Individualisierter Unterricht

  1. Fassen Sie die für sie wichtigsten Einsichten, die ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

Ich sehe im individualisierten Unterricht viele Vor- und Nachteile. Besondere Schwierigkeit sehe ich in den erforderten Fähigkeiten der Schüler, die zum Erfolg individualisierten Unterrichts führen. Selbststeuerung und Evaluation ist selbst für Erwachsene ein hartes Pflaster. Sich zur Arbeit aufzuraffen ist nicht für jeden selbstständig möglich. Dies muss von der ersten Klasse an gefördert werden, wie es die Montessori und Waldorfschulen machen, um im Alter und dementsprechend höheren Klassen diese Fähigkeiten von Schülern fordern zu können. Und auch eine engagierte und „coole“ Präsentation ist kaum für jeden durchführbar. Besonders am Beispiel Tarkan sieht man die Schwierigkeit der Normierung besonders. Eine Inklusion dieses scheinbar schwächeren Schülers wäre durchaus möglich, scheinbar liegen seine Probleme jedoch tiefer und er ist auf einem gänzlich anderen Lernniveau als seine Mitschüler. Vorteile sind durchaus auch zu sehen. Die Akzeptanz und Arbeit mit der klasseninternen Heterogenität ist bei individualisiertem Unterricht besonders stark hervorzuheben. Frontalunterricht und klare Strukturen sind immer noch durchführbar, während weiterhin die Schüler eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legen können. Für mich wäre es denkbar, einige Unterrichtsstunden des Jahres derart zu gestalten, die Schüler aber auch stark darauf vorzubereiten, weiß ich doch schließlich selbst, wie es in der Klasse aussah, wenn der Lehrer mal nicht da war oder eine Gruppenarbeit zu tun war.

  1. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche schultheoretische Sichtweise für die Reflexion des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht?

Durch diese Sichtweise sind wir in Bezug auf Heterogenität auf einem guten Weg. Meiner Meinung nach ist Schule immer noch ein Ort der Sozialisation und Gesellschaftsfähigkeit die obligatorisch einhergeht mit einer gewissen Homogenisierung. Dass aber die Akzeptanz der Heterogenität eine wichtige Fähigkeit der Lehrer und Schüler ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Vielleicht wird eine Steigerung des Vorkommens individualisierten Unterrichts die Wichtigkeit dieser Akzeptanz verstärken. Aber auch das wird erst binnen der nächsten Jahre Einzug in den Unterricht finden, Lehrer die im Augenblick unterrichten sind immer noch von der alten Schule und man muss Glück haben, einen heterogenität-anerkennenden Lehrer zu finden.

Reaktion auf die Präsentation der Theatergruppe

Bei mir als bereits sehr genderbewusstem Menschen hat diese Darstellung auf starke Abneigung getroffen. Mir waren die stereotypen, überzeichneten Darstellungen zuwider. Die Entscheidung, zumindest kam es danach auf Nachfrage so rüber, die Typen unabhängig ihres Geschlechtes auf die Rollen zu verteilen ist zu befürworten. Dennoch hatten wir eine übersexualisierte Frau vertreten und einen arroganten Mann, eine überspitzte Darstellung aller Charaktere aus künstlerischer Perspektive, aber eben abstoßend für mich. Doch der Umgang mit diesen Menschen durch den Trainer war wohl das, was am meisten aufstoßen sollte.

Wir sollten uns bewusst sein, dass diese Steretypen so oder so ähnlich durchaus existieren, in dieser Geschlechterkombination oder genau gegensätzlich. Ein kompetenter Umgang mit Schülern dieser Art ist obligat, unabhängig ihres Geschlechtes. Wie dieser dann auszusehen hat, ist andererseits jedoch sehr unterschiedlich. Ein aufmüpfig-arrogant erscheinendes Mädchen hat andere Hintergründe für ihr Verhalten als ein Junge und braucht dementsprechend eine andere Umgangsweise. Ein ruhiger, in sich gekehrter Junge ist nicht weniger oft vertreten und braucht auch eine andere „Führungsart“.

Als gendersensible Lehrerin muss und werde ich mir darüber bewusst sein, dass man keine Eigenschaften vorurteilsbehaftet einem Geschlecht zuordnen kann, jedes Kind sein Verhalten aus einem anderen Grund so auslebt und dieser auch anders bearbeitet werden muss, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, ein funktionierender, ‚passender‘ Teil in unserer sozialen Gesellschaft zu werden. Ein kleiner Herr Meissner wird genau so viele Probleme mit der Sozialisation haben wie eine kleine Frau Schönfeld.