Vielfalt – rv10

Wie kann der pädagogische Dreischritt aus Dramatisierung, Differenzierung und Entdramatisierung im Kontext der Geschlechterkompetenzlosigkeitskompetenz konkret gestaltet werden?

Ich war diesen Dienstag krankheitsbedingt leider nicht bei der Vorlesung anwesend. Um mich dennoch mit dem Thema vertraut zu machen, habe ich mich mit dem Text von Katharina Debus auseinandergesetzt: „Dramatisierung, Entdramatisierung und Nicht-Dramatisierung in der geschlechterreflektierten Bildung“. Darin beschreibt sie das Konzept der Dramatisierung (das Geschlecht explizit zu thematisieren) und das der Entdramatisierung (das Geschlecht zu dezentralisieren und als eines von vielen Merkmalen anzuerkennen).

Nehmen wir an, in einer Unterrichtssituation äußert ein Schüler die Bemerkung, „Mädchen sind eh schlechter in Mathe“. In diesem Fall würde ich nicht versuchen, das Thema direkt abzuwiegeln, sondern die Aussage zum Anlass nehmen, Geschlecht und Geschlechterbilder explizit zum Thema zu machen. Gemeinsam mit der Klasse würde ich Hintergründe zu Rollenbildern, Sozialisation und strukturellen Benachteiligungen im Bildungssystem erarbeiten.

Je nach Gruppendynamik könnte es hilfreich sein, im nächsten Schritt eine geschlechtergetrennte Arbeitsphase einzubauen, um innerhalb der jeweiligen Gruppe einen geschützten Austausch zu ermöglichen – etwa über eigene Erfahrungen mit Erwartungen an das eigene Geschlecht in schulischen Leistungssituationen. (Debus, 2012)

Welchen Rahmen können cis-/endogeschlechtliche und heterosexuell lebende Lehrkräfte ihren queer lebenden Kolleg*innen bieten, um auch für diese einen sicheren Arbeitsort zu schaffen, in dem sie möglichst keine Diskriminierung erfahren?

Aktives, solidarisches Handeln, wäre eine Vorraussetzung. Nur wenn Diskriminierung klar benannt wird, kann dagegen vorgegangen werden und aus dieses Grund bedarf nicht zu schweigen sondern aktiv Stellung zu beziehen. Zudem könnte eine reflexiv Handlung gegenüber den eigenen Privilegien von Vorteil sein, um ein tiefgehendes Verständnis für quer feindliche Diskriminierung zu entwickeln.

Zudem wird basierend auf einer Online-Befragung von 835 LSBTIQ*-Lehrkräften aus dem Jahr 2016 deutlich, dass Diskriminierung aufgrund von sexuelle Orientierung und Identität häufig vorkommt.

Fast die Hälfte der Lehrkräfte (47,3 Prozent) gab damals an, dass die Schüler:innen nichts von ihrer LSBTIQ*-Identität wissen würden (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2017, S. 15)

Allein diese Zahlen, auch wenn sie nicht die aktuellsten sind, machen sichtbar wie Unsicherheit und Schweigen präsent ist. Wie unglaublich ist es, dass viele Lehrkräfte nicht das Gefühl haben, sie könnten sich mitteilen? Genau deshalb braucht es geschützte und stärkende Räume, sowie aktives und solidarisches Handeln, in denen offen gesprochen wird und Diskriminierung abgeschafft.

Welche Aspekte von geschlechtlicher und sexueller Bildung verunsichern Sie gegenwärtig am meisten? Welche Informationen und Kenntnisse benötigen Sie, um sich sicherer zu fühlen?

Micha verunsichert die Angst, unbeabsichtigt zu diskriminieren indem ich unbeabsichtigt ausschließende Sprache verwende. Um mich sicherer zu fühlen würden konkrete Formulierungs- oder Sprachhilfen helfen. Zudem wäre mir in der Zukunft der Austausch mit anderen Lehrkräften sehr wichtig.

Quelle:

Debus, K. (2012) Dramatisierung, Entdramatisierung und Nicht-Dramatisierung in der geschlechterreflektierten Bildung. Oder: (Wie) Kann ich geschlechterreflektiert arbeiten, ohne geschlechtsbezogene Stereotype zu verstärken?.

Antidiskriminierungsstelle des Bundes. (2017).
LSBTIQ-Lehrkräfte in Deutschland:
Diskriminierungserfahrungen und Umgang mit der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität im Schulalltag. Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

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