Verlangen

Posted in Die Feder on April 29th, 2011 by

Wieso beginnen die Vorlesungen bereits um 8 Uhr, denkst du dir, dass ist doch mehr als nur unmenschlich. Du hast bereits einen Kaffee unten beim Tante Emma Laden getrunken und trotzdem spürst du diese entsetzliche Müdigkeit. Es fällt dir zunehmend schwerer dich auf deinen Professor vorne zu konzentrieren. Wiedereinmal fallen dir fast die Augen zu und deine Uhr verrät dir, dass nicht einmal die Hälfte dieser Tortur geschafft ist. Die Zeit verrinnt so langsam, du hast das Gefühl in einem Stundenglas zu sitzen und die Sandkörner, die vorbei rinnen zählen zu können. Du wartest und endlich nach einer gefühlten Ewigkeit ist es 9:45 Die Vorlesung ist aus! Der Professor verabschiedet alle Studenten und berichtet, was nächste Woche selbe Zeit geplant ist, aber du bist schon fast zur Tür raus.

Frische Luft, dass ist das erste, was du riechst, als du das Hörsaalgebäude verlässt. Endlich draußen. Die Sonne scheint kräftig auf dich hernieder und langsam kehrt die Kraft wieder zurück in deinen Körper. Heute wird ein langer Tag, aber das wirst du schon schaffen. Plötzlich ist es soweit, du schlenderst gerade vom Hörsaalgebäude rüber zur Cafeteria und da denkst du an SIE. Wie aus heiterem Himmel fällt SIE dir ein und dein Verlangen wird geweckt. Aber du musst dich gedulden, erst muss der Tag überstanden werden, bevor du dich IHR widmen kannst.

Die nächste Vorlesung fällt dir ebenfalls schwer, aber diesmal hat der erneute Kaffee dir einen entscheidenden Vorteil verliehen und zumindest die erste Hälfte kannst du bewusst aufnehmen, bevor die Gedanken wieder beginnen ab zu schweifen. Durch das Fenster lacht dir die Sonne entgegen und dein Magen erinnert dich bereits daran, dass die Mensa wartet. Auch diese Vorlesung geht ins Land und schon befindest du dich so schnell wie möglich auf dem Weg zur Mensa. Aber was siehst du da, es ist wieder einmal Schlange stehen angesagt, aber trotz der langsam immer drückender werdenden Hitze stellst du dich an und wartest geduldig. Deine Gedanken begeben sich wieder auf Reise und gerade als du dein Tablett in der Hand hältst siehst du SIE wieder vor deinem inneren Auge. Du füllst wie dein gesamter Körper sie begehrt. Schon setzt du dich und beginnst zu essen, aber dein Appetit ist von dem Gedanken wie weggespült. Nachdem du ein bisschen lustlos in deinem Essen herumgestochert hast, bringst du es weg und begibst dich zu der letzten Vorlesung des Tages.

Endlose Zeit quälst du dich im Hörsaal und immer wieder musst du an SIE denken, du bist so froh, als die Vorlesung vorbei ist und du dich endlich auf den Heimweg machen kannst. Du kannst es kaum noch erwarten, du öffnest die Tür zu deiner Wohnung und dort wartet sie bereits auf dich. Du kannst dein Verlagen kaum noch verbergen. Da liegt SIE so rein und begehrenswert. Du schaffst es gerade noch dir die Schuhe auszuziehen und deine Tasche auf einen Stuhl zu werfen und schon sitzt du auf dem Bett. Ja du spürst das tiefe Verlangen, endlich ist der Tag um und du hast es dir verdient. Du zündest die kleine Kerze auf deinem Nachttisch an, nimmst mit routinierten Griffen Löffel und Spritze und beginnst mit dem aufkochen. Wenige Augenblicke später ergießt SIE sich durch deine Adern und du fühlst SIE. Es ist unglaublich und du weißt nicht, wie du jemals ohne SIE leben solltest.

– Da ich heute auf der Arbeit sitze und hier nicht wirklich was zu tun habe, war ich mal ein bisschen kreativ :). Kritik weiterhin erwünscht.

Der Rabe

Posted in Die Feder on April 27th, 2011 by

Es ist ein sonniger Sonntag morgen, na ja fast Mittag, aber so genau willst du heute mal nicht sein. Immerhin warst du gestern noch ziemlich lange weg und hast die Nacht zum Tage gemacht, was du dir nach der vergangenen Woche auch mehr als verdient hast. Als erstes setzt du mal einen Kaffee auf und schaltest das Radio ein. Jetzt nur ganz entspannt in den Tag starten, durch die Fenster deiner Wohnung siehst du die Sonne auf die bereits grünen Bäume vor dem Haus scheinen, ja so sollten die meisten Tage beginnen. Als nächstes mal schnell unter die Dusche, auch wenn du noch etwas schlapp bist, an so einem schönen Tag hast du noch so einiges vor.

Nach einer erholsamen Dusche sitzt du mit einer Tasse Kaffee und einem Aufbackbrötchen am Fenster und beginnst deinen Tag zu planen. Auf jeden Fall wolltest du noch raus gehen und die Sonne genießen, wer kann schon sagen, wann wieder so ein schöner Tag ist und schließlich beginnt morgen wieder der alltägliche Trott, da musst du jede Minute auskosten so gut es geht. Aber was ist das? Ein riesiger schwarzer Vogel setzt sich direkt vor dein Fenster auf dem Baum. Merkwürdig, er sieht aus wie eine Krähe, wie sie überall in der Stadt herumfliegen und Abfalleimer plündern, aber dieser ist viel größer. Wieso schaut dich der Vogel jetzt an? Na ja erst holst du dir noch einmal eine Tasse Kaffee auf den Schreck. Du stehst in der Küche und merkst, wie der Vogel dich weiter beobachtet.

Bei deinem Gang aus der Küche scheint dich der Vogel nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Dir ist schon etwas mulmig von diesem riesigen Vogel mit seinen schwarzen Knopfaugen angestarrt zu werden. Langsam wirst du neugierig und willst wissen, was das für ein merkwürdiger Vogel ist. So etwas hast du schließlich noch nicht gesehen und Goggle wird es schon wissen. Also machst du schnell den Rechner an und schaust mal, was das Internet zu dem Thema zu sagen hat. Jetzt weißt du es, es handelt sich um einen Raben, genauer gesagt um einen Klokraben, der wohl wegen seiner typischen Laute seinen Namen hat. Da steht aber noch viel mehr, Raben sind wohl an Unglücksbringer, Schicksalsboten und ähnlichem bekannt. Du schaust zu dem Baum vor dem Fenster und da sitzt der Rabe immer noch. Du suchst weiter und verirrst dich immer weiter in die Recherche nach den mysteriösen Rabenvögeln. Immer wenn du vom Bildschirm aufschaust, siehst du ihn dich beobachten und du kannst es dir nicht erklären, aber du bekommst langsam immer mehr Angst vor diesen merkwürdigen Blicken. Irgendwann reicht es dir und du öffnest das Fenster. Der Rabe scheint ganz gelassen auf seinem Baum zu sitzen. Du versuchst ihn zu verscheuchen, ja du schreist ihn regelrecht an, aber er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Jetzt reicht es dir, du willst dir nichts von so einem blöden Vogel gefallen lassen, du nimmst eine Glasflasche, die in der Nähe steht und wirfst sie nach dem Raben. Dieser stößt sich ab und landet wenige Äste über seiner alten Position, während die Flasche gegen den Stamm fliegt und zu Boden stürzt und dort zersplittert. Immer noch wütend knallst du das Fenster zu und stapfst durch die Wohnung. Was sollst du jetzt nur machen. Der Tag ist schon einige Stunden alt und du hast nichts von dem geschafft, was du dir vorgenommen hast und das nur wegen diesem blöden Vogel da draußen.

Am Ende beschließt du dich doch nicht unterkriegen zu lassen. Es ist nur ein Vogel. Du schnappst dir deine Sachen und gehst hinunter. Nachdem du die Haustür schwungvoll geöffnet hast, rennst du fast nach draußen. Vom Baum ertönt noch ein „kraa, kraa, kraa“, aber das ist dir gleichgültig, du willst nur noch weg hier. Du bist so im Schwund, dass du auf den Glasscherben vor der Tür kurz ein wenig aus dem Tritt kommst und vorwärts stolperst. Plötzlich ist ein Radfahrer, den du wohl übersehen hast, heran und das nächste was du spürst ist ein kräftiger Stoß. Dir wird kurz schwarz vor Augen, aber dann wird dir bewusst, du liegst ausgestreckt mit dem Blick himmelwärts auf dem Radweg vor dem Haus. Du spürst diene Gliedmaßen nicht mehr wirklich und deine Brust ist ein einziger Schmerz. Du starrst unbewusst auf den gewaltigen Raben, der genau über dir im Baum sitzt und du fühlst plötzlich nur noch Angst. Panik übermannt dich, aber du bist unfähig dich zu rühren. Etwas flüssiges läuft dir über dein linkes Auge und du beginnst langsam weg zu driften. Was ist hier bloß geschehen?

Der Rabe schaut sich vom Baum genau an, wie der Mensch aus der Tür rennt und über die Glasscherben stolpert. Sofort ist ein Radfahrer heran und es gibt einen schweren Zusammenprall. Sein Ruf kommt schon zu spät. Es musste ja so kommen, denkt der Rabe nur für sich, aber es muss weiter versucht werden. Das Schicksal darf nicht alleine das Leben aller bestimmen. Er klagt seinen Brüdern und Schwestern sein Leid, stößt sich vom Baum ab und macht sich mit gewaltigen Flügelschlägen auf, dass Schicksal ein weiteres mal heraus zu fordern.

Dies ist nur ein erster Entwurf einer kleinen Kurzgeschichte, die mir im Kopf rumgeisterte und die ich da hinaus bekommen wollte, um  mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren zu können :). Kritik ist  gern gesehen und erwünscht.

Der lange Heimweg

Posted in Die Feder on April 13th, 2011 by
Du hattest heute den wohl schlimmsten Tag deines Lebens. Als erstes musste dir dein Chef heute mitteilen, dass er dich leider entlassen und du in der nächsten Woche deinen Arbeitsplatz räumen musst. Da das scheinbar noch nicht genügend schlechte Nachrichten waren, hast du nach der Arbeit als du nach Hause kamst festgestellt, dass deine Freundin ausgezogen ist. Sie hat nur einen Zettel zurückgelassen, in dem sie dir zu erklären versucht, wie sehr ihr euch auseinadergelebt habt. Sie hat dafür ihre Wörter wie Liebe, Zuneigung und Gemeinsamkeiten benutzt, die du in letzter Zeit häufiger hören durftest.

Was solltest du also anderes tun, als mit ein paar von deinen Kumpels den Tag in der Kneipe ausklingen zu lassen? So ist es dann auch geschehen, erst seid ihr bei Bier gegeben, aber dann doch schnell auf etwas Härteres umgestiegen. Der Abend zog sich hin, die Zeit verging wie im Fluge und schon bald hat der Wirt euch vor die Tür gesetzt, er wollte die Kneipe absperren. Nachdem du deine Kumpels verabschiedet hast, machst du dich auf den Heimweg, aber nicht dorthin, wo du verlassen wurdest, nein du beschließt deinen Bruder zu besuchen und ihm von deinem Tag zu berichten, schließlich wohnt er doch gar nicht weit von hier und du hast ihn schon länger nicht mehr besucht.

Du machst dich also auf den Weg durch die kleinen Gassen zu dem heruntergekommenen Mietshaus in dem dein Bruder nun schon seid einiger Zeit wohnt. So fern ab der großen Straßen hast du schon deine Schwierigkeiten den Weg richtig zu finden, wobei dein gesteigerter Alkoholpegel alles andere als hilfreich ist. War es jetzt hier oder die nächste kleine Gasse wo du links abbiegen musstest? Es dauert nicht sehr lange, bis du dir absolut nicht mehr sicher bist, wo du dich befindest. Wieso müssen diese Häuser hier auch alle so gleich aussehen, nur überall diese grauen Betonbauten? Du machst dich trotzdem auf die Suche, so weit kann es ja schließlich nicht mehr sein und noch bist du nicht müde, also geht es immer weiter durch die Gassen und kleineren Straßen. Du nimmst dir einen kurzen Moment zum orientieren, stützt dich schwer an eine Wand und da geschieht es, plötzlich durchzuckt ein Schmerz deine Hand. Du ziehst sie so schnell zurück, dass du fast dein Gleichgewicht verloren hättest und schaust sie dir an, ein dicker, roter Striemen verläuft quer über deine Handinnenfläche. Es sieht so aus, als hättest du dir gerade deine Hand an irgendwas aufgeschnitten. Kurz in dich hineinfluchend holst du dein Taschentuch heraus, bindest es um deine Hand und trittst wütend über deine eigene Unvorsichtigkeit ein paar Metallteile, die vor dir liegen durch die Gasse. Wütend stapfst du dann weiter, verflucht irgendwo muss hier doch das Haus sein!

Der Gasse weiter folgend streunst du weiter, biegst einmal links, einmal rechts ab, oder war es doch anders herum, auf jeden Fall siehst du noch einmal auf und die Gegend hat sich etwas verändert. Die Gebäude wirken höher, die Wände brüchiger, ja fast älter. Wo bist du hier nur gelandet? Gerade willst du dich umdrehen, da siehst du, dass sich die Gasse vorne weiter zu einer Straße öffnet, also folgst du ihr weiter. Du gehst weiter, die Gebäude links und rechts scheinen mit jedem Schritt befremdlicher zu werden, aber du siehst nicht weit schon den Weg sich zu einem Platz weiten. Die Gebäude werden noch höher, der Himmel nur als schmaler, sternenloser Streifen, überall scheinen sich Wolkenkratzer zu erheben, wie sich Bäume in einem dichten Wald der Sonne entgegenstrecken.

Als du endlich den Platz erreichst, bist du von den Ausmaßen völlig überwältigt. Die Bauwerke links und rechts sind fremd und so gewaltig hoch, dass du kaum die Spitzen erblicken kannst. Das erstaunlichste ist jedoch in der Mitte des Platzes oder besser es umfast nahezu den gesamten Platz, ein gewaltiges Loch, besser ein riesiger Abgrund, dessen Ausmaße fast die des Platzes erreichen, dessen Ende du mit bloßem Auge kaum ausmachen kannst. Doch im gleichen Moment siehst du noch viel anderes um dich herum, bisher hast du dich über die Ruhe kaum gewundert, immerhin ist es spät in der Nacht, aber jetzt siehst du überall um dich herum Bewegung. Am Himmel bewegen sich gewaltige Schatten, die sich scheinbar mühelos von den gewaltigen Gebäuden abstoßen. Gleichzeitig vernimmst du überall das Kratzen von Metal auf Stein, als wenn sich irgendwo im Untergrund jemand oder besser etwas den Weg bereitet. Es wird Metall auf Metall geschlagen, gewaltige, schmiedeiserne Tore werden knarrend zur Seite bewegt, um irgendetwas den Weg frei zu machen.

Wo bist du hier gelandet? Was machst du hier und vor allem, was willst du tun???

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