Das Real Life kommt später

Die Vorlesung fängt an – die Handys werden gezückt, die Laptops aufgeklappt.

Die wenigsten von uns werden wohl ihr Handy die ganze Vorlesung über in der Tasche lassen. Das Mittagessen muss geplant, die neuesten News gechecked und der Sitznachbar bei Facebook gestalked werden. Wenn die Präsentation der Vorlesung ohnehin hochgeladen wird, ist das war der Dozent zu erzählen versucht ohnehin nicht soooo spannend. Lieber schnell gucken, ob schon wer bei whatsapp geantwortet hat wegen Mensa – ah, Anna findet die Vorlesung auch langweilig und schickt ein Video einer fies dreinblickenden Katze, von den anderen noch keine Reaktion, obwohl sie offensichtlich in der Zwischenzeit online gewesen sind.

Wir leben in einer Zeit, in der man Geld dafür bezahlen soll, dass man eine App installieren kann, die den Zeitstempel bei Whatsapp unterdrückt, damit man nicht mehr dem ständigen Zwang ausgesetzt ist, sobald man sein Handy in die Hand nimmt, auch alle neuen Whatsapp-Nachrichten zu beantworten – bei manchen kommt das nämlich nicht gut an, wenn man zwar „online“ war, aber nicht reagiert hat.

Das dauernd online sein ist nahezu zwanghaft geworden.

Gut, wenn ich dringend irgendwas von jemandem wissen will, dann sprech ich mich gar nicht davorn frei, dass ich auch auf mein Handy starre und bei Zeiten auch wichtige oder auch unwichtige News checke, z.B. das Robbie Williams angeblich im Schloß am Wörthersee weilen könnte.

Ich neige aber dazu, wenn es mir wichtig ist, zumindest anzurufen.

Schaut man sich in der Straßenbahn auf dem Weg zur Uni mal um, dann stellt man fest, dass sich die wenigsten unterhalten. Die meisten hören Musik und/oder starren auf ihr Handy. Letztens habe ich mitbekommen wie sich zwei jüngere Mädels via Whatsapp unterhielten, obwohl sie direkt nebeneinander standen.

Wenn ich mir meinen 9 Jahre jüngerne Bruder so anschaue, wie er gleichzeitig mit Handy und Tablet hantiert, nebenbei den Fernseher am laufen und die Ohrstöpsel in den Ohren – in seiner eigene Welt. Dabei ist er nicht unkommunikativ, aber ich erreiche in besser über Whatsapp, als direkt mit ihm zu sprechen – obwohl ich mich im selben Raum aufhalte.

Ein Vorteil dieser schriftlichen Form von Kommunikation ist vielleicht, dass man eben das „Gesagte“ schriftlich hat und den jeweils anderen damit quasi auf seine Aussagen festnageln kann. Unter dem Aspekt, dass es in der schriftlichen Kommunikation aber zu mehr Missverständnissen kommen kann, als wenn man direkt mit jemandem spricht, kann einem aber gerade dies auch zum Verhängnis werden.

Nicht zu vergessen, dass man bei jeder verschickten Nachricht, die Rechte an dieser an Whatsapp abtritt. Aber man ist zu bequem um sich Alternativen zu suchen, schließlich werden diese sobald sie eine so große Community haben ähnliches tun.

Die Online-Kommunikation ist nicht neu..erst war es ICQ, dann wurde das abgelöst von Skype… dann kam Facebook.. nebenbei beides als Appvarianten.. Facebook fusioniert mit Skype..dann kam Whatsapp, als alleinige App-Variante eines nahezu kostenlosen Messengers und wurde schließlich auch von Facebook gekauft.

Das was sich geändert hat ist weniger, dass es Online-Kommunikation gibt, sondern dass wir ständig und überall online sind.

Und noch viel schwieriger ist: Das wir ständig und überall online sein müssen- Onlinezwang.

Als letztens am Timmendorferstrand das Internetnetz ausfiel, war die Empörung groß – wozu braucht man Internet am Strand, wenn man die Sonne und das Meer hat? o.o

Ein schneller Schnappschuss auf Facebook – Real Life kommt später.

Statt Miteinander ein Vernetztes Nebeneinander – eine Onlinegesellschaft.

Es gilt weiterhin (bei Zeiten) gezielt aus der Onlinegesellschaft auszubrechen und mehr miteinander zu agieren. 😉

In diesem Sinne,

bis demnächst,

eure Mira

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