Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht

Liebe Leser und Liebe Leser*innen,

in meinem vierten Blogeintrag, gehe ich auf den Vortrag von Frau Dr. Lydia Murmann ein, beider sie sich mit der Fragestellung beschäftigte, welche Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht eine besondere Rolle spielt.

  1. Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald-Mandala gestalten oder aber in Bäumen aufgehängte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Sandra interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

Deci und Ryan definieren drei grundlegende psychologische Bedürfnisse der Selbstbestimmung, die folgendes umfasst: das Kompetenzerleben, die Selbstbestimmung/Autonomie und die soziale Eingebundenheit.

Es kann sein, dass Sandra sich für das Mandala entschieden hat, weil sie sich in dem Bereich sicher fühlt. Sie weiß, dass sie die Aufgabe meistern wird. Bei dem Abhängen und reparieren von Niskästen ist sie sich womöglich noch nicht ganz sicher und möchte lieber auf der sicheren Seite sein. Hierbei würde es sich dann um das Kompetenzerleben handeln.

Eine weitere mögliche Erklärung für Sandras Entscheidung wäre die Selbstbestimmung/Autonomie. Sandra sieht in der Mandala Aufgabe mehr Freiraum, bezogen auf das Selbstbestimmen von Vorgehensweisen. Bei der Nistkästenaufgabe hat sie bestimmten Anweisungen, die sie nachgehen muss.

Bei der sozialen Eingebundenheit geht es darum, akzeptiert und anerkannt zu werden. Wenn Sandra sieht, dass sich alle anderen Mädchen aus ihrer Klasse für die Mandala Aufgabe entscheidet, dann fühl sie sich vermutlich wie ein „Außenseiter“ und „anders als die anderen“. (Krapp, Andreas. „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse.“ S. 635 – 636)

  1. Welche didaktischen Entscheidungen konterkarieren in dieser Situation (paradoxer Weise?) für den Großteil der 3b die Förderung vielfältiger Interessen?

Nach der Autonomie von Deci und Ryan ist das Freiwählen von Aufgaben ein richtiges Vorgehen. Aufgrund dessen, dass die Aufgaben jedoch typischen Genderstereotypen entsprechen (das Handwerkliche und das Kreative), ist die Aufgabenstellung insofern weniger Zielführend, da mit einer solchen Auswahl, wie die von Sandra, zu rechnen ist. Den Schüler*innen bleibt es außerdem unmöglich ihr Interesse zu erkundigen und zu fördern. Stattdessen könnte die Lehrkraft den Schüler*innen den Freiraum geben, mit welcher der beiden Aufgabe sie beginnen möchten.

 

  1. Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie im Werkunterricht bei Partnerarbeiten meist Junge/Mädchen kombiniert, um Kompetenzunterschiede auszugleichen. Kommentieren Sie diesen Ansatz mit Blick auf verschiedene denkbare Ausprägungen technikbezogener Selbstkonzepte der Schülerinnen und Schüler.

Die Partnerarbeit mit Jungen und Mädchen zu kombinieren, ist von sich her kein schlechtes Vorgehen, solang dies nicht zu häufig geschieht und die Schüler*innen den Arbeitspartner*in frei wählen dürfen. Die Begründung, dass somit die Kompetenzunterschiede ausgeglichen werden, ist jedoch meines Erachtens falsch. Sie nehmt an, dass die Jungen im Werkunterricht begabter sind, als die Mädchen. Die Mädchen sollen daher, Unterstützung von den Jungs bekommen, wenn sie Hilfe benötigen. Den Schülerinnen wird dadurch vermittelt, dass handwerkliche Arbeit sowieso nichts für Mädchen sei und den Schülern wird vermittelt, dass sie in dem Bereich gewisse Kenntnisse beherrschen müssen. Praktischer wäre es an der Stelle, nach der Selbstbestimmung von Deci und Ryan vorzugehen.

 

  1. Sie möchten eine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie eine mögliche Forschungsfrage hierzu und erläutern Sie, inwiefern Unterrichtsbeobachtungen oder Befragungen von Schüler*innen bzw. Lehrer*innen für Ihre Bearbeitung der Forschungsfrage hilfreich sein könnten.

„Inwiefern wirkt sich das Geschlecht der Lehrerkraft auf die Auswahl bzw. Prioritätensetzung von Themen im Sachunterricht aus?“

Anhand von Unterrichtsbeobachtungen kann man sich, die von der Lehrkraft gewählten Themen, anschauen und Auswerten, wie oft welche Themen gewählt worden und inwiefern diese mit dem Geschlecht der Lehrkraft zu tun haben könnte. Durch Befragungen von Jungen und Mädchen in der Klasse, könnte man feststellen, inwiefern die Unterrichtsthemen eher den Jungen gefallen oder doch eher den Mädchen. Die Lehrkraft könnte beispielsweise ihre gewählten Unterrichtsthemen bei einer Befragung begründen und dementsprechend Auswerten, inwiefern die Themen mit dem Geschlecht der Lehrkraft in Relation stehen.

Vielen Dank fürs Lesen!

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