Archiv der Kategorie: Allgemein

Barriere des Monats Oktober: Gesucht: Inhalte und Perspektive – Gefunden: CP’s

Zerknüllte und zerrissene Papierfetzen mit dem Uni-Bremen Logo liegen auf dem Boden.

Die Barriere für Oktober reflektiert Feedback von Studienanfänger_innen und weiteren Studierenden und stellt eine Momentaufnahme des derzeitigen Studiengefühls dar.

Im Zuge der allgemeinen Budgetkürzungen kommt es immer wieder zum Ausfall von Lehrveranstaltungen. Module können nicht mehr studiert werden. Die Jagd nach Credit Points verdrängt die eigentlichen Inhalte einer Aus/Bildung, Prüfungsformen erscheinen willkürlich.

Wo ein Aufbau von Kompetenzen und Erfahrungen im Mittelpunkt stehen sollte, wird eine Wegwerfmentalität empfunden.

Möglichst schnell die formalen Bedingungen für das Studium zu erfüllen, scheint momentan die Vertiefung von Inhalten, das Lernen und Lehren von Wissen, die Qualität der Aus/Bildung und die Vernetzung mit Inhalten jenseits des eigenen Faches als Leitziel abgelöst zu haben.

 

 

Barriere des Monats September – Auf dem richtigen Weg

Verschieden ausgeleuchtete Wege des Campus

Bild anklicken zum Vergrößern.

Nicht alle Wege führen zum Ziel – manche führen ins unangenehm Ungewisse.

Auf dieser, im Rahmen des Projektes „Campus Barrierefrei“ entstandenen, Panoramaaufnahme lassen sich sehr gut verschiedene Beleuchtungsstrategien auf dem Campus vergleichen.

Schlecht oder nicht ausgeleuchtete Wege sind nicht nur ein Problem für Studierende, Besucher_innen, Lehrende, Angestellte und Wissenschaftler_innen mit Sehbeeinträchtigungen, als Angsträume beeinträchtigen sie die Qualität aller Menschen auf dem Campus.

Schlecht ausgeleuchteter Weg zum Wohnheim

Mittelmäßig ausgeleuchteter Weg unterhalb der Mensa

Sehr gut ausgeleuchteter Weg an der Haltestelle Zentralbereich

Barriere des Monats August – 100% Diskriminierung

Sprechblase auf einem Betonpfeiler. Text: Leute wie Sie haben an einer Universität eh' nichts zu suchen.

Temporäre Installation
Papier auf Beton
2013

Die meisten Probleme, Hindernisse und Diskriminierungen passieren sicherlich nicht aus böswilliger Absicht.

Es gibts allerdings auch die 100% Ausgrenzungen, die ganz deutlich Menschen schaden wollen – auch die Hochschullandschaft stellt hier keine Ausnahme da.

Für unsere Rückkehr aus der Sommerpause haben wir für den August nachträglich die krassen Äußerungen, das Mobbing, die Aktionen wo einem die Luft wegbleibt als Barriere des Monats gewählt und hier symbolisch dargestellt.

 

 

Barriere des Monats Juli – Open Campus Day

Zwei Bilder dieses Beitrags in einem sommerlichen Park

Für die entspannte Sommerzeit widmen wir uns im Juli einem kleinen Rückblick.

Am 21.06. fand der Open Campus Day an der Universität Bremen statt. Eine Möglichkeit auch gerade für interessierte Besucher_innen sich einmal ein Bild von der Universität und ihren Projekten zu machen.

„Open“ war der Tag aber leider nicht.

Eine Ausgabe der Zeitung "Bremer Uni Schlüssel", daneben ein Teller mit Rollstuhl-Verboten-Schildern. Die Schlagzeile: Willkommen beim Open Campus!

(Motiv einer Pressemeldung nachempfunden: Link zur Meldung)

Die größte Barriere der Veranstaltung sorgte dann auch gleich dafür, dass Besucher_innen erst gar nicht an den verschiedenen Ständen teilnehmen konnten.

Die Veranstaltungszelte des Open Campus Day

Die hohe Kante eines VeranstaltungszeltesNahaufnahme einer Kante.

Aufbau der Veranstaltungszelte

(Bild des Aufbaus via Uni-Twitteraccount. https://twitter.com/UniBremen/status/347269786083917824)

Fast alle Stände verfügten über eine Stufe von 18 und mehr Zentimetern. Für Rollstuhlfahrer_innen eine handfeste Barriere, für beispielsweise Menschen mit Kinderwagen oder Rollatoren ein echtes Hindernis.

Von den Verantwortlichen wurde dieses Problem leider zu spät erkannt. Am Morgen des Open Campus Day wurde aber noch eine Entschuldigungsmail mit einem Gesprächsangebot an die betreffenden Interessenvertretungen für Studierende und Angestellte mit Behinderung oder chronischer Erkrankung gesendet. Zitat:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

leider hat sich über aktuelle Rückmeldungen gezeigt, dass wir als Veranstalter des Open Campus dem Aspekt der Barrierefreiheit nicht gerecht geworden sind. Ich bedauere das außerordentlich.

Wir versuchen jetzt z.B. durch eine mobile Rampe, den Zugang zu den Zelten zu erleichtern. Dennoch ist das, dessen sind wir uns bewusst, nur eine suboptimale Notlösung.

Um zukünftig die gleichen Fehler nicht noch einmal zu begehen, möchte ich Sie zu einem gemeinsamen Gesprächsaustausch einladen, bei dem wir angemessene Umgangsweisen auf dem Weg zur inklusiven Hochschule entwickeln können. …“

Die mobile Rampe war leider doch nicht mehr verfügbar, die Gespräche sollen im Herbst stattfinden. Momentan wird nach Weiterbildungsmöglichkeiten in Sachen Barrierefreiheit gesucht.

Das ernsthafte Eingestehen von Fehlern ist auf jeden Fall eine Erleichterung um Diskriminierung und fehlender Inklusion entgegenzuwirken. Der Fehler hätte allerdings auf keinen Fall passieren dürfen.

Neben den unerreichbaren Ständen gab es auch noch andere Probleme.

Öffentiche Toilettencontainer aus der Vogelperspektive

Öffentliche Toilettencontainer aus der Bodenperspektive

In einem Fall von Ironie versperrte die die barrierefreie Toilette den Zugang zum Gelände. Anders als Fußgänger_innen konnten Rollstuhlfahrer_innen aufgrund der Bordsteinkante nich einfach um die Container herumfahren sondern mussten einen größeren Umweg in Kauf nehmen.

Ebenfalls stellte sich das Veranstaltunsgprogramm als viel zu klein geschrieben für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen und als zu unübersichtlich für Menschen mit Konzentrationsstörungen heraus.

Auch die Ausschilderung auf dem Gelände ließ zu wünschen übrig.

Alles in allem also eher ein exclusiver kein exzellenter Tag der Universität um sich zu präsentieren.

Da wir aber von der Ernsthaftigkeit des Gesprächsangebot überzeugt sind, kann dies auch ein Anfang für bessere Veranstaltungsplanung in Zukunft sein. Es bleibt abzuwarten.

Barriere des Monats Mai – Kein Platz für Rollstuhlfahrer_innen in der Rotunde

Außenansicht des Cartesiums

2008 wurde das Gebäude „Cartesium“ auf dem Campus der Universität Bremen eröffnet. Neben zahlreichen Forschungseinrichtungen beherbergt das Cartesium auch die Rotunde – einen modernen Seminar- und Tagungsraum.

Innenansicht der Rotunde. Ein kreisförmiger, in Stufen angeordneter Raum mit festinstallierten Sitzbänken.

Der helle und akustisch gut durchdesignte Raum hat dabei einen entscheidenden Fehler – es gibt keine Plätze für Rollstuhlfahrer_innen.

Warum dieser Mangel besteht ist nicht ersichtlich. Das dieser Mangel aber ein Problem für alle Veranstaltungen in der Rotunde darstellt, wurde zuletzt klar als einige Mitglieder von Selbstbestimmt leben e.V. an einer öffentlichen Ringvorlesung teilnehmen wollten.

Rollstuhlfahrer_innen im Eingangsbereich der Rotunde.

Rollstuhlfahrerin neben dem Pult.

„Platz“ besteht allein in einer abseitigen Ecke neben dem Pult und wenn man sich direkt in die Türen stellt. Eine Teilnahme an Veranstaltungen ist so nicht möglich.

In einer Stellungnahme gehen Mitglieder von Selbstbestimmt leben e.V. genauer auf die Problematik ein:

„… Erfahrungen von Chancenungleichheit und Diskriminierung gehören für behinderte Studierende in Bremen zum Hochschul- und Lebensalltag. ,,, „

“ … [Die Rotunde] ist eigentlich aufgrund seiner als Forum gestalteten Bauweise auf gleichberechtigten Dialog und Kommunikation der Teilnehmenden ausgerichtet. Wie wenig dieser Raum trotzdem mit Chancengleichheit und Berücksichtigung von Vielfalt zu tun hat, demonstrierten einige RollstuhlfahrerINNen, allesamt Mitglieder von Selbstbestimmt Leben, als sie an der Vorlesung teilnahmen/teilnehmen wollten. Die Rotunde ist in Stufen aufgebaut und sieht keine Plätze für Menschen im Rollstuhl vor. … „

„… „Der Platz direkt neben der Veranstaltungsleitung oder den ReferentINNen mag zwar angemessen sein, wenn man selbst zum ReferentINNenkreis gehört; als bloße Teilnehmerin an der Veranstaltung fühlt es sich jedoch reichlich seltsam an, dort zu sitzen,“ so Andrea Sabellek, Mitarbeiterin von SL,  nach einem Selbstversuch. „Powerpoint-Präsentationen finden quasi hinter dem eigenen Rücken statt und können von dem Platz aus nicht mitverfolgt werden. … „

„… Bleibt man als RollifahrerIN in einem der drei Türbereiche stehen, ist dadurch gleichzeitig der Zugang für andere TeilnehmerINNen versperrt oder zumindest erschwert (je nach Größe des Rollstuhls). Diese kommen kaum an einem vorbei und als RollstuhlfahrerIN hat man das Gefühl, ständig im Weg zu stehen. Hinzu kommt, dass so auch die Fluchtwege zugestellt sind. … „

Die vollständige Stellungnahme „Diversity-Veranstaltung ohne Diversity“ von Selbstbestimmt leben e.V. kann hier nachgelesen werden: http://www.slbremen-ev.de/index.php?menuid=41&reporeid=95

Die Ringvorlesung „Diversity @ Uni Bremen: exzellent und chancengerecht?!“ konnte inzwischen in das barrierefreiere Studierhaus verlegt werden.

Offen bleibt, wie die Universität Bremen in Zukunft mit der Rotunde umgehen wird. Momentan kommt dem Raum leider die Ehre zu, einer der barriereunfreiesten auf dem Campus zu sein.

Innenansicht der Rotunde. Ein kreisförmiger, in Stufen angeordneter Raum mit festinstallierten Sitzbänken.

—-

Danke für das Bildmaterial an Selbstbestimmt leben e.V. (http://www.slbremen-ev.de/) und „Campus Barrierefrei“ (www.uni-bremen.de/campus-barrierefrei)

 

 

Eingangsbereich vom Boulevard zur Cafete

Als erste Barriere für unser Projekt haben wir uns die Eingangstüren vom Boulevard zur Cafete im GW2 ausgesucht.

Schalter für Türautomatik

Auf der linken Seite gibt es eine Automatiktür die über einen Schalter bedient werden kann.

Blindenleitsystem auf dem Boulevard

Das Blindenleitsystem verweist allerdings auf die rechte Tür – diese besitzt keine Automatik.

Mit Eisenkette verschlossene Tür

 

Und ist außerdem mit einer Eisenkette verschlossen….

Fazit: Das Blindenleitsystem leitet in eine Sackgasse. Diese Barriere soll in nächster Zeit behoben werden. Vielleicht können wir dann im Mai schon ein positives Update bringen.

Update Juni 2013: Inzwischen wurde die Kette entfernt und die Tür bleibt aufgeschlossen.