Darf ich als Lehrkraft meine Meinung sagen ?

1.) Gessner et al. (2016) weisen auf die Gefahr hin, den Beutelsbacher Konsens fälschlicherweise als ‚Neutralitätsgebot‘ zu verstehen (Stichwort „Neutralität und politische Lethargie als Gefahr für politisches Leben“ auf Folie 13). Erläutern Sie, weshalb es sich hierbei um eine Fehlinterpretation handelt.

Es sollte klargestellt werden, dass der Beutelsbacher Konsens nicht als „Neutralitätsgebot“ gesehen werden sollte. Wir sollten als Lehrer und Lehrerinnen das Recht haben, unsere Ansichten und Meinung frei zu äußern. Entscheidend ist, wie wir dies umsetzen. Dabei ist es wichtig, dass die Meinung der Lehrkräfte sachlich präsentiert werden muss. Die Ansichten einer Lehrkraft sollte nicht als ausschließlich richtig dargestellt werden“ (McAvoy 2017, S. 375). Darüber hinaus sollten die Schüler in die Lage versetzt werden, die politische Situation nach ihren eigenen Interessen zu analysieren. (Wehling 1977, S. 180).

2.) Arbeiten Sie die Bedeutung des Beutelsbacher Konsens für ein Thema heraus, das in einem von Ihnen studierten Unterrichtsfach verortet ist. Was gibt es bei der Durchführung einer Unterrichtseinheit zu diesem Thema unter Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens zu beachten?

Ich studiere Germanistik und im Unterricht könnten Momente entstehen, in denen der Beutelsbacher Konsens eine entscheidende Richtlinie für das Verhalten der Lehrkraft darstellt.

Im Deutschunterricht ist es wichtig, den Schülern einen klaren Einblick in die literarischen Werke zu geben, mit denen sie sich beschäftigen. Je nach Epoche und Entstehungszeit dieser Werke kann eine obszöne Sprache oder ein veraltetes Sittenbild auftauchen, welches nicht mehr zeitgemäß ist.Dadurch bekommen die Schüler und Schülerinnen ein besseres Verhältnis zum Einordnen verschiedner Themen welche auch außerhalb des Klassenzimmers ein Segen sein kann.

3) Lesen Sie sich den taz-Artikel „Unterricht im Schützengraben“ durch. Erläutern Sie, warum es für den Unterricht wichtig ist, sich kritisch mit den verschiedenen Parteiprogrammen auseinanderzusetzen.

In dem Artikel der taz ist sehr gut zu sehen, wie die Kinder die Meinung beziehungsweise die Ansichten der Eltern übernehmen und diese in der Schule verbreiten. Das kann natürlich zu Problemen führen wie in dem Artikel mit der Afd Dominanz in der Gegend.

Dabei sollte der Unterricht helfen demokratische Werte einzuhalten und zu verstehen. Dadurch ist es noch wichtiger, dass sich die Kinder ihre eigene Meinung unabhängig der Eltern bilden (Wehling 1977, S. 179f.). Um eine neutrale und breite Aufklärung verschiedener politischen Positionen in den Schulen zu vermitteln, spielen Lehrkräfte eine riesige Rolle. In dem man die Schüler und Schülerinnen aufklärt, sorgt man für eine potenzielle Erhaltung der Demokratie in unserer Gesellschaft.

Literaturverzeichnis:

  • McAvoy, Paula (2017): Should Share Their Political Views in the Classroom? In: Bryan R. Warnick und Lynda
  • Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele und Herbert Schneider (Hg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 173-184.

Kommentare

Eine Antwort zu „Darf ich als Lehrkraft meine Meinung sagen ?“

  1. Hallo Übeydullah,

    Deiner Argumentation zu der fälschlichen Deutung des Beutelsbacher Konsens kann ich mich nur anschließen. Es ist sehr wichtig, dass der BK von Lehrkräften nicht als Neutralitätsgebot verstanden wird, denn die SuS könnten die Neutralität der Lehrkraft als Enthaltung und wiederum diese Enthaltung als Positionierung auffassen. Da nicht nur die Eltern, sondern auch die Lehrer*innen eine Vorbildfunktion für die Kinder übernehmen, ist es wichtig, dass im Unterricht eine Demokratieerziehung stattfindet. Darüber hinaus ist es von großer Relevanz, dass den SuS vermittelt wird, wie wichtig es ist sich mit politischen Meinungen auseinanderzusetzen, um sich eine eigene fundiert entwickeln zu können. Daher kann es im gegebenen Kontext bedeutsam sein, als Lehrkraft die eigene Meinung preiszugeben, oder auch eine Kontroverse zu verkörpern, auch wenn dies nicht der eigene Gesichtspunkt ist.

    Wie du studiere auch ich Germanistik und daher kann ich dein Beispiel sehr gut nachvollziehen.
    Es ist wichtig, dass die Inhalte des Beutelsbacher Konsens nicht nur in den gesselschaftswissenschlichen Fächern vermittelt wird, da diese eine Umfassende Relevanz haben (Herbst 2021, S.78-79)
    Aufgrund der Tatsache, dass die zu behandelten Literaturwerke oft vor langer Zeit entstanden sind und daher andere Werte als unsere heutigen vermitteln, ist es sehr wichtig für die SuS diese in Kontrast zu einander zu setzen. Ein Beispiel dafür kann das Frauenbild sein, welches in älteren Schriftwerken teilweise diskriminierend und in jedem Fall ganz anders ist als heute. In dieser Situation bietet es sich dann sehr an, die politischen Bedingungen der Entstehungszeit des Werkes mit den jetzigen zu vergleichen, um den SuS aufzuzeigen, wie wichtig es ist, dass auch Frauen am politischen Leben teilhaben.

    Nach dem Beutelsbacher Konsens ist es sehr wichtig, dass die SuS ihre eigene politische Meinung analysieren und reflektieren können (vgl. Wehling 1977, S. 180). Genauso wichtig ist es jedoch auch, dass sie die Ansichten anderer analysieren und diskutieren können.
    Besonders bei den Parteiprogrammen sollte man darauf achten, dass diese genau analysiert werden. Oft ist es der Fall, dass sich die Motive der Parteien erst nach einem intensiven Auseinandersetzen mit den Versprechungen und Klauseln der Programme für einen erschließen. Deswegen ist es wichtig, dass sich Schüler*innen, unter Moderation der Lehrkraft, kritisch mit ALLEN Parteien auseinandersetzen.

    Literaturverzeichnis

    Herbst, Jan-Hendrik (2021): Kontroversität und Positionalität im konfessionellen Religionsunterricht. Religionspädagogische Perspektiven auf den Beutelsbacher Konsens. In: Johannes Drerup, Miguel Zulaica y Mugica und Douglas Yacek (Hg.): Dürfen Lehrer ihre Meinung sagen? Demokratische Bildung und die Kontroverse über Kontroversitätsgebote. Stuttgart: Kohlhammer, S. 77-99.

    Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele und Herbert Schneider (Hg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 173-184.

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