RV 02 Umgang mit soziokultureller Heterogenität

Vor meinem Studium hier in Bremen habe ich in Hamburg an einer Grundschule, in einer dritten Klasse hospitiert. In dieser Klasse wurden die Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch im Unterricht aus den Klassen geholt und separat in Deutsch unterrichtet, mit dem Ziel in der Klasse für Homogenität zu sorgen. Dieses ist der Ausländerpädagogik zuzuordnen. Leider habe ich hierbei verschiedene Probleme beobachtet: Die Kinder die im normalen Unterricht bleiben mussten, waren neidisch auf die Kinder die rausgehen „durften“ und die Kinder die gehen mussten, wurde ein Stück die Möglichkeit genommen sich als Einheit mit der gesamten Klasse zu sehen. Die DaZ-Kinder hingen im regulären Unterricht mit ihren Aufgaben hinterher, weil sie zur Unterrichtszeit gar nicht anwesend waren. Außerdem wurden die DaZ-Kinder auch von den LehrerInnen in Anwesenheit der Kinder als DaZ-Kinder bezeichnet (es gab auch noch das I-Kind), was die Spaltung zusätzlich noch begünstigt hat. Ich denke, dass es für den Aufbau der Identität dieser Kinder sehr hinderlich ist, wenn die familiäre Geschichte und der kulturelle Hintergrund mit so einem negativen Beigeschmack ständig im Vordergrund stehen.

Ich habe in meiner Vergangenheit aber auch einige positive Erfahrungen im Umgang mit Heterogenität an Schulen gemacht und so würde mich für die nächsten Praktika gerne mit der Frage beschäftigen, an welcher Stelle Heterogenität Anerkennung und Wertschätzung findet und als Stärke einer Klasse/ Gruppe gesehen wird und wie sich dieses auf Gruppenidentität auswirkt.

Abschließend würde ich sagen, dass es wichtig ist, dass die Lehrkräfte sich vor diesem Hintergrund immer wieder reflektieren um Vorurteile abzubauen und festgefahrene Sichtweisen auf einzelne SchülerInnen zu lösen. Ansonsten denke ich, dass ein entsprechend differenzierter Unterricht und ein angemessener Personalschlüssel notwendig ist um Diversität gerecht zu werden und Lehrkräfte zu entlasten. Statt Unterschiede hervorzuheben, sollten vor allem auch das Gemeinschaftsgefühl in der Klasse bestärkt werden.

Ein Gedanke zu „RV 02 Umgang mit soziokultureller Heterogenität“

  1. Moin Svenja,
    ähnlich wie bei dir wurden bei mir ebenfalls Kinder in Deutsch gefördert, während die Klasse anderen Unterricht hatte. Bei mir in der 4. Klasse habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn man die Deutschförderung als individuellen Stundenplan verpackt, es nach kurzer Zeit für die Klassengemeinschaft Normalität ist, dass Kind X mal fehlt. Der Rückstand im eigentlichen Unterricht ist jedoch leider ein Problem, das ich auch kennengelernt habe.
    Ich finde deine Kritik daran, dass es „DaZ-Kinder“ gibt in Bezug auf die Bezeichnung vor der Klasse etc. berechtigt und stimme damit überein, dass eine ständige Reflektion der Lehrkräfte unabdinglich ist. Das gleiche gilt für die Forderungen an den Personalschlüssel, welche uns aber wohl noch lange Zeit begleiten werden. Auch deshalb ist dein Problemaufriss besonders realistisch, da er mit zu wenig Personal nur theoretisch „leicht“ zu lösen ist.
    Alles in Allem hat mir dein Beitrag gut gefallen und ich fand deinen Problemaufriss gut geäußert.
    LG Elias

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