Aufgabe 1.
Mit einer ’nationalen Orientierung des Bildungssystems‘ ist gemeint, dass die Schule sich schwertut den Schülern eine andere Perspektive zu vermitteln, als die der eigenen Nationalität. Demnach werden migrationsgesellschaftliche Fakten und Aspekte außer Acht gelassen und Migration wird als solches noch nicht in die Schulpraxis einbezogen. Die Regelstruktur soll beibehalten werden, ohne dabei die Grundstruktur zu hinterfragen.
In Hinblick auf meine eigene Schulzeit fällt mir bei diesem Thema gesondert der Deutsch-, sowie Geschichtsunterricht ins Auge. Der Lehrplan in dem Fach Deutsch sieht ausschließlich deutsche Lektüren vor und beschränkt sich darüberhinaus auf deutsche Geschehnisse (zum Beispiel bei dem Thema Epochen). Die Beobachtung deckt sich mit der im Geschichtsunterricht, wo nur die deutsche Geschichte behandelt wurde und andere Nationalitäten nur im Zusammenhang mit Grenzkriegen auftauchten.
Aufgabe 2.
Der öffentlichen Diskurs über „Migration als Herausforderung für die Schule“ führt mich auf mehreren Wegen immer wieder sowohl zu der nationalen Orientierung des Bildungssystems, als auch zu der Lehrerschaft.
Das Bildungssystem wird leider nicht ausgleichend tätig, sondern setzt auf stark national orientierte Perspektiven und Interessen.
Außerdem ist es Heutzutage für eine Lehrkraft ein Muss eine interkulturelle Kompetenz zu entwickeln und das, was sie an die Schüler herantragen, zu hinterfragen.
Verdeutlicht wurde mir durch die Vorlesung, dass festgestellt wurde, das Schüler mit MH weniger auf Gymnasien anzutreffen sind, als auf niedriger qualifizierten Schulen, was sich natürlich auch auf ihren Bildungsabschluss auswirkt. Das Ausmaß war mir vorher nicht bewusst und ich finde es erschreckend.
Aufgabe 3.
Die Deutschlehrerin aus dem Beispiel verkörpert das Gegenteil einer interkulturellen Kompetenz, die eine Lehrkraft mit sich führen sollte. Sie denkt in Mustern, steckt die verschiedenen Nationalitäten in Schubladen und legt für ihre Schüler ein bestimmtes Gedankengut fest.
Somit wird hier von ‚DoingCulture‘ geredet, weil sie das Individuum mit dem Gedankengut einer bestimmten Kultur, hier der türkischen, gleichsetzt.
Ich persönlich bin auf eine Schule gegangen, die mit dem Umgang mit Migration schon sehr weit ist. Daher kann ich aus meiner Schulzeit kein Bespiel nennen, indem ich ‚DoingCulture‘ bei Lehrkräften oder unter Schülern wiedererkannt habe.
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Hallo liebe Celine!
Zu Aufgabe 1:
Dein beschriebenes Verständnis von ’nationaler Orientierung im Bildungssystem‘ ist schön auf den Punkt gebracht worden. Die Erfahrungen, die du bezüglich des Themas gemacht hast, habe ich auch machen können. Ich habe nach der zehnten Klasse ein Auslandsjahr an einer amerikanischen Highschool gemacht und habe auch gemerkt, dass der Unterricht dort auch sehr aus amerikanischer Perspektive gehalten wird und geprägt ist. Gerade in dem Fach ‚US History‘ hatte man eine sehr voreingenommene Meinung über die Deutschen im Nationalsozialismus und ich fühlte mich sehr oft ‚angesprochen‘, da ich als einzige Deutsche in diesem Kurs saß.
Zu Aufgabe 2:
Der Punkt, dass weniger Schüler*innen mit MH auf Gymnasien anzutreffen sind, war für mich keine Überraschung, aber die Zahlen haben das Bild doch noch mal verdeutlicht. Ich stimme dir zu, dass sich sowohl die Lehrerschaft als auch das Bildungssystem mehr von dieser ’nationalen Orientierung‘ wegbewegen müssen, und ein Gleichgewicht gefunden werden muss, dass allen gerecht wird – den Schüler*innen mit MH aber auch deutschen Schüler*innen.
Zu Aufgabe 3:
Du hast hier den Zusammenhang meiner Meinung nach richtig erkannt. Hinzufügen möchte ich aber dennoch, dass die fehlende interkulturelle Kompetenz der Lehrerin nicht das einzige ist, was in dem Beispiel zu bemängeln ist: Die Anmerkung der Schülerin, dass ihre Lehrerin sogar verärgert war, zeigt in meinen Augen ein nicht angemessenes Verhalten im Unterricht.
Ich persönlich ging genau wie du auf eine Schule, die wirklich wenig Schüler*innen mit MH aufweist, aber eine Erfahrung mit ‚Doing Culture‘ habe ich dennoch gemacht: Wir hatten einen Schüler mit MH, dem es offensichtlich unangenehm war, über seine Herkunft oder die Bräuche dort offen vor der ganzen Klasse zu sprechen. Jedoch wurde er von unseren Lehrern sehr häufig dazu aufgefordert, zu erzählen, wie es denn ‚in seinem Land‘ so abläuft. Einerseits ist es schön zu sehen, dass Interesse an seiner Kultur besteht, andererseits konnte man auch sehen, dass sich dieser Schüler in eine Schublade gesteckt fühlte. Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein unbewusstes ‚Doing Culture‘ von den Lehrer*innen war, und nicht unbedingt eine diskriminierende Intention dahinter steckte.