Barriere des Monats Mai – Kein Platz für Rollstuhlfahrer_innen in der Rotunde

Außenansicht des Cartesiums

2008 wurde das Gebäude „Cartesium“ auf dem Campus der Universität Bremen eröffnet. Neben zahlreichen Forschungseinrichtungen beherbergt das Cartesium auch die Rotunde – einen modernen Seminar- und Tagungsraum.

Innenansicht der Rotunde. Ein kreisförmiger, in Stufen angeordneter Raum mit festinstallierten Sitzbänken.

Der helle und akustisch gut durchdesignte Raum hat dabei einen entscheidenden Fehler – es gibt keine Plätze für Rollstuhlfahrer_innen.

Warum dieser Mangel besteht ist nicht ersichtlich. Das dieser Mangel aber ein Problem für alle Veranstaltungen in der Rotunde darstellt, wurde zuletzt klar als einige Mitglieder von Selbstbestimmt leben e.V. an einer öffentlichen Ringvorlesung teilnehmen wollten.

Rollstuhlfahrer_innen im Eingangsbereich der Rotunde.

Rollstuhlfahrerin neben dem Pult.

„Platz“ besteht allein in einer abseitigen Ecke neben dem Pult und wenn man sich direkt in die Türen stellt. Eine Teilnahme an Veranstaltungen ist so nicht möglich.

In einer Stellungnahme gehen Mitglieder von Selbstbestimmt leben e.V. genauer auf die Problematik ein:

„… Erfahrungen von Chancenungleichheit und Diskriminierung gehören für behinderte Studierende in Bremen zum Hochschul- und Lebensalltag. ,,, „

“ … [Die Rotunde] ist eigentlich aufgrund seiner als Forum gestalteten Bauweise auf gleichberechtigten Dialog und Kommunikation der Teilnehmenden ausgerichtet. Wie wenig dieser Raum trotzdem mit Chancengleichheit und Berücksichtigung von Vielfalt zu tun hat, demonstrierten einige RollstuhlfahrerINNen, allesamt Mitglieder von Selbstbestimmt Leben, als sie an der Vorlesung teilnahmen/teilnehmen wollten. Die Rotunde ist in Stufen aufgebaut und sieht keine Plätze für Menschen im Rollstuhl vor. … „

„… „Der Platz direkt neben der Veranstaltungsleitung oder den ReferentINNen mag zwar angemessen sein, wenn man selbst zum ReferentINNenkreis gehört; als bloße Teilnehmerin an der Veranstaltung fühlt es sich jedoch reichlich seltsam an, dort zu sitzen,“ so Andrea Sabellek, Mitarbeiterin von SL,  nach einem Selbstversuch. „Powerpoint-Präsentationen finden quasi hinter dem eigenen Rücken statt und können von dem Platz aus nicht mitverfolgt werden. … „

„… Bleibt man als RollifahrerIN in einem der drei Türbereiche stehen, ist dadurch gleichzeitig der Zugang für andere TeilnehmerINNen versperrt oder zumindest erschwert (je nach Größe des Rollstuhls). Diese kommen kaum an einem vorbei und als RollstuhlfahrerIN hat man das Gefühl, ständig im Weg zu stehen. Hinzu kommt, dass so auch die Fluchtwege zugestellt sind. … „

Die vollständige Stellungnahme „Diversity-Veranstaltung ohne Diversity“ von Selbstbestimmt leben e.V. kann hier nachgelesen werden: http://www.slbremen-ev.de/index.php?menuid=41&reporeid=95

Die Ringvorlesung „Diversity @ Uni Bremen: exzellent und chancengerecht?!“ konnte inzwischen in das barrierefreiere Studierhaus verlegt werden.

Offen bleibt, wie die Universität Bremen in Zukunft mit der Rotunde umgehen wird. Momentan kommt dem Raum leider die Ehre zu, einer der barriereunfreiesten auf dem Campus zu sein.

Innenansicht der Rotunde. Ein kreisförmiger, in Stufen angeordneter Raum mit festinstallierten Sitzbänken.

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Danke für das Bildmaterial an Selbstbestimmt leben e.V. (http://www.slbremen-ev.de/) und „Campus Barrierefrei“ (www.uni-bremen.de/campus-barrierefrei)

 

 

Ein Gedanke zu „Barriere des Monats Mai – Kein Platz für Rollstuhlfahrer_innen in der Rotunde

  1. Margrit E. Kaufmann

    Vielen Dank für die Teilnahme an der Veranstaltung und diese Dokumentation der Barrieren!
    Auch der Zugang von der Straße her ist, wie mir deutlich wurde, nicht barrierefrei.
    Wir bleiben dran, dass sich was tut.
    Morgen führen wir in der Ringveranstaltung die Diskussion zu Formen der Diskriminierung an der Uni Bremen und zu Maßnahmen und Projekten zur Antidiskriminierung fort.

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