Abschlussreflexion

1. Heterogenität ist für mich kein Fremdwort gewesen. Doch dank der Vorlesung ist mir die Bedeutung des Begriffes und dessen Tragweite erst wirklich bewusst geworden.

In meinem Studienfach Inklusive Pädagogik wurden bereits einige Aspekte aus der Vorlesung thematisiert. Der inklusive Grundgedanke „eine Schule für alle“ benötigt für mich das Wissen über die Dimensionen von Heterogenität. Als Lehrkraft muss ich um die Vielfalt der Schülerschaft Bescheid wissen. Ich muss meinen Unterricht so vorbereiten, dass jedem Schüler und jeder Schülerin der Zugang zum gemeinsamen Unterricht ermöglicht wird. Der Unterricht soll von den individuellen Stärken und Kompetenzen der Kinder profitieren und ein Wir-Gefühl schaffen. Unterschiede sollen nicht als Nachteil gesehen werden und zu Ausgrenzungen führen. Außerdem gibt es in jeder heterogenen Gruppe Gemeinsamkeiten. Beispielsweise gemeinsame Interessen. Diese kann ich in den Unterricht mit einbeziehen und vielfältige Methoden entwickeln.

In der Sitzung von Frau Hollerweger ging es um gendergerechte Unterrichtsmaterialien. Ich habe mir zuvor nie wirklich Gedanken gemacht, welche Stereotypen in Büchern vermittelt werden. Meistens ist es der Held, der die Prinzessin rettet, Mädchen die reiten und Jungen die Fußball spielen. Zudem wird das Lesen eher den Mädchen zugesprochen. Jungs werden öfter als lesefaul gesehen. Als zukünftige Lehrerin sollte ich eine genderbewusste und abwechslungsreiche Literatur wählen, die jeden Schüler und jede Schülerin anspricht. Ich muss ein Lesevorbild sein und darf keine stereotypen Zuordnungen treffen. Ich möchte die Lesefreude der Kinder wecken und somit die Lese- und Schreibkompetenz fördern.

Auch im Sachunterricht ist es wichtig, genderbewusst zu unterrichten. Hier wird häufiger den Jungen nachgesagt, in Naturwissenschaft, Mathematik und Technik besser zu sein, als Mädchen. Es stellt mich als Lehrkraft demnach vor die Herausforderung, ein breites Angebot zu bieten. Kinder arbeiten gerne in sozialen Gruppen. Wenn ich also zwei Angebote aufstelle und deutlich mache, dass das eine Angebot für die Mädchen und das andere für die Jungen ist, dann werden sich mit Sicherheit dementsprechend die geschlechtergetrennten Gruppen bilden. Es ist aber wichtig den Kindern zu zeigen, dass sie selbstwirksam sind und ihrem Interesse nachgehen sollen. Gruppenzwang ist ein schnell entstehendes Phänomen, welches ich als Lehrkraft aufbrechen möchte. Jeder Schüler und jede Schülerin soll ein positives Selbstkonzept entwickeln können.

Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht finde ich die Betrachtung des Spannungsfeldes zwischen Heterogenität und Homogenität sehr interessant. Während meiner Praktika nahm ich meistens nur die Unterschiedlichkeiten einer Klasse wahr. Herkunft, Alter, Geschlecht oder Religion. Dabei ist es für eine Klasse ebenso wichtig, die Gemeinsamkeiten zu berücksichtigten. Dies kann eine positive Lernatmosphäre schaffen und sorgt für das bereits erwähnte Wir-Gefühl. Die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls ist also in heterogenen Lerngruppen besonders bedeutend.

Ebenfalls finde ich es enorm, wie viel Einfluss die Lehrkraft auf die schulische Leistung der Kinder hat. Der Lernerfolg kann durch die Lehrkraft negativ, wie auch positiv beeinflusst werden. Das zeigt mir erneut, welche Verantwortung ich zukünftig als Lehrperson trage. Ich selbst kenne es aus meiner Schulzeit so, dass bestimmte Lehrkräfte mir den Spaß an einem Fach genommen haben. Mathematik ist nie mein Lieblingsfach gewesen. Ich musste immer nach vorne an die Tafel kommen und Aufgaben lösen, die ich nicht konnte. Es auszuhalten im Mittelpunkt zu stehen, mit dem Gefühl vor der ganzen Klasse gedemütigt zu werden, war grausam. Oft genug hatte ich Bauchschmerzen und wollte nicht in den Unterricht. Das Gefühl der Demütigung sitzt bis heute noch. Es gibt einige Situationen in denen ich sehr unsicher bin und Angst habe, etwas Falsches zu sagen. Ich möchte niemals einem Schüler oder einer Schülerin dieses Gefühl vermitteln, sondern möchte seine oder ihre Motivation in dem jeweiligen Unterrichtsfach stärken und interessengeleitet fördern.

2. In meinem letzten Praktikum wurde klassenübergreifend unterrichtet. Positiv war, dass sich die Schüler und Schülerinnen gegenseitig unterstützten und eine angenehm familiäre Atmosphäre herrschte. Allerdings fand nach meinem Ermessen gemeinsamer Unterricht selten statt. Die Kinder arbeiteten meist an ihren individuell zugeschnittenen Aufgaben und fast ausschließlich im Kunst- und Musikunterricht wurde gemeinsam unterrichtet. Häufig wurden die Erst- und Zweitklässler getrennt in verschiedenen Räumen beschult, obwohl es eigentlich eine gemeinsame Lerngruppe war. Dementsprechend wies jede Klasse einen hohen Personalschlüssel auf.

Was mir an der Schule besonders gefiel, war das hohe Maß an Differenzierungsmaterialien. Die unterschiedlichen Lernniveaus wurden berücksichtigt und es gab jede Menge abwechslungsreicher Methoden.

Bezogen auf gendergerechte Unterrichtsmaterialien fällt mir ein, dass es für jede Klasse einmal in der Woche einen Bibliothekstag gab. Zu Beginn wurde den Kindern ein Buch vorgelesen. Die Bücher waren immer abwechslungsreich und nach meinem Empfinden nie von Stereotypen geprägt. Anschließend konnte sich jedes Kind nach eigenem Interesse Bücher ausleihen. Den Kindern aus meiner Klasse gefiel der Tag besonders. Ich hatte den Eindruck, dass alle Freude am Lesen oder zumindest am Betrachten der Bücher hatten. Im allgemeinen ist mir aufgefallen, dass die Deutschlehrkräfte darauf bedacht waren, die Lese- und Schreibkompetenzen der Schülerschaft zu fördern, indem sie ihre Motivation durch abwechslungsreiche Methoden stärkten.

3. Mehrsprachigkeit ist ein wichtiges und spannendes Thema. Neben der deutschen Alltagssprache gehört auch die Bildungssprache dazu, die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache lernen müssen. Auch für mich als Lehrkraft ist es eine Herausforderung den Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder daran teilnehmen können und gefördert werden. Ich würde mir wünschen noch mehr Praxiserfahrungen in diesem Bereich sammeln zu können, um Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich unterstützen zu können. Mein Interesse geht also dahingehend, „inwieweit ich meinen zukünftigen Unterricht so sprachsensibel gestalten kann, dass ich Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich fördern kann?“.

4. Herausfordernd stelle ich mir die Unterrichtsvorbereitung einer heterogenen Lerngruppe vor. Ich muss jedes Kind individuell betrachten und Unterrichtsmaterialien differenziert genug entwickeln, sodass es jedem Schüler und jeder Schülerin möglich ist, am gemeinsamen Unterricht teilzunehmen. Doch nicht nur die Vorbereitung kann anstrengend sein, sondern auch das Berücksichtigen jedes individuellen Bedürfnisses während der Unterrichtszeit.

Gleichzeitig baut sich in mir ein Druck auf, wenn ich an die Leistungsbewertung denke. Ich finde das Bildungssystem kritisch im Hinblick auf Inklusion und das System der Leistungsbewertung. Schule ist so konzipiert, dass Noten nach dem jeweiligen Können in einem Fach verteilt werden. Ich finde diese Thematik spannend und würde gerne darüber, beispielsweise in einem Seminar, mehr erfahren.

Ich kann mir auch vorstellen, dass es eine Herausforderung ist, sich selbst und das eigene Handeln ständig zu reflektieren. Der Mensch neigt dazu, Dinge aus Gewohnheit zu machen. Es ist wichtig, dass ich mir immer wieder bewusst mache, warum ich etwas genau so handhabe. Methoden, Arbeitsformen, Materialien, mein eigenes Verhalten und vieles mehr, sollte regelmäßig überdacht und an die individuelle Schülerschaft angepasst werden.

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