Individualisierung des Unterrichts

Es gibt verschiedene Formen von Unterricht. Wir alle kennen den klassischen Frontalunterricht, in welcher der Lehrer vorne steht und den Unterrichtsstoff vorträgt. Die Schüler werden dabei weniger integriert. Des Weiteren gibt es das Unterrichtsgespräch. Hier werden die Schüler durch ihre Wortmeldungen integriert, jedoch kann nicht jeder Schüler dabei mitmachen.  Um die ganze Klasse und ihre heterogene Masse zu integrieren, gibt es die Individualisierung. Hier werden die Lernvoraussetzungen der Schüler erfasst und daraus für jeden Schüler ein individueller Plan erstellt. So wird der Unterricht auf jeden einzelnen Schüler abgestimmt. 

Dies bedeutet zu einem mehr Arbeit für die Lehrer. Sie müssen für alle Schüler einen individuellen Plan erstellen. Des Weiteren ist die Bewertung der Leistung der Schüler, als zentrales Mittel, nicht immer Lehrer-unabhängig, wie ich aus eigenen Erfahrungen feststellte. So änderte sich die Note in einem bestimmten Schulfach drastisch nach einem Lehrerwechsel, was einem nicht mehr normal erschien.  Bei der Individualisierung haben die Lehrer mehr Zeit im Unterricht um sich um die Lernprobleme der Schüler zu kümmern. Dabei bekommen die leistungsschwachen Schüler natürlich mehr Aufmerksamkeit, was zu einem Zwiespalt zwischen diesen und leistungsstarken Schülern führt. Dies wird sowieso schon durch die unterschiedlichen Aufgaben  erzeugt, sodass die heterogene Klasse nicht homogener wird.

In meinem Beobachtungspraktikum wäre es interessant zu beobachten, welche Methode von den Lehrern in der Realität denn wirklich benutzt wird. Welche Vorteile ergeben sich daraus und vor allem welche Nachteile entstehen daraus?

Inklusion- Vielfalt der Schüler

Über die Inklusion wird lautstark diskutiert. Dabei ist es wichtig die beeinträchtigten Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Die Integration ist dabei nicht nur für die allgemeine Gesellschaft ein Vorteil, sondern stärkt das Sozialverhalten der Schüler. Des Weiteren fördert dies das Lernverhalten der beeinträchtigten Schüler. Sie haben Vorbilder, an denen sie sich orientieren können und entwickeln sich somit besser. 

Dabei muss sich der Lehrer individuell auf jeden beeinträchtigten Schüler vorbereiten. Die Einteilung in die Förderkategorien ist Wahrnehmung- und Entwicklung und Lernen gibt zwar eine allgemeine Orientierung, hat aber nur eine stark begrenzte Aussagekraft. Eine Beeinträchtigung umfasst viel mehr, als die Kategorien umschreiben. So umfasst der Förderschwerpunkt Wahrnehmung- und Entwicklung die geistigen Behinderungen. Diese sind jedoch alle sehr unterschiedlich wie ich besonders bei meine Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung gelernt habe. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, verschiedene Wahrnehmungen und dadurch einen anderen Denk- und Arbeitsstil. Es gibt noch viel mehr Differenzierungen, die alle individuell sind. Gleiches gilt für den Förderbedarf Lernen. Dies reicht von der Sprache über die Konentrazion und Arbeitstempo hin zur Motivation. Auch dies sind nur wenige Aspekte der Kategorie.

Deswegen ist es ratsam, sich Informationen von den Eltern und der alten Schule zu holen. Gegebenenfalls ist eine Hospitation dort möglich, um sich einen Eindruck von dem beeinträchtigten Schüler zu machen. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich mit dem Schüler selbst zu sprechen. So können die optimalen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sodass der Unterricht allen entspricht. Eltern sind überzeugt davon, denn der Lehrer befasst sich mehr mit dem Unterricht, gestaltet diesen kreativer mit weniger Fontalunterricht. So wird Inklusion allen gerecht.

 

 

Inklusion

Einige Menschen besitzen eine langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigung, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren in der vollen wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft einschränkt. Die Inklusion setzt sich als Aufgabe diese Menschen zu integrieren. So wurde 2009 das neue Bremer Schulgesetz veranlasst, nach welchem nun die Förderschulen abgeschafft werden sollen und die Menschen mit Beeinträchtigung an den „normalen“ Schulen unterrichtet werden sollen. Dabei gibt es verschiedene Meinungen, die sich in drei Diskussionslinien aufteilen. Zu einem gibt es diejenigen, die einen Systemwandel fordern. Sie sehen die Inklusion aus gesamtgesellschaftlicher Sicht, in dem jeder das gleiche Recht haben soll. So auch die beeinträchtigten Menschen, die in die Gesellschaft integriert werden sollen. Andere sehen den Systemwandel problematisch. Sie denken, dass der Bedarf der beeinträchtigten Schüler nicht berücksichtigt wird und sie damit in den Inklusionsklassen untergehen. Sie sind aber auch gegen ein Parallelsystem, indem die Beeinträchtigten von den anderen Schüler in unterschiedliche Schulen getrennt werden. Eine weitere Linie fordert dagegen das Parallelsystem. Dabei soll die Aufsplittung der Schüler in unterschiedliche Schulen nicht als Selektion, sondern als bessere Förderung für alle Schüler betrachtet werden.

Ich selber besuchte das Gymnasium Vegesack. Schon seit 2004, also vor dem neuen Bremer Schulgesetz, wurden hier Schüler mit besonderem Förderbedarf inklusiv unterrichtet. Dies sehe ich als große Bereicherung für mich an. Die Hemmung mit Menschen mit Beeinträchtigung in Kontakt zu gehen, wurde mir vollkommen genommen. So habe ich ein freiwilliges soziales Jahr in einer Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderung absolviert. Dort habe ich viele schöne Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen gesammelt, sodass ich auch weiterhin noch neben den Studium weiter in diesem Bereich arbeite. In der ganzen Zeit ist mir dabei aufgefallen, dass die Beeinträchtigten nur unter „sich“ leben. Sie haben keinen großen Kontakt zu der weiteren Gesellschaft, wobei sich das auch viele gewünscht haben. Sie wollen als Menschen betrachtet werden, bei denen nicht die „Besonderheit“ im Fokus steht. Dafür wären Inklusionsklassen gut geeignet. Dabei darf die Beeinträchtigung nicht vergessen werden. Man muss sehr speziell auf jede Beeinträchtigung eingehen und die Schüler dann auch dementsprechend fördern. Wenn es genug Betreuung gibt, dies gilt nicht nur für die beeinträchtigten Schüler, sondern für alle, dann sehe ich den Systemwandel als Bereicherung für alle an. Die beeinträchtigten Schüler werden so in die Gesellschaft integriert und bleiben nicht nur unter den Beeinträchtigten. Die anderen Schüler lernen dabei, dass nicht jeder Mensch gleich ist und Menschen mit Behinderung auch nur Menschen sind. Sie lernen mit ihnen umzugehen, also tolerant und verständnisvoll zu sein.

Für mich wäre es spannend eine Inklusionsklasse zu beobachten. Wie reagieren die Schüler aufeinander und wie interagieren sie untereinander? Und inwiefern ist das Unterrichten für den Lehrer anders? Wie reagiert der Lehrer auf besondere Situationen, wenn es z.B. eine Differenz zwischen einem Schüler und einem beeinträchtigten Schüler gibt?

Heterogenität in der Physik

Heterogenität tritt im Physikunterricht auf verschiedene Art und Weise auf.

So beginnt die Heterogenität in den Naturwissenschaften allgemein beim Geschlecht der Schüler. Aus einer Studie folgte nämlich, dass  die Jungen in der Physik und der Chemie ein besseres Verständnis aufweisen, sodass ihnen die Anwendung leichter fällt. Daraus folgt jedoch nicht, dass die männlichen Schüler auch gleichzeitig die besseren Noten schreiben, denn generell in allen Fächern haben die Mädchen die besseren Noten, wie aus einer weiteren Studie folgte. Die Jungen weisen seltener einen besonderen Fleiß auf und kümmern sich nicht so gut um ihre Unterrichtsmaterialien, wie es die weiblichen Mitschüler tun. Desweiteren sind es auch oftmals die Jungen die den Unterricht stören. Hier ist ein gutes „Classroom-Management“ erforderlich, indem Unterrichtsstörungen so gut wie möglich vermieden werden.

Ein weiterer Aspekt der Heterogenität in der Physik sind die Schülervorstellungen.  Schüler haben oft ganz andere Assoziationen als die Lehrkräfte. Durch die  eigenen Erfahrungen machen sich die Schüler ihr eigenes Bild zu bestimmten Geschehnissen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Pullover um einen Eisblock. Die Schüler denken daran, dass ihr Pullover sie wärmt, woraus sie folgern, dass der Eisblock schneller schmilzt. Doch eigentlich schmilzt der Eisblock dadurch langsamer. Der Pullover wirkt als Isolator, sodass die Kälte nicht so schnell entweichen kann. Oftmals sind die Schüler sehr überzeugt von ihren Vorstellungen und lassen sich nur schwer davon abbringen. Hier ist es schön mit Experimenten zu arbeiten und so die Schüler vom Gegenteil zu überzeugen.

So tritt nebenbei ein weiteres Unterrichtsangebot auf. Der Matthäus-Effekt besagt, dass bei der gleichen Unterrichtsform eine immer größere Differenz zwischen den leistungsschwachen und den leistungsstarken Schülern entsteht. Durch Experimente könnte dies gemildert werden. Aus eigener Erfahrung aus der Schul- und der Studienzeit kann ich Experimente nur befürworten. Sie haben den gelernten Stoff immer schön veranschaulicht. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass es verschiedene Formen von Experimenten mit unterschiedlicher Schülerbeteiligung gibt. Bei der Demonstration eines Experiments durch den Lehrer müssen wieder die anderen Schülervorstellungen beachtet werden. Sie können dabei andere Beobachtungen machen und falsches interpretieren. Generell sind sie aber gut um fachliches zu Bestärken und die Schüler davon zu überzeugen. Anders ist dies bei eng geführten Schülerexperimenten. Hier können die Schüler zwar selbst daran arbeiten, doch meistens ist dies ein stumpfes Ausführen der Anleitung. Das Mitdenken bleibt dabei zu kurz. Hier wird also das Experimentieren gelernt. Die höhere Stufe von offenen Schülerexperimenten, die sich die Schüler selber ausdenken, führt meist zu Überforderung und ist eher nicht für den normalen Unterricht geeignet.

Fachbegriffe sind ein weiterer Teil der Heterogenität. Während ein Schüler unter dem Wort „Kraft“ einen starken Mann mit vielen Muskeln assoziiert, besagt die „Kraft“ in der Physik den Zusammenhang zwischen der Masse und einer Beschleunigung, also F=ma. In den Naturwissenschaft treten viele neue Fachbegriffe im Unterricht auf. Aus einer Studie ergab sich, dass in einer Unterrichtsstunde neun neue unverständliche Begriffe auftreten und jedes sechste Wort aus einem Schulbuchtext ein Fachbegriff ist.  Hier ist es notwendig die Texte verständlich zu gestalten, sodass alle Schüler auch alles verstehen. Somit werden die leistungsschwachen Schüler gestärkt, die leistungsstarken jedoch nicht geschwächt.

Leistungsschwache Schüler dürfen dabei nicht vergessen werden. Durch innere Differenzierungen wie z.B. verschiedene Aufgaben mit verschiedenen Schwierigkeiten und Unterstützung der Lehrkräfte können diese dem Unterrichtsstoff gut folgen. Dies beansprucht jedoch viel Zeit der Lehrkräfte und oft gehen dabei die leistungsstarken Schüler unter und bekommen weniger Aufmerksamkeit. Daher denke ich, dass die einfachste Möglichkeit die leistungsschwachen Schüler durch vorgefertigte Tipps zu unterstützen. So müssen nicht viele verschiedene Aufgaben konzipiert werden. Denn dies führt zu weiterer Heterogenität in der Klasse, wenn die Schüler unterschiedliche Aufgaben erhalten. Äußere Differenzierung durch ein mehrgliedriges Schulsystem oder Kurse mit unterschiedlichem Niveau sind keine Option, denn wie Studien zeigen, folgen nur negative Effekte für die Fachleistung. Die leistungsstarken Schüler profitieren davon nur minimal, während die leistungsschwachen dabei abbauen. Verschiedene Leistungsniveaus fördern die Motivation gerade bei den leistungsschwachen Schülern und sorgen so für mehr Bemühungen.

Soziokulturelle Heterogenität

Migration hat unser Land bestimmt. Dies begann schon damals im Mittelalter und zieht sich bis in unserer Gegenwart. Menschen mit einer anderen Sprache und einer anderen Kultur sind ein weiterer Aspekt der Heterogenität, die soziokulturelle Heterogenität.

Auch hier müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit keine Ausgrenzung stattfindet. Antirassistische Kampagnen und interkulturelle Pädagogik sind nur zwei Aspekte, die ich vor allem in meinem Schulalltag in der Schule wiederfinden konnte. Dies begann schon in der Grundschule, in welcher wir verschiedene Kulturen kennen lernten. So besuchten wir z.B. eine Moschee. Unsere eigenen Mitschüler führten uns dort herum und stellten uns ihre Lebensweise vor. Gerade die Kulturvermittlung sehe als einen wichtigen Punkt an. Vorurteile und Kontaktängste werden abgebaut und machen somit eine Interaktion möglich. Dabei gibt es meistens noch die Sprachbarriere. Hier muss die Sprachförderung einsetzen. Separate Klassen und Kurse sorgen wieder für eine Ausgrenzung, weshalb ich für die sofortige Aufnahme in Regelklassen bin. Hier wird die Sprache auch am schnellsten gelernt, da man ständig mit der neuen Sprache konfrontiert wird. Diesen Effekt hat man vielleicht auch selbst bei einem Auslandsaufenthalt wahrnehmen können.

Dabei stellt sich mir die Frage, ob dies auch so gut funktioniert, wie es klingt. Verstehen die „neuen“ Schüler genug um am Unterricht teilzunehmen und sich in die Klassengemeinschaft zu integrieren? Leiden die anderen Schüler darunter oder profitieren sie sogar daraus?

Heterogenität in der Klasse

Eine Klasse wird als eine Gemeinschaft angesehen. Sie besuchen die gleiche Schule und den gleichen Unterricht.

Hier enden jedoch meist die Gemeinsamkeiten der ganzen Schüler. Dies fängt beim Äußerlichen an. So gibt es verschiedene Geschlechter. Jeder Schüler ist durch seinen Körperbau mit unterschiedlichen Haarstrukturen und einzigartigen Augenfarben besonders. Es gibt keine weitere Person, die genau gleich aussieht.

Doch dieser Aspekt ist meist für die Heterogenität in der Schule nicht ausschlaggebend. Vielmehr spielt das einzelne Denken und Handeln eine große Rolle und dies ergibt sich aus den verschiedensten Erziehungen durch die unterschiedlichen Herkünfte, Religionen, Kulturen und Bildungen. Dabei versteht sich von selbst, dass die Schüler aus guten ökonomischen Verhältnissen viel mehr Möglichkeiten haben um gefördert zu werden. Dies führt zu unterschiedlichen Leistungsständen, sodass der eine Schüler den Unterrichtsinhalt besser und schneller versteht als seine Mitschüler.

Die Lehrkraft ist neben der Wissensvermittlung dafür verantwortlich, dass die Heterogenität nicht Überhand nimmt, dass keiner aufgrund seiner Benachteiligung ausgeschlossen wird und sich für jeden die gleiche Chance bietet. Dies wurde auch 2009 im Bremer Schulgesetz formuliert.

In meinem Schulalltag damals als Schülerin konnte ich die Umsetzung dieses Gesetztes nicht erkennen. Es wurde sich an den starken Schülern orientiert. Die leistungsschwachen Schüler wurden dabei nicht beachtet und zurückgelassen.

Dies darf auf jeden Fall nicht passieren, denn die Wissenslücke wird mit der Zeit immer größer und größer, bis sie nicht mehr einholbar ist. Der Frust der Schüler steigt dabei immer stärker und überträgt sich ggf. auf die leistungsstarken Schüler. Ein Konflikt in der Klasse entsteht und die Klassengemeinschaft zerbricht. Eine schlechte Atmosphäre entsteht in der Klasse, was die gesamte Lernsituation verschärft.

Die leistungsschwachen Schüler dürfen nicht allein gelassen werden. Hierbei können gerade die stärkeren Schüler eingesetzt werden, die somit ihr Wissen nochmals überprüfen und festigen können. Sie haben ggf. noch eine andere Sicht auf das Thema und schaffen so vielleicht einen weiteren Zugang. Dafür eignen sich besonders Partner- oder Gruppenarbeiten in dem auf die leistungsschwachen Schüler besonders an die Hände genommen werden. Dies führt zu mehr Interaktionen zwischen den Schülern und stärkt somit nebenbei die Klassengemeinschaft.