma, obwohl sie nach ihrer Anweisung die Rolle der Kontrolleurin übernehmen sollte.

• Positionierungen:
Die Lehrerin zeigt sich in dieser Situation sehr autoritär. Sie bestimmt und verteilt die Aufgaben. Einerseits macht sie Sachen, die normalerweise zum Lehrerjob gehören. Anderseits unterdrückt sie Mirko und bringt Emma in eine peinliche für sie Situation durch die Machtausübung.
Mirko wird dabei gezeigt, dass er nicht nur der Lehrerin zu gehorchen hat, sondern seiner Mitschülerin Emma wird auch eine Erlaubnis erteilt in zu kontrollieren und sich in seinen Lernprozess bei Bedarf einmischen.

• Subjektivierung:
Mirko bekommt in dieser Situation keine Chance sich zu zeigen. Von Anfang an wird er von seiner Lehrerin unterdrückt. Sie glaubt an seine Fähigkeiten nicht.
• Lernoptionen:
Es wird Mirko ermöglicht eine Aufgabe mit Selbstkontrollfunktion zu bearbeiten. Die Selbstkontrollfunktion blieb in dieser Situation jedoch aus der Acht, da seine Erledigung der Aufgabe durch eine Mitschülerin überwacht wird, die ihn auf seine Fehler aufmerksam machen kann. Trotz der Selbstkontrollfunktion der Aufgabe muss er die Lösung seiner Lehrerin vorführen, da sie an seine Fähigkeiten zweifelt.

Insgesamt kann man die entstandene Unterrichtssituation als sehr negativ betrachten. Die Lehrerin konnte Mirko seine Aufgaben in Ruhe machen lassen bzw. Hilfe bei Bedarf anbieten. Stattdessen bringt sie ihn in eine peinliche Situation mit Emma. Von der erfolgreichen Bewältigung der Aufgabe lässt sich die Lehrerin nicht beeindrucken.