Soziokulturelle Heterogenität in SA

Migration und der Umgang damit sind zentrale Themen unserer Zeit. Dank moderner Technologien im Informations- und Transportsektor sind die Menschen weltweit vernetzt und erreichbar, wie nie zuvor. Moderne Güter werden nicht mehr an nur einem Standort produziert, sondern enthalten Bauteile und Materialien aus mehreren Ländern. Und wie auch die Produktion, so finden auch Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur zueinander. Ein Zusammentreffen, dass nicht bei allen Beteiligten Zustimmung findet. Kritik diesbezüglich kommt vor allem aus der rechtspolitischen Ebene, jedoch stimmen auch vereinzelt Vertreter von Parteien des politischen Mittels diesen Ideologien zu. So etabliert sich ein künstliches Feindbild in der Gesellschaft, welches zusätzlich eine erfolgreiche Integration von Menschen erschwert, indem es die Kontroversen um die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft für unterschiedliche politische Positionen versucht zu legitimieren. Doch ist es eben diese Integration, welche ein Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft erleichtern kann. Dabei geht es nicht um bestimmte Bevölkerungsgruppen, sondern um eine weltweite Bewegung von Menschen mit unterschiedlichen Motivationen und Wünschen. Doch anstatt diese Bewegung als Gefahr zu proklamieren, sollte man sie eher als Chance auf eine Zukunft sehen, in welcher alle Menschen zusammen leben können. Und dieses Zusammenleben beginnt bereits im Kindesalter.

Meine ersten gezielten Erfahrungen mit Integration von Kindern mit Migrationserfahrung erfuhr ich im Rahmen eines Praktikums, in einem Kindergarten in Südafrika. In diesem privaten Kindergarten waren Kinder aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Auch Kinder von deutschen Lehrern oder Diplomaten gingen dahin. Die gemeinsamen Sprachen waren Deutsch und Englisch. Das Ziel dabei war möglichst allen Kindern die deutsche Sprache erlernen zu lassen, um die Anforderungen für die DSK (Deutsche Schule Kapstadt) zu erfüllen. Oder auf Wunsch der Eltern Deutsch als Zweitsprache zu erlernen.

Bei dem Umgang mit den Kindern war die Heterogenität der Gruppe von Bedeutung.  Es gab Kinder, die schon Deutsch sprechen konnten, die meisten sprachen jedoch Afrikaans, Englisch oder etwas Anderes. Dabei galt die Regel, sofern es möglich ist, sich auf Deutsch zu unterhalten. Auf diese Weise lernten die Kinder schnell die Grundlagen für die deutsche Sprache und entwickelten diese weiter. Kinder, die keine oder nur geringe Kenntnisse der deutschen Sprache hatten, erhielten in kleinen Gruppen Förderunterricht, in denen sie wesentliche Grundlagen erlernten. Der Kulturpluralismus förderte dabei das Interesse der Kinder am Erlernen einer gemeinsamen Sprache, da diese sich so untereinander besser verständigen konnten. Das nicht alle Kinder gleich gut Deutsch sprechen konnten galt als Selbstverständlichkeit, auch unter den Kindern. Entsprechend waren sprachliche Differenzen kein Hindernis für Freundschaften, sondern dienten, neben dem Erlernen der deutschen Sprache auch der Erweiterung der Fremdsprachkenntnisse aller Kinder. Die Förderung der Kinder lässt sich entsprechend der „Ausländerpädagogik“ einordnen, wobei es nicht speziell um „Ausländer“, sondern um „Fremdsprachliche“ Kinder ging, entsprechend war in den gemeinsamen Gruppenstunden auch das Ziel unterschiedliche Kulturen kennenzulernen. So durften die Kinder, wenn sie ein bestimmtes Wort nicht kannten dieses in ihrer Sprache sagen. Auch wurde gefragt wie bestimmte Wörter in der jeweils eigenen Sprache heißen. Auch bestimmte, individuelle kulturelle Merkmale, Begrüßungsrituale, Mahlzeiten uvm. wurden besprochen. So konnten die Kinder im Rahmen dieser Sitzungen ihre eigenen Erfahrungen und Fragen untereinander und mit den Betreuern besprechen. Gerade für die neu zugezogenen Kinder war dies oft hilfreich, da dieser Austausch half in dem neuen Land besser zurechtzukommen.

Auffällig dabei war, dass die Kinder sich untereinander nicht systematisch aufgrund von Äußerlichkeiten ausgrenzten. Vielmehr herrsche ein allgemeines Verständnis für die Unterschiede. Und Themen, wie unterschiedliche Hautfarben wurden mit Neugierde und ohne Ablehnung aufgenommen.

Für kommende Praktika kann ich dabei darauf achten, auf die Gemeinsamkeiten der Kinder achten und diese zu fördern. Auch kann ich unterschiedliche Kulturen als Chance betrachten, den Kindern ein besseres Verständnis für andere Kulturen näher zu bringen und so die Empathie gegenüber Fremden Kindern zu fördern.

Entsprechend hat die Integrationspädagogik das Ziel einer erfolgreichen Entfaltung jugendlicher Entwicklungsfähigkeit. Um auf diese Weise möglichst allen Kindern die Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft, ungeachtet soziodemographischer Unterschiede, ermöglichen zu können. Damit dies gelingen kann gilt es den Schüler_Innen interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln, um Vorurteile zu vermeiden und ein Verständnis für die Heterogenität der Gesellschaft zu schaffen. Entscheidend dabei ist auch die Kommunikation dieser Themen. Ohne Fokussierung auf die Differenzen und vielmehr auf Gemeinsamkeiten, bzw. die Schaffung eines Bewusstseins für die Einflüsse unterschiedlicher Voraussetzungen, können Kinder früh lernen mit Vorurteilen kritisch umzugehen und diese entsprechend hinterfragen.

Wenn man sich internationale diplomatische Zwischenfälle anguckt, hat man häufig das Gefühl, dass diese Menschen sich „wie Kinder“ verhalten. Dabei sind Kinder überraschend erstaunliche Menschen mit viel Besseren Fähigkeiten sich in und mit neuen Situationen schnell zurechtzufinden, als es die meisten Erwachsenen können. In meiner Zeit an dem ausländischen Kindergarten habe ich viel über zwischenmenschliches Verhalten gelernt. Die Hautfarbe war kein Thema mehr und wenn doch, dann nur aus reinem Interesse. Dieser Umstand hat mir verdeutlicht, wie mein eigenes Denken bezüglich dieser Thematiken von meiner Umwelt geprägt wurde. Wenn wir den Kindern also beibringen können möglichst vorbehaltlos und mit Rücksicht auf das Gegenüber neuen Menschen in ihrem Leben eine Chance zu geben, könnten wir vielleicht erreichen, dass die Welt als solche zusammenwächst und das Einflüsse unterschiedlicher Kulturen und ethnischer Herkünfte unser Zusammenleben fördern, anstatt es zu Differenzieren.

Entsprechend ist das Konzept der Vermittlung von Gemeinsamkeiten entscheidend bei der Umsetzung eines Gemeinschaftsgefühls in einer heterogenen Klasse, welche durch ihre Unterschiede aneinander näher kommt, anstatt sich darüber zu differenzieren.

 

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