Für einen gendersensiblen Literaturunterricht ist die Lektüreauswahl wichtig. Es ist sinnvoll die Rezipienten (die Klasse) an der Lektüreauswahl zu beteiligen. So kann ermöglicht werden, dass die Interessen beider Geschlechter berücksichtigt werden. Die Lehrkraft als Vermittler sollte stets als Lesevorbild dienen und stereotype Geschlechterrollen aufbrechen. Fortbildungen zum Thema Gender sind in diesem Zusammenhang empfehlenswert. Bei der passenden Lektüre wird die Lesekompetenz und die Literarische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert. Wird die Lesemotivation berücksichtigt und Lektüre anhand der Interessen der heterogenen Schülerschaft gewählt, kann dies zu einer erhöhten Lesebereitschaft führen. Die Motivation ist dementsprechend wichtig, um die Lese – und die Literarische Kompetenz zu fördern. Eine gendersensible Lektüreauswahl kann von besonderer Bedeutung in der Identitätsentwicklung von Kindern sein. Gesellschaftlich sind klassische Rollenbilder noch immer vertreten. Es ist wichtig, dass Kinder in Büchern keine Stereotype vorgesetzt bekommen, die sie eventuell beeinflussen könnten. Sie sollen sich frei nach ihrer Individualität entwickeln können. Gender-Ordnung/Gender-Abweichung ist somit für mich bereits ein wichtiges Thema in der Grundschule.
Bisher konnte ich in Kindergärten und Grundschulen feststellen, dass es immer eine riesige Auswahl an Bilderbüchern oder Sachbüchern gegeben hat. Manchmal wirkten die Bücher stereotypisch behaftet, manchmal nicht. Es war immer kunterbunt und so wurde den Kindern durch die Bücher nie nur eine Möglichkeit geboten, wie Frau, oder Mann sein muss. Ich glaube auch, dass ihnen die Unterschiede aufgefallen sind. In meinem letzten Praktikum durften die Schülerinnen und Schüler einmal in der Woche in die Bibliothek. Ihnen wurde jedes Mal ein anderes Buch vorgetragen und anschließend konnten sie nach ihrem Interesse in den Regalen forschen und sich Bücher ausleihen. Der Lehrerin ist es wichtig gewesen, dass nicht immer der Prinz der Held war, sondern auch die Prinzessin. Mädchen müssen nicht immer lila mögen und Jungs können auch nicht alle Fußball spielen. Nach meinem Ermessen wurde darauf geachtet, dass den Kindern keine festgelegten Rollenbilder vorgesetzt wurden.
Interessant finde ich besonders die Gender-Ordnung/Gender-Abweichung. Ich finde, dass noch heute gerne in typisch Frau und typisch Mann unterschieden wird. Leider bekomme ich auch immer wieder mit, dass Menschen, die sich zum Beispiel nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren können, angefeindet werden. Eventuell wäre es spannend sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen: Inwiefern sind stereotypische Rollenbilder von Frau und Mann in der Literatur zu finden? Wie lässt sich Gendersensibilität in den Unterricht integrieren? Wie kommt es dazu, dass sich stereotype Rollenbilder in der Gesellschaft verankern?
Um der Annahme entgegenzuwirken, dass Jungs Lesemuffel sind und Mädchen eher Leseratten, würde ich zu erst besonders auf meine Wortwahl achten. Stigmatisiere ich irgendwo unbewusst? Des weiteren ist für mich ein abwechslungsreiches Angebot an Lektüre wichtig. Den Kindern soll ein differenzierter und an ihren Interessen aufbauender Zugang zur Literatur ermöglicht werden. Ich möchte ihre Begeisterung dafür wecken und deutlich machen, wie wichtig das Lesen eigentlich in unserer Gesellschaft ist. Dementsprechend würde ich nie nur Bücher behandeln, in denen es um Pferde, um Fußball oder Herzschmerz geht. Literatur ist vielfältig und das möchte ich vermitteln. Literatur kann für jeden etwas sein, egal ob Junge oder Mädchen. Ich selbst lese sehr gerne und würde mich dennoch nicht als Leseratte betiteln. Dies würde ich auch meinen Schülerinnen und Schülern deutlich machen.