Kaffee am Fenster

Es ist ein grauer Montagmorgen und ich sitze vor meinem Fenster, die Füße auf der warmen Heizung, den Laptop auf den Knien und beobachte die Straße. Aus meinem Fenster kann ich eine der vielen kleinen Nebenstraßen in der Neustadt bis zum Ende überblicken. Die Straße verläuft gerade und die Häuser auf beiden Seiten sind alle ähnlich groß, allerdings haben sie unterschiedlichen Farben und Formen. Jedes Haus hat einen kleinen Vorgarten und eine Vordertreppe, die zur Eingangstür führt. Am anderen Ende der Straße sehe ich ein kleines Stück der nächsten Querstraße. Ein roter Transporter flitzt auf dieser grade von rechts nach links vorbei. Auf meiner Seite der Straße taucht ein Mann in schwarzer Winterjacke auf, er hat einen Weihnachtsbaum geschultert und geht auf dem rechten Bürgersteig die Straße entlang. Als er eine Lücke zwischen zwei parkenden Autos erreicht, dreht er sich um, der Baum auf seiner Schulter lässt das Manöver etwas schwerfällig wirken. Vermutlich hat er sich vergewissert, dass kein Auto kommt, denn er überquert danach die Straße und verschwindet mitsamt Baum in einem lachsfarbenen Haus. In der Ferne taucht eine Person mit Kinderwagen auf und geht auf dem linken Bürgersteig in meine Richtung. Gleichzeitig erscheint ein Mann auf einem Fahrrad mit Anhänger in meinem Sichtfeld, er trägt bloß einen Pullover und ich frage mich, ob er nicht unheimlich friert, denn das Thermometer zeigt bloß sieben Grad an. Er radelt die Straße entlang von mir weg und stoppt mitten auf dem Gehweg vor einem gelben Haus, steigt ab und hebt einen großen Gegenstand, der aussieht wie eine zusammengerollte Matratze, aus seinem Anhänger und trägt diesen in das Haus. Als er wieder rauskommt hat die Person mit dem Kinderwagen, mittlerweile kann ich erkennen, dass es sich um eine Frau handelt, fast das Fahrrad des Mannes erreicht. Hektisch schiebt der Mann das Fahrrad mit Anhänger vom Gehweg, um der Frau Platz zu machen, wendet es und fährt in die Richtung aus der er gekommen ist. Es fängt an zu regnen, der Mann auf dem Fahrrad zieht seine Schultern hoch und senkt den Kopf gegen den Regen und Wind, während die Frau mit dem Kinderwagen ihre Kapuze aufsetzt. Der Regen klatscht gegen meine Scheibe und das Geräusch vermischt sich mit dem leisen Rauschen der Autos, das ich durch das geschlossene Fenster hören kann. Es klopft an meiner Zimmertür, meine Mitbewohnerin kommt rein und reicht mir eine Tasse Kaffee, der angenehme Geruch des heißen Getränks verbreitet sich im Raum und ich bin froh in meinem gemütlichen Zimmer an der Heizung zu sitzen und nicht auf der kalten, verregneten Straße zu sein, so schön es auch ist, diese zu beobachten.

3 Responses to “Kaffee am Fenster”

  1. Annika (Tut) Says:

    Hey Lissi!
    Danke fürs Teilen deiner Beobachtung, die wirklich gut gelungen ist. Ich kann mir die Straße und deine Umgebung gut vorstellen, da du viele unterschiedliche sinnliche Wahrnehmungen geschildert hast. Auch fand ich gut, dass du erst einmal versucht hast, ohne Interpretation zu beschreiben. Spannend, dass in dieser kurzen Zeit so viel vor deinem Fenster passiert ist. 🙂

    LG Annika

  2. Martha Says:

    Mir hat deine Beobachtung sehr gut gefallen, du hast alles ziemlich gut beschrieben, sodass ich das Gefühl hatte selbst in deinem Zimmer zu sitzen und auf die die Straße zu gucken. Auch die Gemütlichkeit in deinem Zimmer hast du sehr gut rübergebracht.:)
    Martha;)

  3. Lissi Says:

    Vielen Dank, ihr Beiden! Freut mich sehr, dass Euch mein Text gefallen hat. Fand es tatsächlich auch sehr gemütlich da an meinem Fenster zu sitzen und das Geschehen zu beobachten 🙂

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