Sprachliche Heterogenität

Sprachliche Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht – eine Herausforderung oder eine Chance?“

Ich sehe viele Herausforderungen in Bezug auf die Fachtermini im Naturwissenschaftsunterricht.  Keine davon ist besonders bedeutend oder stark herausfordernd, erfordert aber Vorbereitung und Unterstützung durch den Lehrer. Da vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern viel mit wissenschaftlichen Bezeichnungen gearbeitet werden muss, die nicht unbedingt ihre Wurzeln in der deutschen Sprache haben und daher durchaus Schwieirgkeiten im Verständnis hervorrufen können, ist eine Kontrolle durch die Lehrkraft erforderlich. Benutzen die Schüler diese Fachausdrücke – und wenn ja, richtig? Die Schule ist eine bildende Einrichtung von der erwartet werden kann, wissenschaftlich korrekt zu arbeiten weshalb ich nichts davon halte, schwierige Fachausdrücke besonders zu umschreiben. Durch eine ständige Benutzung dieser durch die Lehrkraft gewöhnen sich die Schüler schnell an deren Benutzung sollten aber, meine Meinung nach nicht dafür bestraft werden, wenn diese Worte ihnen in Tests mal nicht einfallen.

Andererseits ist eine benutzung dieser Fachtermini durchaus auch förderlich. Der Schüler kann seinen Wortschatz erweitern und mit etwas Wissen über die Herkunft des Fachwortes sicher auch Verständnis über andere Worte erlangen. Abseits der Chemie fällt mir ein Beispiel aus der Biologie ein: die lateinische Bezeichnung für Spinnentiere „Arachnida“ kann dem Schüler den Fachausdruck für Spinnenphobie, „Arachnophobie“ näher bringen und nachvollziebar gestalten.

Alles in allem muss die Einführung bestimmter Fachausdrücke unbedingt von Anfang an gefördert und gefordert werden, damit die Schüler in ihrem Verständnis dieser möglichst heterogen sind. Dies ist vor allem durch Benutzung und Erfragung dieser durch die Lehrkraft möglich.

 

Mathedidaktik

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Klare Antwort: Nein. Ein Unterschied im Leistungsniveau ist in jedem Fach sichtbar und bietet keinen Grund zur größeren Sorge. Vor allem Mathematik ist ein Fach, in dem es nur richtig und falsch gibt. Es geht oft sehr abstrakt zu und auswendig lernen bringt einem selten etwas. In Zusammenhang mit Mathe hört man oft „Ich kann das einfach nicht!“. Und tatsächlich: abstraktes, logisches Denken ist nicht für jeden ohne Schwieirgkeiten zu bewerkstelligen. Und auch die Anwendung von altem Wissen auf ein neues Thema ist nicht immer leicht. Wenn dies nicht von Anfang an gefördert wird und Schülern vorsätzlich auch noch „eingeredet“ wird, wie schwer Mathe sei, ist das vorankommen in höheren Klassenstufen mit harter Arbeit verbunden.

Glücklicherweise zeigt mir meine Erfahrung, dass die Schwierigkeiten und die Schere zwischen Mathekönnern und -nichtkönnern erst in den höheren Klassenstufen auftritt. Solange eine Abneigung der Mathematik gegenüber nicht den grundlegenden Wissenszuwachs in den ersten Klassen stört und schon bei Addition oder Bruchrechnung einen größen Leistungsunterschied zu Tage fördert, sehe ich keinen Grund, für erstarkte Sorge. Wichtig ist nur, die schwächeren Schüler nicht „hinten runter“ fallen zu lassen und sie mit ihrer Einschätzung „Ich kann das einfach nicht.“ allein zu lassen. Eine andere Erklärung oder ein anderer Erklärer haben schon manchmal Wunder vollbracht. Außerdem sehe ich ein großes Problem in der Konnotation von Mathematik als schweres Jungenfach und die Erwartungshaltung vieler Erwachsener, Mathe sei niemandes Lieblingsfach gewesen, wie von Herrn Fantini in seiner Mail zu dieser Vorlesung auch angemerkt. Dies kann zu schweren Vorurteilen führen und ein krasseren Leistungsniveauunterschied unterstützen.

Individualisierter Unterricht

  1. Fassen Sie die für sie wichtigsten Einsichten, die ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

Ich sehe im individualisierten Unterricht viele Vor- und Nachteile. Besondere Schwierigkeit sehe ich in den erforderten Fähigkeiten der Schüler, die zum Erfolg individualisierten Unterrichts führen. Selbststeuerung und Evaluation ist selbst für Erwachsene ein hartes Pflaster. Sich zur Arbeit aufzuraffen ist nicht für jeden selbstständig möglich. Dies muss von der ersten Klasse an gefördert werden, wie es die Montessori und Waldorfschulen machen, um im Alter und dementsprechend höheren Klassen diese Fähigkeiten von Schülern fordern zu können. Und auch eine engagierte und „coole“ Präsentation ist kaum für jeden durchführbar. Besonders am Beispiel Tarkan sieht man die Schwierigkeit der Normierung besonders. Eine Inklusion dieses scheinbar schwächeren Schülers wäre durchaus möglich, scheinbar liegen seine Probleme jedoch tiefer und er ist auf einem gänzlich anderen Lernniveau als seine Mitschüler. Vorteile sind durchaus auch zu sehen. Die Akzeptanz und Arbeit mit der klasseninternen Heterogenität ist bei individualisiertem Unterricht besonders stark hervorzuheben. Frontalunterricht und klare Strukturen sind immer noch durchführbar, während weiterhin die Schüler eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legen können. Für mich wäre es denkbar, einige Unterrichtsstunden des Jahres derart zu gestalten, die Schüler aber auch stark darauf vorzubereiten, weiß ich doch schließlich selbst, wie es in der Klasse aussah, wenn der Lehrer mal nicht da war oder eine Gruppenarbeit zu tun war.

  1. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche schultheoretische Sichtweise für die Reflexion des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht?

Durch diese Sichtweise sind wir in Bezug auf Heterogenität auf einem guten Weg. Meiner Meinung nach ist Schule immer noch ein Ort der Sozialisation und Gesellschaftsfähigkeit die obligatorisch einhergeht mit einer gewissen Homogenisierung. Dass aber die Akzeptanz der Heterogenität eine wichtige Fähigkeit der Lehrer und Schüler ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Vielleicht wird eine Steigerung des Vorkommens individualisierten Unterrichts die Wichtigkeit dieser Akzeptanz verstärken. Aber auch das wird erst binnen der nächsten Jahre Einzug in den Unterricht finden, Lehrer die im Augenblick unterrichten sind immer noch von der alten Schule und man muss Glück haben, einen heterogenität-anerkennenden Lehrer zu finden.

Reaktion auf die Präsentation der Theatergruppe

Bei mir als bereits sehr genderbewusstem Menschen hat diese Darstellung auf starke Abneigung getroffen. Mir waren die stereotypen, überzeichneten Darstellungen zuwider. Die Entscheidung, zumindest kam es danach auf Nachfrage so rüber, die Typen unabhängig ihres Geschlechtes auf die Rollen zu verteilen ist zu befürworten. Dennoch hatten wir eine übersexualisierte Frau vertreten und einen arroganten Mann, eine überspitzte Darstellung aller Charaktere aus künstlerischer Perspektive, aber eben abstoßend für mich. Doch der Umgang mit diesen Menschen durch den Trainer war wohl das, was am meisten aufstoßen sollte.

Wir sollten uns bewusst sein, dass diese Steretypen so oder so ähnlich durchaus existieren, in dieser Geschlechterkombination oder genau gegensätzlich. Ein kompetenter Umgang mit Schülern dieser Art ist obligat, unabhängig ihres Geschlechtes. Wie dieser dann auszusehen hat, ist andererseits jedoch sehr unterschiedlich. Ein aufmüpfig-arrogant erscheinendes Mädchen hat andere Hintergründe für ihr Verhalten als ein Junge und braucht dementsprechend eine andere Umgangsweise. Ein ruhiger, in sich gekehrter Junge ist nicht weniger oft vertreten und braucht auch eine andere „Führungsart“.

Als gendersensible Lehrerin muss und werde ich mir darüber bewusst sein, dass man keine Eigenschaften vorurteilsbehaftet einem Geschlecht zuordnen kann, jedes Kind sein Verhalten aus einem anderen Grund so auslebt und dieser auch anders bearbeitet werden muss, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, ein funktionierender, ‚passender‘ Teil in unserer sozialen Gesellschaft zu werden. Ein kleiner Herr Meissner wird genau so viele Probleme mit der Sozialisation haben wie eine kleine Frau Schönfeld.

Innere Differenzierung im Matheunterricht

Das erste, fundamentalste Beispiel wäre sicherlich die Differenzierung nach Zeit für Tests in Mathe. Kindern und Jugendlichen, denen eine Rechenschwäche diagnostiziert wurde, bekommen je nach Schweregrad der Schwäche für Examina länger Zeit. Ein weiteres Beispiel für Differenzierung wäre auch der Schwierigkeitsgrad, der auch vor allem in Tests seine Anwendung findet. In meiner Schulvergangenheit gab es oft am Ende der Prüfungsaufgaben noch eine letzte Zusatzaufgabe, deren Schwierigkeitsgrad angehoben worden war und die nur die schnellsten und besten Schüler bearbeiten und/oder lösen konnten.  Die wohl großflächigste Differenzierung entsteht bei der Unterscheidung nach Leistungskursen und damit den Inhalten. Ein Grundkurs hat in der Mathematik wenig tiefergreifende Einblicke und weniger Themen innerhalb der gleichen Zeit eines Liestungskurses. Und auch die Anzahl der Übungen, Erklärungen und Wiederholungen ist sehr unterschiedlich.

Vor allem in der Mathematik ist die Gefahr hinterherhinkender Schüler sehr hoch. „Ich kann das einfach nicht“, „Ich komm da nicht mit“ – oft gehörte Kommentare. Allein die Unterscheidung zwischen Leistungsniveau, Motivation, Interesse und Denkvermögen ist durch Leistungs- und Grundkurse schon vorhanden. Auch die Anerkenung einer Rechenschwäche durch die verlängerte Bearbeitungszeit ist eine Anerkennung von Heterogenität innerhalb einer Klasse. In die andere aber gleichzeitig gleiche Richtung geht eine Extra-Aufgabe für die Schnellen und Mathe-Begabten. Hilfe und Arbeit am Einzelnen ohne andere Schüler mit einzubinden, zurückzuhalten oder mitzuziehen. Individuelle Hilfe und toleranz der Heterogenität.

Heterogenität vs. Homogenität

Unsere Gesellschaft, jede wie auch immer zustande kommende Gruppe und eben auch die Schule bzw. eine einzelne Klasse ist zwar vor allem heterogen, wird aber als homogen angesehen. Einzelne Schüler, Individuen die sie sind, unterscheiden sich immer stark voneinander: in Alter, Wissensstand, Herkunft (ob nun ob des Elternhauses, Stadt oder Land), Religion oder auch nur bezüglich der Lust auf Schule. Und dennoch muss die Institution Schule und im einzelnen ein Lehrer eine gewisse Homogenität schaffen, um gemeinsame Ziele zu erreichen, jeden Schüler auf das Leben, die Zukunft oder nur den nächsten Test vozubereiten. Schüler müssen jedoch, wie in der Vorlesung angerissen, weiterhin als diese Individuen angesehen werden, es muss eine Differenzierung innerhalb der Masse passieren – im Gegensatz dazu ist eine Zusammenarbeit dieser differenzierten Masse nur von Vorteil. Eine Akzeptanz dieser beiden Masseformen ist von immenser Wichtigkeit – anzuerkennen, dass nicht beide immer gewürdigt werden können, ist aber unabdingbar.