Aufgabe 1: Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.
b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.
In der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ haben wir verschiedene Probleme betrachtet und thematisiert. Die Vielfalt der Themen der Ringvorlesung hat dazu beigetragen, dass ich Themenbereiche entdeckt habe, die mir zuvor zwar bekannt, aber nicht wirklich verständlich waren. Die Vorlesung hat mir, in Bezug auf Umgang mit Vielfalt, viel deutlich gemacht. Schüler haben individuelle Bedürfnisse, daher ist es für Lehrkräfte sehr wichtig, diese Bedürfnisse nachzuvollziehen und ernst zu nehmen. Die Tatsache, dass Vorwissen und Intelligenz auch Faktoren sind, die zu Leistungsunterschieden der Studierenden führen, und dass beide Aspekte einen Einfluss auf das Lernen haben, hat mir durch die Vorlesungen neue Erkenntnisse gebracht. Untersuchungen haben ergeben, dass Vorkenntnisse zu einem bestimmten Thema möglicherweise wichtiger sind als Intelligenz. Darüber hinaus kann ein hoher IQ mangelndes Vorwissen nicht ausgleichen. Die Vorlesungsinhalte verdeutlichen erneut die Heterogenität der Schulklassen und die individuellen Handlungsbedarfe der Lehrkräfte. Daher sollten Lehrer Heterogenität offen thematisieren und vor allem fördern. (Schneider, 1989: 306-312)
Eine weitere grundlegende Erkenntnis war, dass ich als Lehrer darauf achten sollte, dass vorhandenes Wissen der Schüler in den Lehrplan aufgenommen und mit neuen Inhalten verbunden werden sollte, um ein vielfältigeres und besseres Verständnis zu ermöglichen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Intelligenz aufgrund geringer Vorkenntnisse zu Beginn der Schullaufbahn von Wichtigkeit für den Erfolg ist. Dies kann sich schnell ändern und nach wenigen Jahren haben sich Lehrende viel Wissen angeeignet, dass ihr Vorwissen einen deutlich größeren Einfluss auf ihre Leistung hat als die Intelligenz. (Gruber / Stamouli, 2020: 36)
Des Weiteren war für mich, dass sich der Einsatz der Muttersprache im Unterricht mit Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, positiv auf den Lernprozess auswirken kann, eine wichtige Erkenntnis. Insbesondere in Bezug auf die Mehrsprachigkeit ist die Gesellschaft, in der wir leben und aufwachsen, individuell. Diese Individualität kann für beide Seiten (Fremdsprachler und Muttersprachler) von Vorteil sein. Schüler, die die gleiche Muttersprache sprechen, können sich gegenseitig die Inhalte beibringen und lernen den Inhalt dadurch umso schneller. Natürlich sollte dazu angeregt werden, die deutsche Sprache zu lernen. Jedoch sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass das Wissen oder die Intelligenz der Schüler und der Schülerinnen nicht daran gemessen werden darf, ob sie die deutsche Sprache beherrschen. Fremdsprachen sollten als Bereicherung gesehen werden, die Schulen dürfen nicht davor abschrecken, diese willkommen zu heißen. (Meyer, 2011)
Dies war sehr interessant zu betrachten, da ich Deutsch studiere und in Zukunft gerne Deutsch unterrichten möchte und mir die gegenseitige Unterstützung unter den SuS wichtig ist. Insgesamt habe ich nun eine gute Grundlage, um die Bedeutung von Inklusion und Mehrsprachigkeit zu verstehen und diese Erkenntnisse in meiner Lehrberufung zu nutzen. Meine Sichtweise wurde durch die Ringvorlesungen erweitert und sie werden zweifellos einen Einfluss auf meine zukünftige Unterrichtsgestaltung haben.
Aufgabe 2: Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
In Bezug auf den Umgang mit Heterogenität in der Schule habe ich besonders die erste Aufgabe zur Mehrsprachigkeit als Startpunkt und Ziel der schulischen Bildung in der gymnasialen Oberstufe im Gedächtnis behalten. Die Aufgabe befasste sich mit einem/einer Schüler/in der/die die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen schnell gelernt hat. Trotzdessen gab es Unsicherheit darüber, ob sie am Gymnasium bleiben sollte oder auf eine Oberschule wechseln sollte. (Fürstenau, 2011: 25-50)
Dies lässt vermuten, dass nicht nur die Mehrsprachigkeit für einige Lehrkräfte das Problem ist, sondern vielleicht auch der Migrationshintergrund. Während meiner Schulzeit fiel mir wiederholt auf, dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund oft ausgeschlossen wurden. Dies ist an einer Schule vorgefallen, an der die Mehrheit der SuS selbst einen Migrationshintergrund haben. Man würde meinen, dass die Ausgrenzung durch SuS geschah und auch nur größtenteils unter den SuS geblieben ist, allerdings geschah sie durch die Lehrkräfte. Beispielsweise wurde mir von Lehrkräften gesagt, dass ich niemals mit meinem Realschulabschluss beginnen und direkt eine Ausbildung machen solle. Diese Empfehlung geschah ohne Begründung und gab mir dabei das Gefühl, dass dieses Gespräch nur aufgrund meines Namens und meines Aussehens stattfand.
Um eine ähnliche Thematik ging es auch im Fall von Nehad Mihailovic, der in meinem Blogbeitrag RV03 erwähnt wurde. Nehad hat einen IQ von 59 und wird aufgrund dieser vermeintlich objektiven Tatsache als „geistig zurückgeblieben“ eingestuft. Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass bei einem Standard-IQ-Test viele Annahmen getroffen werden und die Ergebnisse an einem bestimmten Maßstab gemessen werden sollten. Infolgedessen konnte sich Nehad nie gerecht in die Gesellschaft einfügen. Dies ist total schade und führt zu unausgeschöpftem Potential vieler Menschen.
Aufgabe 3: Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
Die Ringvorlesung hat viele wichtige Fragestellungen und Probleme thematisiert. In einigen Punkten würde ich gerne mehr erfahren. Zum einen würde ich mehr auf die Frage der Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel der schulischen Bildung in der Oberschule mit gymnasialer Oberstufe eingehen. Vor allem wie man mit dieser Mehrsprachigkeit umgehen sollte und dabei eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Lernmethoden hätte ich als sehr hilfreich empfunden. Über eine weitere Auseinandersetzungen und Thematisierung hätte ich mich in Bezug auf Inklusion gefreut. Das Thema „Inklusion“ ist für jeden einzelnen Lehrer, unabhängig von Fachbereichen, ein sehr wichtiger und alltäglicher Bestandteil. Des Weiteren wäre mir wichtig, mehr Praxisbeispiele zu den verschiedenen Themen gehabt zu haben, da ich Schwierigkeiten damit hatte theoretische Konzepte in die praktische Anwendung umzusetzen. Dazu muss man sagen, dass ich viele Erkenntnisse, die ich durch die Ringvorlesung erhalten konnte, für mein Orientierungspraktikum nützlich waren und mir geholfen haben.
Literaturverzeichnis:
Fürstenau, Sara (2011): Mehrsprachigkeit als Voraussetzung und Ziel schulischer Bildung.
Gruber, H., Stamouli, E. (2020). Intelligenz und Vorwissen. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Heidelberg: Springer. S.36.
Meyer, M.(2011): Vom Nutzen der Erstsprache beim Mathematiklernen.
Schneider, W., Körkel, J., & Weinert, F. E. (1989). Domain-specific knowledge and memory performance: A comparison of high- and low-aptitude children. Journal of Educational Psychology, 81, S. 306–312.