RV14 – Abschlussreflexion

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene ) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:


a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.


b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Autor*innen, Jahr, Titel).

In der Ringvorlesung Umgang mit Heterogenität an Schulen setzten wir uns mit Situationen aus dem Schulalltag auseinander, in der das Thema Heterogenität eine wichtige Rolle spielt. Viele neue Erkenntnisse haben mir einen Einblick zu einer ganz andere Denkweise eröffnet und mich zum Nachdenken angeregt. Eine Theoretische Erkenntnis, die ich aus der RV08 mitgenommen habe, sind die verschiedenen Dilemmata von Greiner (2019), die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Beispielsweise gibt es das Differenzstärkungsdilemma. Unter diesen Dilemma versteht man die Versuchung der Unterschiede in der Leistung oder im Verhalten zu verhindern oder sogar ganz auszuschließen, sodass jeder Schüler auf den gleichen Stand gebracht werden soll. So erhalten SuS unter Berücksichtigung ihres Individuellen Leistungspotentials unterschiedliche Aufgabenformate oder mehr Zeit zur Bearbeitung von Aufgaben. Durch eine Berücksichtigung solcher Differenzierungsmaßnahmen, die der individuellen Förderung Einzelner dienen, wird jedoch gleichzeitig die Heterogenität innerhalb der Klasse unterstützt, welches zu einer Art Vergleichsdifferenz führen kann. Dieses Dilemma bewusst zu umgehen und damit einen Umgang in der Praxis zu finden, sehe ich als Herausforderung an. Besonders im Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden Schule entstehen meiner Meinung nach solche Dilemmata häufig, da SuS mit unterschiedlicher Vorbildung in den weiterführenden Schulen zusammentreffen und die Lehrkräfte damit konfrontiert werden. Es spielt keine Rolle ob es mathematische, sprachliche, sportliche, wissenschaftliche, oder künstlerische Fächer sind. Unabhängig vom Fach treffen Schüler(-innen) auf individuelle soziale Umstände, Einfluss der Eltern oder ihrer individuellen Sozialisation. Ein anderes Dilemma ist das Kategorisierungsdilemma, in der es wichtig ist, jeden(r) Schüler(-in) gleichermaßen zu helfen und zu unterstützen, da durch die Unterstützung die Förderungsschwerpunkte besser verstanden werden können. Jedoch kann durch die Kategorisierung schneller das Konzept einer „Schublade“ entstehen. Das lernen wird immer individuell auf jeden Schüler angepasst, jedoch sollte die Kategorisierung nicht in den Vordergrund gestellt werden, da die Chancengleichheit eher im Vordergrund stehen sollte. Außerdem konnte ich aus den Vorlesungen mitnehmen, dass im Bremischen Schulgesetz von 2009 (Seite 17) festgelegt ist, dass Bremische Schulen den Auftrag haben, sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln und die Ausgrenzung einzelner Schüler(-innen) vermieden werden sollte. Trotz der Festlegung im Gesetz, war mir bewusst, dass dieses Gesetz im Schulalltag noch nicht ganz so präsent ist wie es eigentlich sein sollte. Außerdem brachte mich besonders die Vorlesung RV09 zum Nachdenken, da Geschlechter und Gender, sowie Migrationshintergründe nach wie vor immer noch ein Spannungsfeld sind. Dies wurde mir deutlich gemacht an der Tabelle, der Abiturnoten des Jahrgangs 2017. Die Tabellen stellten dar, dass Jungen, die Deutsch nicht als erste Sprache angaben, im Durchschnitt ein viel schlechteres Abitur erhielten als Schüler(-innen), die Deutsch als Erstsprache haben. (Senatorin für Kinder und Bildung 2017)

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Der Schulalltag wird meiner Meinung nach durch viele verschiedenen Faktoren geprägt. Dies sind Faktoren wie individuelle soziale Umstände, Einfluss der Eltern oder ihrer individuellen Sozialisation. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke wird mir bewusst, dass nicht immer in Fächern unterschieden wurde von Gleichheit und Gerechtigkeit. Dies ist meiner Meinung nach essentiell für den Unterricht, in dem jeder die gleichen Rahmenbedingungen erhalten soll. Jede(r) Schüler(-in) braucht eine individuelle Förderung. Im Unterricht spielen auch bestimmte Stereotype eine besondere Rolle. Solch ein Begriff beginnt schon mit dem Thema Migrationshintergrund. Es gibt noch einige Lehrkräfte, die den Begriff Migrationshintergrund mit Migranten gleichsetzen und über Ausländer einen völlig anderen Zusammenhang darstellen. Der Begriff Migrationshintergrund meint nämlich Personen, die selber, oder deren Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht von Geburt an besitzt. Demnach können auch SchülerInnen, die in Deutschland geboren sind, einen Migrationshintergrund besitzen. Meiner Meinung ist demnach der Umgang solcher Begriffe im Schulalltag noch sehr prägend. Die Vorlesungen haben mir gezeigt, zumindest in der Theorie, dass solche Begriffe und Faktoren eigentlich nicht mehr zur Ungleichheit führen sollten, jedoch in der Praxis häufiger noch auftreten. Wie in Aufgabe eins schon erwähnt, schreibt das Bremische Schulgesetz vor, dass gewisse Ungleichheiten keinen Platz in unserer Gesellschaft haben sollten und die Fakten über die Abiturnoten dem Gesetz widersprechen. Ich strebe für die Zukunft an, dass Faktoren wie Stereotypen und Nicht-Deutschsprachigkeit in Schulen stärker thematisiert wird und die Verwendung von Begriffen ebenso thematisiert werden sollten, damit es zur Chancengleichheit kommt.

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl

Durch die Theorie habe ich verstanden was Heterogenität bedeutet und wie damit umzugehen ist. Besonders für unser bevorstehendes Praktikum, fand ich diese Vorlesungen sehr Informativ. Ich frage mich, ob ich es schaffe diese Ansätze aus den Vorlesungen gerecht im Schulalltag zu verwenden damit eine mögliche Diskriminierung vermieden werden kann.. Bezüglich zum Praktikum bin ich gespannt ob ich selbst einen Moment erleben werde, in der die Lehrkraft in Bezug auf Heterogenität besser handeln kann und ob ich in der Lage dazu sein werde Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Vielleicht wäre das eine gute Übung gewesen, ein Beispiel mal zu diskutieren und zu bewerten. Zudem hätte ich mir einfach gewünscht in den Vorlesungen in einem richtigen Vorlesungssaal präsent gewesen zu sein statt vor einem Computer..

RV11 – Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe (Prof. Dr. Andrea Daase)

1) An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Meiner Meinung nach würde ich darauf plädieren, Schüler(-innen) auf dem Gymnasium zu lassen. Die Schüler(-innen) auf eine Oberschule zu verweisen wäre für mich keine optionale Lösung. Außerdem steht oben in der Aufgabe, dass die genannten Schüler(-innen) „hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden.“ Warum sollte dann nicht deren Wunsch in den Vordergrund gestellt werden und sie am Gymnasium weiter zur Schule gehen lassen? Da die Schüler(-innen) die Voraussetzungen für das Gymnasium erbringen, halte ich es für nicht richtig, diese von der Schule zur verweisen und diesen Schülern(-innen) auf eine Oberschule herabzustufen. Dies würde bedeuten, dass ihnen somit eine Chance genommen wird, eine gute Schulbildung am Gymnasium zu erhalten und außerdem werden sie aus ihrem gewohnten Umfeld genommen. Im Vortrag wird erwähnt, dass Mehrsprachigkeit als eine Fähigkeit angesehen werden soll und keine Einschränkung.

2) Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.

Ich war in der Sekundarstufe an einer Oberschule, die sehr heterogene Klassen hatte. Im Durchschnitt sind mehr als die hälfte aller Schüler und Schülerinnen mit einem Migrationshintergrund aufgewachsen und beherrschten zwei Sprachen. Außerhalb der Schule oder in den Pausen hörte man die Schüler(-innen) untereinander sprechen. Im Unterricht hingegen, geschah dies nie. In Bezug auf die Vorlesung, sollte dies nicht so laufen. Im Unterricht hätte es den Schülern(-innen) so manchmal weitergeholfen, deren eigene Sprachkenntnisse mit einzubringen.

3) Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Wenn ich eines Tages Lehrerin werdensollte, dann möchte ich mich mehr auf die Sprachschwierigkeiten der Schüler konzentrieren, genauer beobachten und sie beim Lernen ermutigen und unterstützen. Ich hoffe auch, dass es mir gelingen wird, einen sprachsensiblen Unterricht zu gestalten. 

4) Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, Schüler(-innen) mit Migrationshintergründen gleichermaßen zu behandeln und vor allem sollte es viel mehr respektiert werden, wenn Schüler(-innen) ihre Muttersprache sprechen. Vor allem dann,  wenn es ihnen helfen sollte ein besseres Verständnis im Unterricht aufzubauen. Es ist genauso wichtig anderen Lehrern und Lehrerinnen zu vermitteln, dass es viele positive Aspekte mit sich bringen kann, eine andere Sprache zu lernen. Die Mehrsprachigkeit sollte als etwas alltägliches und positives angesehen werden und nicht als etwas abnormales.