Komplexität annehmen lernen durch Systemaufstellungen

Wir haben in den letzten Tagen das #MC-Fortbildungsseminar zur Aufstellungsleitung# durchgeführt mit dem Titel: Mit Aufstellungen Systeme lesen und verändern lernen. Die 18 Teilnehmenden haben gemeinsam eine Erkenntnis geschaffen, die ich gerne so umschreiben möchte: die Komplexität schwieriger Situationen annehmen lernen, ist die Grundvoraussetzung für Veränderung. Das klingt nicht neu und aus der Perspektive der systemische Beratung und des systemischen Coaching ist es auch nicht neu. Hier ist schon länger bekannt, dass es wichtig ist, eine Situation in ihrer zumeist sehr unangenehmen Erscheinungsform erst einmal anzunehmen, bevor sie bewältigt werden kann. Interessant ist es die Frage, welche Haltung dieses Annehmen ersetzen soll – also was tun wir, wenn wir nicht erst eine Situation annehmen. Wir wollen sie direkt ändern und das heißt, wir gehen in den Problem-Lösungsmodus und einigen uns auf eine Problembeschreibung. Dann führen wir mithilfe einer Aufstellung eine Lösung herbei, was letztlich voraussetzt, dass wir eine gute Hypothese haben, wie Problem und Lösung verknüpft sind. Fakt bei diesem Vorgehen ist, dass diese Hypothese immer die Hypothese des Aufstellungsleiters oder der -leiterin bleibt – genauso wie es die Hypothese der Ärzt/innen bleibt, wie eine Therapie mit dem Symptom verbunden ist. Wir können das annehmen, müssen es aber nicht. Und vielleicht tun wir es auch seltener als wir es unserem Umfeld erzählen.

Wenn wir ein System in einer Aufstellung lesen ohne eine Problemstruktur darüber zu legen, dann gibt es den Systembeteiligten die Möglichkeit, aus dem kraftvollen dreidimensionalen Bild der Aufstellung heraus selbst zu entscheiden, welche Sequenz, welche Positionierung, welchen Selbstausdruck er oder sie als Problem definieren möchte. Diese Entscheidung führt dann zum eigenen Problem, zu dem ich mich selbst entschieden habe. Manchmal braucht es noch ein wenig Hilfe der Aufstellungsleitung, aus den vielen Informationen einer Aufstellung den Möglichkeitsraum von Problemen zu erkennen. Nicht umsonst gibt es das Bonmot: Wenn ihr mir das als Lösung präsentiert, dann möchte ich mein Problem zurück!

Was also ist wirklich Neues durch das Seminar entstanden? Den Unterschied zwischen einer #Erkundungsaufstellung# und einer Problemlösungsaufstellungen konnten wir in dem Moment tiefgehend aufnehmen, in dem wir den Impuls unterdrückt haben, in einer Aufstellung eine Heilung oder eine Lösung herbeizuführen. Diesen Impuls zu unterdrücken, ist eine große Herausforderung für Berater/innen und Coaches, die sich innerlich auf ihre Kompetenz fokussiert haben, Lösungen herbeizuführen oder zu ermöglichen.

Wir nehmen die Komplexität unserer Lebenssituation an, wenn wir ein System in einer Aufstellung mit manchmal bis zu 20 Stellvertreter/innen sichtbar gemacht haben, dieses „Big Picture“ wirken lassen und dann ganz bewusst mit dem Impuls umgehen, die Lebenssituation eines der Elemente verbesser zu wollen. Dieser Impuls versteckt sich fast immer in der Frage: Was braucht xy, um …..?

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