Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?
Klare Antwort: Nein. Ein Unterschied im Leistungsniveau ist in jedem Fach sichtbar und bietet keinen Grund zur größeren Sorge. Vor allem Mathematik ist ein Fach, in dem es nur richtig und falsch gibt. Es geht oft sehr abstrakt zu und auswendig lernen bringt einem selten etwas. In Zusammenhang mit Mathe hört man oft „Ich kann das einfach nicht!“. Und tatsächlich: abstraktes, logisches Denken ist nicht für jeden ohne Schwieirgkeiten zu bewerkstelligen. Und auch die Anwendung von altem Wissen auf ein neues Thema ist nicht immer leicht. Wenn dies nicht von Anfang an gefördert wird und Schülern vorsätzlich auch noch „eingeredet“ wird, wie schwer Mathe sei, ist das vorankommen in höheren Klassenstufen mit harter Arbeit verbunden.
Glücklicherweise zeigt mir meine Erfahrung, dass die Schwierigkeiten und die Schere zwischen Mathekönnern und -nichtkönnern erst in den höheren Klassenstufen auftritt. Solange eine Abneigung der Mathematik gegenüber nicht den grundlegenden Wissenszuwachs in den ersten Klassen stört und schon bei Addition oder Bruchrechnung einen größen Leistungsunterschied zu Tage fördert, sehe ich keinen Grund, für erstarkte Sorge. Wichtig ist nur, die schwächeren Schüler nicht „hinten runter“ fallen zu lassen und sie mit ihrer Einschätzung „Ich kann das einfach nicht.“ allein zu lassen. Eine andere Erklärung oder ein anderer Erklärer haben schon manchmal Wunder vollbracht. Außerdem sehe ich ein großes Problem in der Konnotation von Mathematik als schweres Jungenfach und die Erwartungshaltung vieler Erwachsener, Mathe sei niemandes Lieblingsfach gewesen, wie von Herrn Fantini in seiner Mail zu dieser Vorlesung auch angemerkt. Dies kann zu schweren Vorurteilen führen und ein krasseren Leistungsniveauunterschied unterstützen.
Zunächst möchte ich vorwegnehmen, dass ich deine Einstellung zur Fragestellung, ob Leistungsunterschiede im Mathematikunterricht ein Grund zur Sorge sind, teile.
Ein Schulfach vorurteilsbehaftet als „schweres Fach“, „Hassfach“ oder gar genderbezogen als „Jungsfach“ zu benennen, schätze ich ebenfalls als fatal ein, da viele Schüler eventuell große Stücke auf die Meinung von Abgehörigen oder Freunden legen und ihnen dahingehend zustimmen möchten. Ich denke, dass es ebenfalls wichtig ist, Kinder und Jugendliche in ihrer Individualität wahrzunehmen und zu fördern, egal ob sie im Matheunterricht „leistungsstark“ oder „leistungsschwach“ sind- schließlich hat jeder Mensch Stärken und Schwächen.
Im Bezug auf real vorhandene Leistungsunterschiede finde ich es gut, dass du angemerkt hast, dass diese auch in allen Fächern anzutreffen sind. Im Umkehrschluss müsste es beispielsweise ein genau so großer oder kleiner Grund zur Sorge sein, wenn eine Schulklasse ein stark heterogenes Leistungsniveau im Deutschunterricht aufweist.