Fragestellung 4

Warum, glauben Sie, tun sich Lehrkräfte im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft schwer?

Die Frage, warum sich Lehrer/innen im Umgang mit Heterogenität im Unterricht schwer tun, hängt meiner Meinung nach von zahlreichen Faktoren ab, die man nicht einfach auf einen Blick erfassen kann und die sehr individuell von der jeweiligen Lehrkraft und den Rahmenbedingungen abhängen.

Das Einführen von mehr Heterogenität in das derzeitige Schulsystem (auch in Form der Oberschule) stellt für einige Lehrkräfte eine große Herausforderung und Neuerung da. In meiner Schullaufbahn habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich vor allem viele ältere Lehrer/innen gegen „Neuerungen“ wehren. In meinem damaligen Unterricht bezog sich das meistens auf technische Neuerungen wie Powerpoint Präsentationen oder Whiteboards, die sie selbst nicht in ihrem Unterricht benutzten. Ältere Lehrkräfte sind in dem alten Schulsystem aufgewachsen, haben in diesem System lange Zeit unterrichtet und kennen Unterricht nicht anders, als auf „angeblich“ Homogene Gruppen ausgerichtet. Eine Umstellung dürfte ihnen deshalb besonders schwer fallen, weil sie ihre ganze Art zu Lehren und Unterricht vorzubereiten auf den Kopf stellen würde und sie eventuell keinen Bedarf für eine Änderung sehen, weil es bis jetzt ja aus ihrer Sicht auch funktioniert hat.

Des Weiteren bedeutet mehr Heterogenität in der Klasse auch mehr Arbeit in der Vor- und Nachbereitung für den Lehrer, weil er sich auf ein breiteres Spektrum von Leistungen und Vorraussetzungen der Schüler einstellen muss. Bei den heutzutage doch immer länger werdenden Arbeitszeiten für Lehrkräfte ist es eventuell schwierig diese Zeit aufzubringen. (Es werden ja immer mehr Schulen zu Ganztagsschulen und meine Mutter erzählte mir, dass der Unterrricht früher spätestens um 13:00 Uhr endete. Bei mir sah das in der Oberstufe schon ganz anders aus, da war Unterricht bis 17:00 Uhr mehrmals in der Woche keine Seltenheit und somit ja auch für die Lehrer/innen.)

Um einen auf alle Schüler abgestimmten Unterricht zu betreiben, müssen Lehrkräfte mit anderen Lehrern zusammen arbeiten, weil kein Lehrer dieses Pensum an Anforderungen alleine bewältigen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Lehrkräfte das nicht gerne sehen, weil sie es nicht gewöhnt sind. So müssten sie z.B. bei einer engeren Zusammenarbeit mit Kollegen ihre Lehrmethoden offen legen oder eventuell rechtfertigen. Außerdem könnten sie sich durch andere kontrolliert fühlen.

Als letzten Punkt möcht ich noch anführen, dass es für den Lehrer schwierig sein kann, alle Schüler und ihren Individuellen Leistungsstand im Blick zu behalten. Welcher Schüler bearbeitet gerade welches Leistungsniveau an Aufgaben, wie weit fortgeschritten ist er in der Bearbeitung, was hat er noch zu erledigen, muss er eventuell mehr motiviert werden, ist er in der Lage auch Aufgaben auf einem höheren Leistungsniveau zu bearbeiten und muss dazu nur angeregt werden. Bei Klassenstärken in der bisherigen Größe kann ich mir vorstellen, dass sich viele Lehrkräfte nicht vorstellen können, wie sie das leisten sollen.

 

 

2 Gedanken zu „Fragestellung 4

  1. Ich denke, du greifst in deinem Beitrag viele wichtige Argumente auf. Vor allem die Klassenstärke ist ein wichtiger Faktor dafür, warum sich Lehrkräften im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft schwer tun. Normalerweise sind in einer Klasse ca. 30 Schüler, in einer 45 minütigen Schulstunde auf jeden einzelnen einzugehen gestaltet sich wohl als nahezu unmöglich.
    Durch eine Verringerung der Klassenstärke könnte es den Lehrkräften einfacher gemacht werden mit Heterogenität umzugehen.
    Außerdem müssten, wie du auch angeführt hast, die Lehrer mehr Zeit in die Unterrichtsplanung investieren, aber auch dies würde sich ja relativieren, wenn nicht so viele Schüler in einer Klasse wären. Das die Lehrer, um das Problem anzugehen, zusammenarbeiten müssten, empfinde ich nicht als Nachteil. Die Lehrer würden sich so mehr über ihre Schüler austauschen und so vielleicht schneller merken, wenn einzelne Schüler (Lern-)Probleme haben.

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